Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs

darauf Bezug genommen und betont, daß Burgen, die ohne Konsens des Landes- füristen errichtet wurden, geprochen d. h. zerstört werden. Von fast allen Sitzen i,st nur die Erdsubstruktion, bestehend aus dem Hügel mit dem umlaufenden Graben, der oft noch teilweise oder ganz wasserführend (Teich, Weiher) i,st, erhalten. Nachdem alle diese Sitze im ebenen Gelände angelegt waren, bildeten deren Erdunterbauten ein, der Ackerkultur hinderliches Bodendenkmal, besonders wenn der Graben trocken war. Bei Teichen, die mit Fi,schen (Karpfen) besetzt waren oder sind, fand der Turm-( Hochhaus-) Hügel mitunter als bäuerlicher (Haus- oder Wurz-)Garten Verwendung . Ähnlich den Sitzen bzw. deren Relikten in Form eines Bodendenkmales sind auch die nachmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Feldbefestigungen, die unter den Sammelbegriff „Schanzen" fallen, wenig in die Literatur eingegangen und wenn , so wurden sie oft altersmäßig verkannt oder falsch eingestuft. Dies mag daran liegen, daß von Lokalfor,schern örtliche Traditionen ungeprüft übernommen wurden, ohne die reichlich fließenden Quellen der Archive über diese Befesti- gungswerke zu berücksichtigen . Deshalb habe ich es für wichtig befunden, nicht nur die Quellen anzuführen, sondern auch die betreHenden Textstellen zu zitieren. Spärl'ich hi,ngegen sind die redenden Quellen, die von den Schanzwerken aus der Zeit der französischen lnva,sion in Oberösterreich berichten; •das meiste findet sich im Stiftsarchiv Lambach. Im einzelnen wären zu den besprochenen Objekten in den politischen Bezirk,en eini,ge Bemerkungen angebracht. Politischer Bezirk Braunau: Die Quell en - besonders jene in Bezug auf die Sitze - sind spärlich, haupt- sächlich für die ältere Zeit (11. bis 14. Jh.) konnte das oö. Urk•undenbuch und das Diplomatar (Urkundenabschriften im oö. Landesarchiv) herangezogen w erden. Das 15. Jahrhundert i·st urkundlich äußerst unergiebig, das 16. Jh. kann wenigst,ens hinsichtlich der Sitze durch die bairi,schen Landtafeln etwas aufgehellt werden, das 17. und 18 . Jh. desgleichen, jedoch ergänzt durch die Handschrift 44 aus dem Schlüsselberger Archiv (Sammlung Hoheneck) im oö. Landesarchiv und nach 1779 nach der Eingliederung des lnnviertels an Oberösterreich l'iegt wi,eder reichliches Quellenmater,ial vor. Die Ursache dies 1 es Mangels an urkundlichen Quell,en i,st bekannt. Re·iches und auch ergiebiges Quellenmaterial erliegt für die Zeit vor 1779 in den bayrischen Archiven in München und Landshut, ist aber für uns kaum bzw. unter schwi,erigen Bedingungen (Ausland , hohe Aufenthaltskosten und mangelnde Zeit) erschließbar. Vielen Bodendenkmal,en stehen, wegen der hierorts fehlenden Urkunden, die Worte „keine Beurkundung" bei. Für die vormittelalter- lichen Anlagen gibt es - wie in den anderen Bezirken - kaum Beurkundungen. Politischer Bezirk Eferding: Dhe Quellenlage für diesen Bezirk ist als sehr gut z·u bezeichnen, blieben doch eine Reihe von Herrschaftsarchiv,en erhalten, wie das der Grafen von Schaunberg, vereinigt mit dem fürstlich starhembergi,schen Archiv in Eferding, das Archiv von Hartheim, das Archiv der Herrschaft A,schach-Stauff und das Stadtarchiv von, Eferding (mit Ausnahme des letztgenannten, alle im oö. Landesarchiv). Aber auch andere schriftliche Quellen, wie das Wallseer Lehenbuch und die landesfür,stlichen Lehenbücher, li.efern auss·agekräftige Belege. Diesem quellenmäßigen Angebot steht aber die Tatsache gegenüber, daß eini.ge Objekte nicht lokalisiert und andere nicht zugeordnet werden können. Politischer Bezirk Freistadt: Trotzdem die Quellenlage für die,sen Bezirk al,s reichlich zu bezeichnen ist (Herrschaftsarchiv Weinberg, HA. Burg Freistadt, Stadtarchiv Freistadt und das HA. Riedegg, all·e im oö. Landesarchiv), finden sich gerade in diesem Bezirke urkundliche Lücken, die eine Id entifizierung größerer und kleinerer Burgen bzw. deren Ruinen, die als namenlos gelten (Behelfsnamen), aus,schli,eßen. Als Gründe werden angesehen, vor allem die Einfälle der Huss iten im Mühlviertel und im 14. Jh. und früher über den Lok,albereich hinausgreifende Fehd en böhmischer Adelsgeschl echter gegen heimische Geschlechter . Dies mag bei einigen zutreffen, war aber bestimmt nicht die Hauptursach e. Höhere Wahrscheinlichkeit muß dem Burgenbauverbot und der Brechung konsensloser Burgen durch König Ottokar II. VII

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