Führer durch das Chorherrnstift St. Florian

tanen des Stiftes besonder im Mühlviertel erfaßte. Im Großen und Ganzen hielt sich das Stift wirtschaftlich gut, war nie entvölkert und wahrte trotz der Durchdringung mit protestantischen Anschauungen das katholische Gesichl.1) Auf den Pfarreien gestaltete sich die Rückkehr zum katholischen Leben viel schwieriger, weil die Pfleger der örtlichen Schlösser und Burgen und selbst die Bewohner lange vom katholischen Gottesdienst nichts wissen wollten und oft die katholischen Pfarrer wieder vertrieben und evangelische Prediger einsetzten. Aber allmählich kam auch auf dem Lande das katholische Leben wieder zum Durchbruch. Die grot!en Bauherren. In der ersten Hälfte des 17. Jhdl. hatte St. Florian einen ausgezeichneten Prälaten in der Person Leopold Zehetners (1612 - 1646). Er war 31 jährig gewählt worden und besaß die besten Fähigkeiten, auch in diesen schweren Zeiten das Stift umsichtig zu leiten. Denn die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, der Bauernaufstand 1626, die Durchführung der katholischen ~eformation verlangten einen Mann von außergewöhnlicher Begabung. Propst Leopold zeigte sich diesen Anforderungen gewachsen. Er wurde der erste Landrat aus dem Prälatenstande; denn diese Stelle war bis dahin dem Herren- und Ritterstande reserviert gewesen. Durch sein Verdienst erlitt St. Florian im Bauernkriege keinen Schaden. Ja die Bauern selbst verlangten ihn als Partner zu ihren Verhandlungen. Bei vielen wichtigen Anlässen war er Verordneter der Stände. Daneben gestaltete sich seine Wirtschaftsführung so gut, daß er dem Staate öfter große Schulden erlassen konnte. Er hat auch für das Kloster treu gesorgt, die Bibliothek von 486 auf 3946 Bände vermehrt. Die Schule, die du1ch den Einfluß protestantischer Lehrer sehr an Ansehen gelitten hatte, verwandelte er in eine Vorbereitungsschule für die Lateinschulen in Linz oder Steyr. Die Ausbildung genoß der Ordensnachwuchs durch Hausunterricht oder auf den Universitäten in Wien, Graz, Krumau oder Ingolstadt. Dann ließ er die gotische Kirche barockisieren, indem er den Lettner entfernte und dafür ein großes Gitter in der Mitte der Kirche errichtete. Die gotischen Fenster verwandelte er in barocke und setzte anstatt der Glasgemälde Butzenscheiben ein. An die Stelle verschiedener alter Altäre traten neue. Er baute auch jenen Trakt des Stiftsgebäudes an der Südseite des Kreuzganges neu, der heute noch die Nordseite des großen Hofes bildet und durch seine Maße für den Neubau des Stiftes bestimmend wurde. ') DDr. Eder , Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525 - 1602, Linz 1936 S. 95, 1931, 375 - 380. 13

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