Garsten 1959

berg einen entscheidenden Auftrieb. Tatsächlich finden wir in einem auf das Ende des 1 4. Jahrhunderts zurückgehenden Passauer Pfarr­ verzeichnis Losenstein bereits als Pfarre vermerkt. Ihr Patrozinium des heiligen Blasius von Sebaste weist uns ebenso ins beginnende Spätmittelalter. In dieser Pfarraufgliederung Steyr, Garsten, Ternberg, Losenstein, Gro�raming und Neustift, sowie Aschach an der Steyr, Steinbach und Molln ging das Enns- und Steyrtal in die aufgewühlte Zeit der Glaubensspaltung. Sie brachte ja, wie wir aus dem erschüttern­ den Visitationsbericht , von 1 566 entnehmen können, mit sich, da� die auf den Pfarreien exponierten Konventualen des Stiftes längst .vom Kloster abgetreten" waren, d. h. also, den Zusammenhang mit Garsten aufgegeben hatten. Doch in der Zeit der innerkirchli­ chen Erneuerungen und der politischen Gegenreformation wurden die alten Bande wieder geknüpft, ja die Bindung der Pfarreien an Garsten noch fester gestaltet. Daneben wurde auch zeitweise dem Kloster das Pafronaf über die im Mühlviertel gelegene Pfarrei Rei­ chenau und die jenseits der Steyr befindliche Gemeinde Losenstein übertragen. Erst im 1 8. Jahrhundert kam im Zeichen der Aufklärung und des Staatskirchentums nochmals Bewegung in die Pfarrorganisation, an die sich weithin auch die wirtschaftliche anlehnte. Aus der immer noch sehr ausgedehnten Pfarre Garsten wurden jetzt zwei neue Gemeinden ausgeschieden. Das meist als „enhalb der Enns" bezeichnete Gebiet erlangte ! Selbständigkeit, wo schon seit dem Beginn des 1 5. Jahrhunderts ein Gotteshaus zu Ehren St. U i r i c h s von der Anhöhe eines Berges heruntergrü�fe. Hier fan­ den schon längere Zeit regelmä�ig Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen statt. Der Weg über die Enns nach Garsten war eben zu unbequem und au�erdem auch gefährlich. Am 27. April 1 649 z. B. war bei der Oberfuhr ein gro�es Unglück passiert, bei dem es 9 Todesopfer gab. In der 2. Hälfte des 1 8. Jahrhunderts wurde dann zu St. Ulrich auch eine eigene Station für den katechetischen Unterricht der Jugend errichtet, die von den Ortschaften St. Ulrich, Jägerberg und Unterwald besucht wurden. Diese bildeten dann auch das Gebiet der 1 784 errichteten Lokalkaplanei St. Ulrich, der schlie�lich mit 1 . Mai 1 789 auch Gro�-. Kleinkollergraben, Klein­ raming, Sonnberg, Ober-, Unter-Dambach, Mühlbach und Sand zu­ geschlagen wurden. Diese neue Pfarreinteilung führte zu einer neuen und stürmischen Auseinandersetzung mit der Bevölkerung. 1 2 be­ sonders .widersetzliche" Pfarrleute wurden sogar eingesperrt. Nach längerem hin und her erfolgte durch eine staatliche Kommission die Einzelbefragung aller Besitzer in den rebellierenden Ortschaf­ ten. Sie konnten angeben, wohin sie gehören wollten. Das Ergeb- 30

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