Geschichte der Freidenker -Die Freidenkerbewegung in Steyr

Wolfgang Hack, im März 2015 10 Die Seelsorger, Dignitäre und Kanoniker bei den Metropolitan – und Kathedralkapiteln der katholischen Kirche sollten in sechs Gruppen eingestuft werden, deren „Kongrua“ den Gruppen 11 bis 18 des Beamten – Besoldungsschemas anzupassen wäre. Die Gruppen 11 bis 18, die im neunzehnstufigen Besoldungsschema den Beamten mit Hochschulbildung vorbehalten waren, wurden im Hinblick auf die vergleichbare Ausbildung von Priestern gewählt. Die Anpassung war auch bezüglich der Vorrückungsbeträge (Biennien), der Ortszuschläge, der Teuerungszulagen, des Anspruches auf Ruhegenuss und den dafür geltenden Bemessungsgrundlagen vorgesehen. Diese grundlegenden Neuerungen exklusiv für die „Mitarbeiter“ der römisch katholischen Kirche bezogen sich aber nicht nur auf die Seelsorger, sondern auch auf die Nicht – Priester, die weltlichen Angestellten. Die Sozialdemokraten, allen voran Abg. Leuthner, bliesen Sturm gegen dieses Gesetz, das zum Höhepunkt des Kongrua – Konfliktes in der Republik wurde. Im Laufe des Jahres nahm die Inflation deutlich zu, geriet außer Kontrolle der Regierung und es kam zu Demonstrationen, Schlägereien, Plünderungen. Nach dem Rücktritt des parteilosen Kanzlers Schober bildete Prälat Seipel im Mai 1922 sein erstes Kabinett, im Oktober 1922 wurden die „Genfer Protokolle“ für die Völkerbund – Anleihe unterzeichnet, im Gegenzug wurde der Abbau von hunderttausend Staatsbeamten gefordert. Mit Dekret von Mai 1886 hatte der Papst allen, die der Feuerbestattung anhingen, kirchliche Strafsanktionen angedroht, ausdrücklich ächtete er die Glaubenszweifler und Freimaurer, „die zu heidnischem Ritual verleiteten“. Das konnte die Bildung des Arbeiter – Zweigvereines „Die Flamme“ nicht hindern, dessen Ziel es war, die Einäscherung des Toten als gesetzlich anerkannte Bestattung durchzusetzen. In der Monarchie ohne Erfolg, wurde in den ersten Tagen der Republik die Errichtung eines Krematoriums in Wien durch Bürgermeister Jakob Reumann genehmigt. Der Tiroler Architekt Clemens Holzmeister erhielt den Auftrag, ließ sich aber vorher vom Heiligen Stuhl bestätigen, dass er mit dem Bau „keine Sünde auf sich lade“. Am 17. Dezember 1922 wurde die Feuerbestattungshalle feierlich eröffnet, schon im September 1924 konnte die eintausendste Einäscherung verbucht werden. Für die Kirche und die Christlichsozialen war die Leichenverbrennung ein Kind des Umsturzes, des Kirchenhasses und der Freimaurerei, eine Rückkehr zu barbarischer Rohheit. Der große Heimatdichter Peter Rosegger sah das anders: Nicht ekle Würmer soll mein Leib einst nähren. Die reine Flamme nur soll ihn verzehren. Ich liebe stets die Wärme und das Licht. Drum verbrennt mich, begrabt mich nicht.

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