Eröffnung der Feuerhalle in Steyr 1927

,dern es befinden sich noch kleine Knocl:lenstücke dabei, die blendend weiß sind und wie ein Stück Kalk aussehen (weiß- gcbrannte Knochen). Bei der Erdbestattung, die ja auch den Zweck hat, den Körper zu zerstören, geschieht grundsätzlich -das gleiche wie bei der Feuerbestattung: alles Verbrenn.bare verbrennt, nur geschieht das bei der Erdbestattung unter böchst unangenehmen und abstoßenden Begleiterscheinungen. \Venn wir einen erdbestatteten Leichnam nach zehn Jahren .analysieren, dann können wir dieselben Endprodukte feststell en wie bei einer feuerbestatteten Leiche. Hier aber geht der Verbrennungsprozeß in schneller Weise vor sich. Die 1000- gadige Luft, die auf die Leiche eindringt, bewirkt, daß sofort .alles Wasser, das einen wesentlichen Bestandteil ·unseres Kör- pers bildet, verdunstet. Nun ist der Körper so trocken gewor- den, daß er sich in der heißen Luft entzündet, in sich selbst verglüht und zerfällt. Es ist der Feuerbestattung ebenso ergangen wie allen 1wuen Dingen. Es hat lange gedauert, bis sich genug frei und uffen denkende Menschen gefunden haben, die diese letzt- willige Verfügung über ihren Körper machten. Im Jahre 1876 ist in Italien auf dem Campo santo von Mail{md das erste}Kre- matorium auf europäischem Boden erstanden, zwei Jahre später, 1878, das erste auf deutschem Boden in Gotha. Dann dauerte! es 15 Jahre, bis zu diesem einen deutschen Krema- torium ein zweites, in !feidelberg, dazukam. . Das dritte wurde in Hamburg errichtet und zwar deshalb, weil damals; dort die Cholera verheerend gewirkt hat. und man mit der raschen Er- richtung einer Feuerhalle der Seuche wirkungsvoll beizukom- men mit Recht hoffen durfte. Bei dieser Gelegenheit sei auch bemerkt, daß in gesund- heitlicher Hinsicht die Feuerbestattung jede andere Bestat- tungsform beiweitem überragt. Sie wissen ja alle, daß die .ansteckenden Krankheiten wie Cholera, Typhus, Pest usw. durch kleine Lebewesen (Bakterien) verbreitet werden. Diese Bakterien sind gegen die zersetzenden Einflfü;:;se des Erdgrabes sehr widerstandsfähig, sie erhalten sich je nl;lch den verschie- denen Krankheitsstoffen bis zu 200 Tage, und sind auch nach dieser langen Zeit sehr wohl imstande, noch Lebende zu gefährden. Trotz der fortgeschrittensten Friedhofhygiene kann durch Grundwasser oder sonst irgendwie die Krankheit des Bestatteten weitergetragen werden. Von der Leiche eines Ein- 14

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