Fabrik wird Museum

verdinglicht und rückt in die Nähe der Warenästhetik. Sie dient zur Aufwertung, als Lieferant für Zugehörigkeitssymbole in Werbung, Gastronomie und Tourismus. Welche Stadt, in der eine Großausstellung stattfindet, wird nicht mit den Motiven „Kultur, Freizeit, Geschichte" werben? Auch die direkte Vermarktung von Geschichtssymbolen, auch der Arbeiter- und Industriekultur, hat schon lange begonnen. Das Angebot reicht von Plakaten, Münzen, Postkarten bis Bücher u. v. a. m. Ob sich das Museum Arbeitswelt diesen Vermarktungstendenzen entziehen kann, bleibt abzuwarten. Im besten Fall wäre dem Museum eine Symbolaneignung zu wünschen, wie es kolumbianische Guerilleros im Jahre 1980 vorexerzierten, die den Degen des Befreiungskämpfers Simon Bolivar aus einem Museum stahlen und verlauten ließen: ,, Bolivar, dein Schwert greift jetzt wieder ins Kampfgeschehen ein!" Doch in unseren Breiten droht eher die bittere Umkehrung, daß nämlich Kulturarbeit zu einem Polttikersatz degeneriert. Ist der Alptraum, ein freizeitgerechtes Museum für den freigesetzten Arbeiter zu machen, heute so unrealistisch geworden? Gerade ein Museum Arbeitswelt darf und kann kein antiquarischer Rückzugsort sein, sondern soll unablässig seinen politischen Anspruch betonen und wenn möglich durch begleitende Veranstaltungen oder Institutionen absichern. Daß im Steyrer Wehrgraben ein Museum industrieller Arbeitswelt entsteht, hängt kaum mit der Musealisierung menschlicher Arbeit als einer mehr oder weniger abgeschlossenen Epoche der Mensch30

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