Die Wappen der Äbte von Garsten

— 23 - zur äbtlichen Würde in das Kloster Formbach berufen wurde, machte Markgraf Otaker von seinem Rechte als Stifter Gebrauch, löste Garsten von der Abhängigkeit des Mutterklosters Göttweig und gab ihm in der Person seines Verwandten, des Priors Berchtold von Göttweig, den ersten selbständigen Abt. Berchtold L, 1111 — 1142. Durch die Gunst des Markgrafen Otaker und seiner Ministerialen, welchen der erstere gestattete, Schenkungen an Garsten zu machen, vergrößerte sich das Besitz ­ thum des Klosters in bedeutender Weise. Der deutsche König Konrad m., der erste aus dem ruhmreichen Hause der Staufen, dessen Gewissensrath Abt Berchtold gewesen sein soll, machte gleichfalls eine ansehnliche Schenkung an das Kloster, indem er im Jahre 1142 an dasselbe 400Mansen in derBiedmark am linken Donau ­ ufer vergab . 8 ) Durch diese Schenkungen eröffnete sich den Mönchen von Garsten ein weites Feld der Thätigkeit. Berchtold, welcher den Statuten von Hirschau gemäß auch in seinem Kloster das Institut der Laienmönche, „fratres illiterati “ oder „Zärtlinge “ genannt, weil sie den Bart nicht schoren, eingeführt hatte, ließ viele unbebaute Strecken an der Enns und Steyr durch diese der Cultur zuführen. Zu dem Ende sandte er kleine Abtheilungen der Laienbrüder unter einem Vorsteher „praepositus “ aus, welche die Wälder rodeten und Siedelungen, „obedientiae “ genannt, gründeten. Mehrere solcher Obedienzen, denen viele heute blühende Ortschaften an diesen beiden Flüssen ihr Entstehen oder ihr Aufblühen danken, bildeten später ein „Amt “ oder „officium “ . 9 ) Noch unter Berchtolds Amtswirksamkeit finden sich die ersten Spuren der nachmals nicht unberühmten Klosterschule von Garsten . 10 *) Abt Berchtold starb, wie die meisten Todtenbücher der österreichischen und steirischen Klöster bezeugen, am 27. Juli 1142. n ) Von dem Wirken dieses großen Mannes, der schon während seines Lebens als Heiliger allgemein verehrt wurde und noch heute, ohne dass der Canonisationsprocess eingeleitet worden wäre, als solcher verehrt wird, entwirft seine, von einem unbe ­ kannten, aber fast gleichzeitig lebenden Mönche von Garsten geschriebene Biographie „Vita b. Bertholdi “ ein sehr anschauliches Bild, welche überhaupt zu den wichtigsten Denkmalen der Oulturgeschichte von Österreich im zwölften Jahrhunder t 12 ) zu zählen ist. 8 ) Friess, Gesch. v. Garsten, 1. c. 9 ) Vita b. Bertholdi Cap. 5. 10 ) So überlässt um 1140 die Matrone Helena „ob dilectionem filii sui Warmundi in monasterio educandum “ ein Gut zu Nöstelbach an Garsten. 0. Ö. U. I. 139, Nr. 37. u ) Die Exequien hielt der berühmte Abt Godfried von Admont. Vita, 1. c. und Wichner, Gesch. von Admont. I. 12 ) Diese für die Oulturgeschichte Österreichs so wichtige Vita, die in späterer Zeit durch Zusätze erweitert wurde, ward öfters ediert, am besten von Pez, Script, rer. Austr. II. und den Bollandisten zum 27. Juli. Die irdischen Überreste des seligen Abtes wurden, wie die Hauschronik von Garsten berichtet, in der Mitte des Schiffes der Klosterkirche beigesetzt. Das Grab

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