Festführer 550 Jahre Steyrer Bürgerkorps 1933

Steyr, Gb.-Gst. Hm Treffpunkte der Verkehrswege aus dem £nns= und Steyrtal liegt Steyr die alte Eifenftadt. Sie umrahmt den Zu­ sammenfluß der beiden Hlpenflüsse Enns und Steyr in 307 m Seehöhe, hat ca. 22.000 Einwohner, ist die zweitgrößte Stadt Gberosterreichs und hat ein eigenes Gemeindestatut. Unter allen Österreichischen Städten weist keine eine der­ artige Sülle von perlen guter, edler Baukunst auf als unsere Heimatstadt, die jahrhundertelang die blühendste Stätte des Eisenhandwerks war. Mag and) manches Tor und manche wehr gefallen sein, der kern ist unversehrt geblieben. Steyr ist Berg- und Zlußstadt zugleid), daher sein unvergleichlicher Beiz. kühn schiebt sich der wuchtige dreieckige keil der alten Styraburg vor, zu ihren S"ßen rauschen die grünen Wasser zusammen und recken sich die alten Giebel der Bürgerhäuser empor, bald hoch und schmal, bald breit und mit prächtiger barocker Stukkatur ge­ ziert. Hoch über alle ragt der gotische Turm der Stadtpsarrkirche, der zierliche Helm des Rathauses, die breite Sront der Michaeler- kirche und das altersgraue, wuchtige Bürgerspital mit den selt­ samen romanischen Marmorsäulen. Bus der Enge von der einen Seite und vom Grünmarkt von der anderen leiten runde Erker in den Stadtplatz, dessen Einheitlichkeit und wundersame Ge­ schlossenheit wohl nirgendsmehr zu sehen ist. Jedes Haus am Platze ist voll köstlicher Eigenart, außen und innen, wir nennen nur das im 15. Jahrhundert erbaute typische mittelalterliche Bürgerhaus, das berühmte „Bummerlhaus". )n vielen Häusern führen allerliebste Portale vom Hof ins Haus, gedrehte Stiegen mit zierlichen Gewölben geleiten in den Hausflur und in die Hthaden empor. Die Säulen der Hofe find oft durch kerbschnitte verziert, gedreht, mit Netzwerk überzogen und zumeist aus Stein hergestellt, von besonderer Schönheit sind die Säulen des Bpo- thekerhofes in der Kirchengasse. Die Hofe sind zumeist gotisd). manche aber zeigen schon die Sonnen der Renaissance, von den vielen Toren, weld)e ehemals in die Stadt führten, find nur mehr fünf erhalten, das Johannestor und das Kollertor in Ennsdorf, das als Bollwerk gegen die häufigen Hochwässer der Enns er­ baute Neutor, das alte Tor in der Badgasse und das zierliche Schnallentor in der Nähe des stimmungsvollen Friedhofes. Um die Schönheit der Stadt rid)tig zu genießen, muß man zuerst den Blick von der Galerie des 80 Meter hohen Stadtpfarrturmes herniedersenden, dann erst durch all die stillen Plätze und Gäßchen und Hose wandern. Ganz einzig sind die kleinen Plätze, so der Platz am Roten Brunnen in Steyrdorf, der am Innerbergerstadel (Museum) Zwischenbrücken, Theaterplatz, Pfarrplatz mit dem neu­ errichteten herrlichen Kriegerdenkmal und manche andere, wie viel wäre noch zu sagen über unser altehrwürdiges Münster, die gotische pfarrkird)e (Baubeginn 1443) mit den vielen mittelalter­ lichen Grabsteinen rund um die Kirche bis zum stimmungsvollen Mesnerhäuschen, dann über die beiden Barockkirchen, Domini­ kanerkirche (Baubeginn 1642) und Michaelerkirche (Baubeginn 1631) über den alten Wasserturm, das Wahrzeichen von Zwischen­ brücken, über die alte „Styraburg" mit ihren Schätzen und Er­ innerungen aus alter Zeit, über den granitenen Ceopoldsbrunnen am Stadtplatze und den stilvollen Bau, in dem das städtische Museum untergebracht ist, den doppelgiebeligen Innerberger Speicher, weld) seltsame Geschichten würden die vielen alten wirts­ schilder und die biederen Gaststuben mit den wertvollen Innungs­ zeichen erzählen, aus schönen vergangenen Tagen. Die Sinnbilder der neuen Zeit aber, die riesigen Halogen der Steyrwerke, welche den neuen Stadtteil, der sich am rechten Ennsufer entwickelt, beherrschen, führen uns zurück zur Gegen­ wart und zeigen auch weiterhin die Verbundenheit unserer Heimat­ stadt mit dem Eisenhandwerk.

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