Die Gotik in Oberösterreich

uns nur mühsam rekonstruieren: zwei meisterhafte lebensgroße Holzstatuen der Apostelfürsten in dem Bergkirchlein St. Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz bei Weyer an der Enns vervollständigen einigermaßen unsere Anschauung von steyrischer Kunst. Stiftsmuseum St. Florian bei Linz, Photo: Osterr. Lid,tbildstelle, Wien Kaiser Maximilian hat vielleicht die Frauensteiner Maria in das Bergkirchlein gestiftet, in dessen Umgebung er zu jagen pflegte; von Steyr aus besuchte der Kaiser auch Stift St. Florian, wo damals der bedeutendste Altar der Donauschule von Albrecht Altdorfer aufgestellt ,vtrrde.Dessen plastische Teile sind uns leider verloren und wir können sie uns kaum vorstellen; eine etwas spätere, fast lebensgroße Marienfigur aus Steyr kam ins Liebighaus nach Frankfmt am Main; sie steht dem Leinberger sehr nahe; die Plastik des Florianer Altarwerkes kann unmöglich so fortgesd1Tittengewesen sein, wie diese Figm, die vielleicht bis 1530 hinaufzurücken ist; weder Steyr selbst, noch sein Museum, noch dieUmgebungweistheuteWerkeauf. die dem Stil der Altdorfer-Zeit entspred1en; aud1 dmch den Handel ging nidits älmlid1es. Wir stehen also hier vor einem Problem der oberösterreichisd1en Kunstgeschichte. Viel Albrecht Altdorfer. Tafelbild, ,,Christus am Olberg" der der Kefermarkter Altar und die Frauensteiner MaTia entstammen; die übrigen Werke dieser Werkstatt gu-igen offenbar beim Stadtbrand 1522 zugrunde. Damals brannte die groHe Stadtpfarrkirche aus, die man im Laufe eines Jahrhunderts mit den Höchstleistungen heimischer und auswärtiger Kunst aufs reichste geschmückt hatte. Es ist kein Wunder, wenn uns heute der Schlüssel zur obe~·österreichischen Kunstgeschichte fehlt, da damals eine einzige Nacht vernichtete, was Generationen geschaffen hatten. Nur der Kruzifixus der Spitalshalle in Steyr lä.Rt uns ahnen, was die oberösterreichische bodenständige Kunst an Höchstleistung zu schaffen imstande war; verwandte Assistenzfiguren im Landesmuseum zu Darrn.stadt, die durch den Welser Kunsthandel gingen, ergänzen das Bild, das wir 24 brennender ist aber die Frage nach dem Meister von vier, fast quadratisd1en Tafelbildern, die, doppelseitig bemalt,von einem der wertvollsten Altäre stammen, der sich in derStiftskird1e von St. Florian befunden haben dürfte; Stilzusammenhänge mit der kaum greifbaren Gestalt Jörg Kölderers (des Lehrers Altdorfers, wie wir fast glauben dürfen) sind fühlbar; voll Rätsel und geheimnisvoll reif steht hier eine Künstlerpersönlichkeit vor uns, die das Können und Fühlen der Spätgotik zu Meisterwerken steigert, die das Höchste darstellen, was die österreichische Schule der spätgotisd1en Malerei zu leisten imstande war; sie ist aud1 der Ursprung jener romantischen Richtung der deutschen Kunst, die als Donaustil in unseren Gegenden in kmzer Bli.ite das le~te Wort der Gotik spricht und ihr Erbe dem neuen Stil, der Renaissance überantwortet.

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