Die Stiftskirche von Garsten

Am Fuße der westlich des Klosters liegenden Berglehne erbaute Abt Ambros, wohl auf Veranlassung Prandtauers, die große Kreuzkapelle und führte von ihr eine breite Hainbuchenallee mit Fahr- und Reitwegen zur Haupteinfahrt des Stiftes. Auf dem Hochaltar der Losensteiner Kapelle ließ er einen Schrein mit der Liegefigur des hl. Jo ­ hann Nepomuk aufstellen und für den Kreuzaltar an der Evangelienseite schuf er einen neuen Aufbau, beide Arbeiten wohl von Leonhard Sattler, St. Florian 101 ). Als Teppiche für die Treppen der Seitenaltäre in der Kirche erwarb er vom Grafen von Oedt tür ­ kische Decken für 500 fl. 152 ). Den großen Saal ließ er mit Habsburgerbildern des Wiener Malers Georg Umstatt schmücken, die auf 72 fl. zu stehen kamen 158 ). Außerdem kamen vier große Bilder mit Türkenkriegsszenen in den Saal und ein barock-pathetischer Engelsturz, eine vielfigurige Keramikarbeit des Garstner Konventualen P. Berthold Lidl, 1692, heute im Schloßmuseum in Linz 154 ). Freudenpichl starb schon am 22. November 1729. Freudenpichls Nachfolger, Constantin Muttersgleich (1730 — 1747), ließ nach 1732 die Abtei auf dem Kleefeld abtragen, den großen Torturm schleifen und erbaute an deren Stelle als Gegenstück zur Prälatur, an den Nordturm anschließend, die heute als Pfarrhof dienende Sommerprälatur. Damit war endgültig der große Stiftshof vor der Kirchenfassade geschlossen, denn zur beabsichtigten Ersetzung des alten Offizialentraktes an der Nordseite kam man wegen der Klosteraufhebung nicht mehr. Unter Leopold Till (1747 — 1757) wandte mit Zustimmung des Abtes Pater Christoph Reinbald von Royach-Hengstbach, der letzte Sproß eines schlesischen Geschlechtes, vieles für die Verschönerung der Stiftskirche und später für die Wall ­ fahrtskirche Christkindl auf, als deren Superior er 1764 starb. So erwarb er für den Hochaltar von Garsten für 2300 fl. ein reichgetriebenes versilbertes Antependium und für 1270 fl. sechs dazu passende Leuchter. Auf seine Kosten erstand auch die Bilderserie der viri clariosi von Garsten, eine Art geistlicher Ahnengalerie zum Schmucke des Zuganges zum Kapitelsaal. Außerdem erwarb er 1754 eine edelsteingeschmückte Prachtmonstranz und 1756 einen ebensolchen Kelch 155 ). Der Abt selber, einst als Hofmeister der jungen Thürheim auf Schloß Weinberg bei Kefermarkt, weitgereist, war annalistisch für die Stiftsgeschichte von Garsten tätig. Für die vorliegende Arbeit war vor allem sein „Decennium Abbatis Anselmi “ wichtig, das die ersten 10 Jahre der Regierungstätigkeit des Abtes Anselm schildert. Paulus Mayer (1757 — 1763) ließ 1768 für die „wunderbare Muttergottes" an der Fensterwand beim Marienaltar durch den Florianer Bildschnitzer Johann Jakob Sattler einen reichgeformten Rokokoschrein schnitzen. Der Sockel des Schreines wurde mit Scencn aus der Geschichte dieses Gnadenbildes geschmückt 156 ). Maurus Gordon (1764 — 1786), der 53. und letzte Abt von Garsten, ließ 1776 bis 1777 Kirche, Sakristei, Sommerchor und Losensteiner Kapelle durch mailändische Maurer unter Leitung von Modini neu färbeln, wobei leider, dem Geschmack jener Zeit entsprechend, der Stucco lustro an Eingangstür und Hochaltar der Losensteiner Kapelle übertüncht wurde 107 ). 1777 bestellte der Abt bei Johann Martin Schmidt doppelseitig bemalte Wandbehänge aus blauer Leinwand mit Advents- und Passions ­ darstellungen für das Presbyterium, die Seitenaltäre und die Pfeiler des Langhauses. Gleichzeitig wurden durch Gehilfen Schmidts die von Resifeld stammenden gobelin- artig bemalten Wandbehänge der Langhauspfeiler restauriert, wobei durch Über ­ malung zum Teil die Komposition abgeändert wurde 158 ). 1778 malte der Wiener 27

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