Grüne Bürgerzeitung, Nummer 6, Dezember 1991

nur in der Verwertung, sondern vor allem in der energieverschwendenden und umweltzerstörenden Erzeugung liegt, weiß heutzutagejedes Schulkind. NA Jtt'JI ZllJN _ rge V Keine Spur von Kreislaufwirtschaft 3x Nein zur ArgeV deshalb, da eine echte, ökologisch fundierte Kreislauf- wirtschaft nur durch Mehrwegsy- steme geleistet wird. Nicht der beim Verkaufschon aufgeschlageneArgeV- Tribut, sondern die bei der Rückgabe wieder ausgehändigten Pfand-Schil- linge lassen erwarten, daß die Ver- packungen nicht sofort im Hausmüll landen, sondern zum Händler zu- rückgebracht werden. (Die Ergebnis- se eines bereits durchgeführten Tests in einem großen Einkaufszentrum zeigen, daß trotz eines beachtlichen Werbeaufwandes und einer Besu- cherfrequenz von 300.000 Personen innerhalb einer Woche nur knapp 400 Kilogramm bunt gemischter Verpackungsmüll zurückgebracht wurde.) Das soll aber jetzt überhaupt nicht heißen, daß eine echte ökologische Kreislaufwirtschaft unter Verwen- dung eines Milliardenheeres von neuerdings wiederbefüllbaren PET- Flaschen (die einzige Waschanlage „Unternehmer sind keineNikoläuse", umschreibt Politologe Emmerich Talos trocken folgende Tatsache: Seit Mitte der Achtziger bläst den Beschäf- tigten in Österreich ein rauhererWind ins Gesicht. Anlaß für das Steyrer Dominikanerhaus sich dieser Proble- matik zu widmen. Unter dem provo- kantenTitel: ,,Wären Siegern arbeits- los ?", diskutierte neben dem Wiener Universitätsprofessor Talos noch der Abteilungsleiter des Steyrer Arbeits- amtes, Mag. Herbert Heindl, vor schütterem Publikum. Die Betroffe- nen hatten es vorgezogen zu Hause zu bleiben. Tatsächlich ist die Arbeitslosenrate im Bezirk Steyr deutlich über dem Landesdurchschnitt, wie der Arbeits- amtexperte Heindl anhand von ak- tuellem Zahlenmaterial nachwies. Wobei besonders ältere Frauen aus dem Arbeitsmarkt ausgegrenzt wer- dafür gibt es in Tirol) aufgebaut wer- den soll. Das alles soll zeigen, wo die wahren Interessen der ArgeV liegen. Sie muß nämlich naturgemäß daran interessiert sein, die Müllmenge der Einweg-PET-Flaschen(=Konkurrent der Mehrweg-PET-Flasche) so groß wie nur möglich zu halten: Denn erstens steigen mit dem Umsatz die Einnahmen, und zweitens ist bei kleineren Mengen die Wiederver- wertung (was auch immer darunter zu verstehen ist) pro Stück teurer als bei großen. Und dies alles geschieht zu Lasten von Mehrweg und hier vor allem zu Lasten der ökologisch sinnvollsten Alternative - nämlich der Pfand- Glasflasche: Mit den ArgeV-Aktivi- täten werden also unter dem Deck- mantel des Umweltschutzes die In- teressen der Industrie und des Han- dels an den für sie bequemeren Ein- weg-Verpackungen forciert. Umweltflop und Konsumentennepp Der großspurigen Behauptung, daß es der ArgeV gelingen wird, die Getränkeverpackungen imHausmüll wirklich wesentlich zu reduzieren, kann kein Glauben geschenkt wer- den. In der ganzen Sache ist vielmehr eine dem mittelalterlichen Ablaß- wesen nachempfundene Angelegen- Arbeitslosigkeit den. Heindl: ,,Dort muß man den Hebel ansetzen, der Wiedereinstieg muß möglich sein." Auch der Sozial- experte und Berater des verstorbe- nen Ministers Dallinger schlug in die selbe Kerbe: ,,Für Frauen ist das Ri- siko arbeitslos zu werden und zu bleiben weitaus größer als bei den Männern." Talos sprach von einem Versäumnis der politisch Verant- wortlichen: ,,Im Gegensatz zu den siebziger Jahren fehlen heute offensi- ve Steuerungsmaßnahmen." Arbeitslosigkeit bringt schwerwie- gende Folgen mit sich: steigendes Verarmungsrisiko, Ausgrenzung, aber auch massive psycho-soziale Proble- me. Im Gegensatz zum Klischee des ,,Sozialschmarotzers in der Hänge- ~ matte" zeichnete Talos folgendes Schnaubelt Fes t &Sp e l Spielsachen und Spiele aus Holz Knobelspiele, Geduldspiele, Umwelt- spiele, Kreat ivspiele, Familienspiele Holzpuzzle, Marionet- ten, Spielkarteien Spie/behelfe Lernspiele Puppenhäuser Kinderspiel- möbel 4400 Steyr Michaelerplatz 13 07252/66795 heit zu sehen, bei der die Konsumen- ten bezahlen, sich so von ihrer „Schuld" loskaufen, und die für die eigentliche Misere zuständigen Un- ternehmer und Händler - und auch der Finanzminister - wieder nur Geld einstreifen. Wir fordern deshalb die Umweltministerin und den Wirt- schaftsminister auf, diesenUnfug, der dem Verbraucher nur zusätzliche Kosten und der Umwelt nur zusätz- lichen Schaden zufügt, sofort abzu- stellen und nicht wie angekündigt, „zunächst einmal zuzusehen" und nicht zu warten, bis sich die ganze Sache noch aufweitereVerpackungs- produkte (z.B. Milchpackerl) aus- breitet. Bild: ,,Dieses Netz wölbt sich nach oben, die Menschen fallen hinunter. Untermauert wird dieser Umstand mit Zahlenmaterial, nach dem 15 % der Arbeitslosen keinerlei Unterstüt- zung erhalten. Der soziale Abstieg ist dann zumeist unabwendbar. Als Alternative zum herkömmlichen System böte sich die Einführung ei- ner materiellen Grundsicherung an. Darüber hinaus müßten beschäfti- gungspolitische MaBnahmen, beson- ders im sozialen, aber auch im öko- logischen Bereich gesetzt werden. „Eine neue Sensibilität zum Thema Arbeitslosigkeit", wünscht sichTalos. Mittlerweile dürften auch die zustän- digen Stellen im Bezirk Steyr diese Notwendigkeit erkannt haben. Erst vor wenigen Wochen gab es ein er- stes Gespräch mit den Sozialpartnern und der Landesregierung im Steyrer Arbeitsamt. LANDES W/ERI A~G Stadtplatz 2 -V BUCH·P~---6~_io_5~-~e_J;_o_27_-o ___ BURGERZEITUNG ~" t 3

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