Grüne Bürgerzeitung, Nummer 2, Juni 1992

stünden auf Reduzierung des KFZ- Verkehrs, andererseits rechnet siemit einem jährlichen Zuwachs von fünf bis sechs Prozent. Die Frequenz des Tabor-Knotens beträgt derzeit 30.000 Autos pro Tag. Bei einer Zunahme von 5% sind das in 5 Jahren über 38.000. Wenn die Nordspange · 30% Erleichterung bringt, verbleiben täglich 26.000 KFZ, vermehrt um etwa 4.000 durch Neu- ansiedlungen und und ähnliches. Ohne Nordspange sind es 38.000 plus eben genannte 4.000 KFZ, also 42.000 !Frau ScheucherwilldieTabor Bewohner schonen, mutet ihnen aber 42.000 KFZ pro Tag zu, 12.000 mehr als jetzt. Um auch ein Bild zu gebrauchen: Während man den Belastungsruck- . sack der Tabor-Bewohner auf das Unerträgliche weiter auffüllen will, setzt man sich für .die ein, welche nichts zu tragen haben. Das Problem .ist ohne Solidarität nicht zu lösen. Die Trassenführung der Nordspange aber ist ein anderes Kapitel. Man braucht Ziele, nian braucht Utopien, um letztendlich Verbesse- rungen zu erreichen. So verstehe ich den Forderungskatalog von .Frau Scheucher. Ob wir deren Verwirkli- chung- amTabor in Form spürbarer Hebung der Wohnqualität - je noch erleben werden, bleibt zweifelhaft. Das tägliche Stau-Chaos am und rund um den Steyrer Tabor-Knoten ist Selbstverständlichkeit geworden, der Lärm, das Gift der Abgase ebenso. Der Fußgänger, der Radfahrer - sie bleiben Freiwild. Was Wunder, fre- quentieren diesen Knoten doch täg- lich 30.000 Kraftfahrzeuge. DieMenschen amTabor-Knoten und in der Umgebung leben mit diesen Umständen - noch geduldig, zu ge- duldig. Sie haben Hoffnung auf Bes- serung: Ein für die Kraftfahrzeuge • abgesenkter Kreisverkehr (mit einem architektonisch anspruchsvollen Fuß- gänger-Plateau) bringt eine Verflüs- sigung des Verkehrs, die Staubildun- gen, das ewige Stehenbleiben und wieder Anfahren entfällt. Dadurch verringern sich Lärm/Abgasbildung. Nicht verringern kann sich durch diesen Umbau die Zahl der Autos .. Die zweite Hoffnung ist die Nord- spange. Sie leitet Verkehr ab, wenn die Planer recht haben, 30%! Damit wäre spürbar geholfen. Doch bleiben wir Realisten. Der Gewinn durch die Nordspange für dieTaborianer wird ohnedies raschest wieder verspielt, ohne daß es dage- gen Mittel gibt. AufdemGelände der ehemaligen Hauptreparaturwerk- stätte der Steyr-Werke soll ein Groß- kaufhaus mit einer täglichen KFZ- Frequenz von 2.200 entstehen, dazu sollen sich auch noch der städtische Wrrtschaftshof und die Verkehrsbe- triebe ansiedeln. Eine weitere Wohn- siedlung für 300 Familien mit rund 1.000 Menschen wird ebenfalls im näheren Tabor-Bereich erbaut wer- den. Auch die Verkehrsfreihaltung anderer Stadtteile geht auf Kosten des Tabors. Wenn die Entlastung durch die Nordspange nicht kommt, steigern sich die Verhältnisse am Tabor-Kno- ten von unerträglich, gesundheits- schädigend zum bodenlosen Chaos, zur Unbewohnbarkeit. Man kann ei- nem Stadtteil nicht alle Lasten auf- bürd.en . Sollen die Menschen doch absiedeln .!? Das käme einer Enteig- nung ohne Entschädigung gleich - mit der Folge weiterer Zersiedelung des Urnlandes. · Die Tabor-Bewohner wünschen sich die Nordspange, ja sie fordern sie - aus ihrer Not heraus. Wie dieseNordspange aussehen, über welches Gebiet sie führen soll, ist nicht Sache der Tabor-Bewohner. Jeder wünscht sich heutzutage eine naturschonende Trassenführung und Hauptverkehrsadern fernab von Wohnsiedlungen. Hier herrscht volle Ubereinstimmung. Die Tabor-Bewohner tragen seit lan- gem der anderen Last und werden auch weiterhin geduldig sein müs- Ein Bild mit Selten- heitswert: ,,Geringes" Verkehrsaufkommen am Taborknoten. Was man auch bei Vollbelas- tung am Taborknoten nicht sieht: Wie aus einen überkochenden Häferl quillt der Verkehr aus der Monsterkreu- zung undfließt in die angrenzenden Wohnge- biete. Die an den Knoten angrenzenden Straßen und - teilweise ampelge- regelten - Kreuzungen sind heillos überlastet, die Bewohner kriegen den Stau vor die Haus- tür serviert. Foto: Kainrath sen. Sie können daher mit Recht Solidarität erwarten. Zuerst vielen Dank für Ihre Be.,reit- schaft zu einer Diskussion über die drängenden Verkehrsprobleme, be- sonders Taborknoten und -Nord- spange. Zum ersten Teil ihres Kommentars kann ich nur vollinhaltlich ja sagen. Der Kreisverkehr amTabor in der von ihnen beschriebenen Variante ist ein Projekt, das sofort in Angriff genom- men werden muß. Das wäre die Straßenbaumaßnahme in Steyr, die allen anderen vorgezogen werden .müßte. Ich frage, warum hier nichts weitergeht. Im zweiten Teil zeigen Sie selbst sehr wenig Hoffnung, daß die Nordspange eine echte und dauerhafte Verbesse- rung für den Tabor bringen würde. Sie sehen wie ich die Ursachen dafür in einem Bereich, der durch Straßen- neubau nicht zu beheben ist. Wir fahren zuviel und unnötig im Stadt- bereich mit dem eigenen Auto. Im- mer mehr Großkaufhäuser am Stadtrand locken immer mehr moto- risierte Kunden an. Sie sehen die Nordspange als einen ,,Rettungsanker" für die unerträgli- che Verkehrssituation am Tabor und erwarten Solidarität. Ich glaube auch, daß der Tabor endlich Erleichterung verdient hat, daß unsere Solidarität aber anders ausschauen muß, als ein- fach nur eine neue Straße zu bauen. Seite 6 GRUNE

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