Geschichte der Freidenker -Die Freidenkerbewegung in Steyr

Wolfgang Hack, im März 2015 12 Wenige Wochen nach der Sozialistentagung in Linz wurde auch von den Christlichsozialen ein neues Parteiprogramm aufgestellt, das aber weitgehend an den alten Grundsatzerklärungen festhielt. Im Burgenland, das nach dem Zusammenbruch der Monarchie Österreich zugesprochen worden war, gab es zahlreiche Querelen. Man war zwar im Landtag übereingekommen, keine Aufstellung halbmilitärischer Wehrverbände zuzulassen, dennoch gründeten sowohl die Frontkämpfervereinigung als auch der republikanische Schutzbund ihre Ortsgruppen, mit dauernden lokalen Geplänkeln und Zusammenstößen. Am 30. Jänner 1927 schossen in Schattendorf drei Mitglieder der rechtsstehenden Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs auf die zahlenmäßig deutlich überlegenen, jedoch unbewaffneten Teilnehmer einer gegen sie gerichteten Demonstration des Republikanischen Schutzbundes und töteten dabei ein achtjähriges Kind und einen Klingenbacher Schutzbündler. Die Täter wurden von einem Geschworenengericht wegen Notwehr freigesprochen. Am 15. Juli 1927, einen Tag nach dem Schattendorfer Urteil, versammelten sich aufgebrachte Arbeiter vor dem Justizpalast in Wien, erstürmten diesen und legten anschließend Feuer; die Regierung Ignaz Seipel ordnete die Niederschlagung der Demonstration an. Die so genannte Julirevolte forderte 89 Tote, auch auf Seiten der Polizei; der abgebrannte Justizpalast und das verschärfte politische Klima waren zusätzliche Schritte in den Bürgerkrieg. Im Nationalrat machte Karl Renner die Sonntagspredigten mancher burgenländischer Pfarrer dafür mitverantwortlich. Anlässlich der Gerichtsverhandlung war ein Jugendlicher einvernommen worden. Befragt nach seinem religiösen Bekenntnis sagte dieser impulsiv: “rot“. Während die bürgerliche Presse wegen „Vergiftung der Seelen“ Lärm schlug, triumphierte die „Arbeiter – Zeitung“. Für sie war die Antwort eine Bestätigung mehr, wie tief bereits das sozialistische Gedankengut in junge Herzen eingedrungen sei. Junge Menschen waren bereits nach Schablonen geistig verkrüppelt worden, unfähig zu einem selbständigen Denken. – Ein leichtes Spiel für den nachkommenden Nationalsozialismus. Schober wurde von einer Seite als „Arbeitermörder“, von anderer Seite als Retter Wiens gesehen. „Nehmen sie vorläufig auf diesem Wege die Versicherung tiefster Bewunderung und herzlichster Dankbarkeit entgegen“ schrieb ihm der kirchliche Oberhirte Kardinal Piffl. Seipl, der durch seine Doppelstellung als Politiker und Priester bereits die „meistgehasste“ Persönlichkeit der Republik war, steigerte die Frustration durch eine Rede im Parlament, in der er sich gegen jede Art von Aufruhr und Empörung wandte. Diese Rede trug ihm die Bezeichnung „Prälat ohne Milde“ ein.

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