Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927

der ganzen 30 Jahre, seit die Feuerbestattung bei uns einge- führt ist, diese Ziffer noch nicht erreicht worden. Damit habe ich die V e r g a n g e n h e i t der Feuer- bestattung zu Ende besprochen und komme nun zur Bespre- chung der G e g e n w a r t. Diese betrachte ich allerdings als. schon dort beginnend, wo man überhaupt angefangen hat, sich mit dieser Frage wieder zu beschäftigen. Das geht allerdings recht weit zurück. Ich kann an der interessanten Tatsache nicht vorübergehen, daß einer der ersten Männer der Ge- schichte, die sich für die Feu'erbestattung ausgesprochen haben, Friedrich der Große war, deri bekannte „alte Fritz" von Preußen. Er hat 1741 an seinen Minister einen Erlaß heraus- gegeben, in :dem er bestimmte, daß, falls er im Kriege stürbe, sein Leichnam auf römische Art beigesetzt werde. Elf Jahre später hatl ein Graf Hoditz seine Frau, eine Tante Fdedrichs des Großen, feuerbestattet. 1821 hat Napoleon I. den Wunsch ausgesprochen, daß seine Leiche verbrannt werde. Und ·schon in der französischen Revolution und in den nachfolgenden Zeiten ist die Frage der Feuerbestattung, insbesonders in Krei- sen der Wissenschaft, von Neuem angeregt worden. Eine · Reihe_ von Schriftstellern, wie Jakob Grimm, Meleschett, später Reclam, Küchenmeister u. a. haben zunächst ganz theoretisch, sich für die Feuerbestattung ausgesprochen. Das alles aber hätte zu keinem praktischen Ergebnis geführt, wenn nicht Siemens eine Erfindung gemacht hätte: den Regenerator-Ofen, dessen technischer Vorzug darin bestehtr daß das Feuer mit der Leiche gar nicht in Berührung kommt, sondern daß in die Kammer, in ·die der Leichnam eingescho- ben wird, erhitzte Luft von 1000 Grad Celsius eingelassen wird, durch welche der Leichnam in eineinhalb, unter Um- ständen sogar schon in fünf Viertelstunden bis auf die kleinen anorganischen Reste von ungefähr 3 Kilo vollkommen ver.:: brannt wird. Der Ofen wurde zuerst mit Tierleichen auspro- biert, später verwendete man zu Versuchen die Leichname' von Menschen, die sich letztwillig bereit erklärt hatten, ihren Leichnam zu Versuchszwecken verwenden zu lassen. Die ersten waren zwei Frauen, eine Engländerin (Lady Dilke) und eine Deutsche (Frau Tilenius, die 23jährige Gattin des San.- Rates Dr. Tilenius in Wiesbaden). Die Asche nach einer solchen Verbrennung ist natürlich nicht feinpulverig, wie sichs manche vorstellen werden, son- 13

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