Fabrik wird Museum

Industriearbeit und Arbeitsteilung Der Übergang in die Phase zwei weist bereits auf die neue Dimension der Arbeitswelt hin: einer fast ländlich-idyllisch anmutenden Manufakturanlage ist die Ansicht einer Fabriksanlage des 19. Jhdts. gegenübergestellt. Im Vergleich zu den dunklen niedrigen Räumen des Handwerks ist nun die große helle Fabrikshalle der erste bestimmende Eindruck der Arbeitswelt. Trotzdem ist es eng durch die vielen Maschinen. Viele Menschen befinden sich in einem einzigen Raum und arbeiten. Dieses Gefühl der Enge durch Maschinen und Menschen wird den Besuchern durch die Anwesenheit der vielen Besucher selbst spürbar gemacht. Man betritt die Halle im gleichen Sinn wie die Industriearbeiterschaft: Ausgehend von einer Arbeiterwohnung einer Großstadt des 19. Jahrhunderts führt der Weg vorbei an der Fabriksglocke in die Fabrik. In der Halle sind nun Arbeitsplätze aus den für Oberösterreich wichtigsten Industrien aufgebaut: aus der Textilindustrie, der eisenverarbeitenden Industrie und der Schwerindustrie. Montagearbeitsplätze zeigen die Wichtigkeit des von Hand bewerkstelligten Zusammenbaus von Maschinen und Geräten. Maschinen übernehmen vermehrt Arbeitshandlungen durch Dreh-, Stoß- und Hebebewegungen. Die Arbeit ist in viele Einzelschritte zerlegt, die von verschiedenen Arbeitern gleichzeitig und nebeneinander ausgeführt werden; sie stellen also nicht mehr individuelle Produkte her wie im Handwerk. Nicht aus dem Erlös eines Produktes kommt nun der Lohn für die Arbeit, sondern die Zurverfügungstellung der Arbeitskraft in einer bestimmten Zeit wird bezahlt. Auf der Stirnseite der Halle ist die Fassade einer Unternehmervilla aufgebaut und steht somit direkt der Arbeiterbewegung gegenüber. Dies weist auf die Zweiteilung der Gesellschaft hin, auf die Herausbildung einer neuen Klassengesellschaft durch das Industriesystem. Die Maschinen werden von einer Transmission betrieben, die sowohl in die Unternehmervilla als auch in die Arbeiterwohnung hineinreicht. In dieser Wohnung führt eine menschliche Figur, durch diese Transmission betrieben, bestimmte Bewegungen aus. Die Bestimmung des menschlichen Lebensrhythmus durch den Takt der Maschine bis hinein in die Privatsphäre soll dadurch veranschaulicht werden. Ein Schutz, wie ihn die Zunft im Handwerk bietet, fehlt zu Beginn der Industrialisierung. ,,Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" ist die neue Philosophie, die die Fesseln der zünftischen und feuda len Ordnung abstreifen hilft. Die Schutzlosigkeit bringt die Arbeiterschaft mancherorts aber in arge Lebensverhältnisse. Kin59

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