Die Gotik in Oberösterreich

Mondsee. ehern. Stiftskirche, Sakristeiportal, um 1500 den Städten, die Werkstätten; dort lernten dje }lmgen jahrelang in härtester Zucht und hatten, wie uns Dürer von sich selbst erzählt, unter der Rute und Roheit von Meister und Gesellen viel zu leiden, bis sdtliefllich die Freiheit der Wanderjahi·e ·winkte und die weite lodcende Welt endlich den der Enge der Werkstatt Entronnenen mit ihren Wundern umfing; mu- die Alten saßen grämlich hinterm Herd; die Jungen trieb es von Stadt zu Stadt. wie in der warmen Sommersonne die Bienen fliegen und an blauen Glocken hängend in vollen Zügen Honig trinken aus duftenden Bechern. Die Blüte eines Volkstums ist ein Wunder, das wir nicht zu Ende denken können, wenn es uns nicht selbst davon erzählt: die Griechen taten es för alle Menschheit, und die Deutschen dann in Sd1waben lmd Franken, am Rhein und an der Donau, in Klöstern und Städten, und die Nordgermanen auf ihren Zügen i.iher die Meere hin. Osterreich, als Kolonialland, erreid1t auch in Kunst und Kultm nicht jene Einheit und Höhe, die den deutschen Stammesländern von Natur 12 gegeben ist; Oberösterreich aber litt im besonderen danmter, daß es keinen kirchlichen Mittelpunkt besaß, der, wie Passau und Salzburg, zugleid1 eine städtisd1e Kultur entfaltete. Die Gotik ist ihrem Wesen nad1 und organisd1 an die Stadt gebunden und kann ohne diese Grundlage nidit gedeihen; die Residenzen der gotischen Epoche, die Festungen der Kirchenfürsten in Passau und Salzburg, waren auch Wunder der Kunst ihrer Zeit und hatten in ganz Deutschland nidit ihresgleidien. Die weltlid1en Fürsten dagegen wurden durdi das Aufkommen der Städte in ihren MitteL1 und in ihrer Macht eingesdiränkt; reiche Bi.irger hatten nun für die Kunst mehi· Bedeutung als der verarmende Adel, der, wie selbst der Kaiser, in den Idealen des Rittertw11S befangen blieb. Zünfte und reiche Bürger stiften in die zahlreichen Kirchen und Klöster Altäre, Tafeln, Gestühle und heilige Geräte; ein Wetteifer entbrennt, in Wohltun und Verewigung sich zu übertreffen. Ohne Erbarmen hat die Zeit fast alles vernid1tet, was einst der freudige Stolz und ein E--wigkeitshoffen von Generationen gewesen; wir aber vergolden heute mit almender Liebe die schicksalhaft verdämmernde Zeit jener fernen Blüte. Der Stein hat uns oft am treuesten die gotisd1e Form bewalirt, wo das edlere, weid1e Holz. der Jakobus der Altere Photo: G. Gugenbauer Holzfigur um 1500 (im Kunsthandel)

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