Eisenstadt Steyr stellt aus 1948

habenden Handwerksstandes der Stadt vor sich ging. Bevor wir niedersteigen zur inneren Stadt, noch rasch einen Blick hinüber nach Ennsdorf, wo einst die reichen Bräuherren walteten, dann empor zum 811 Meter hohen Damberg, dem Hausberg der Steyrer und hinüber zu den großen Bauten der Steyr¬ Werke, welche den Besucher oft zur Bemerkung veranlassen, er habe gemeint, in Steyr eine Fabriksstadt voll rauchender Schlote zu finden. Dagegen sind so¬ wohl die alte als auch die neue Fabrik so günstig gelegen, daß sie den schönen mittelalterlichen Stadtkern gar nicht berühren oder stören. Nun wirft der Be¬ sucher von dem wundersamen Plätzchen bei der Friedhofslinde einen Blick auf das Meer der Giebeldächer von Steyrdorf, der einstigen Zentrale der Eisenindustrie, welche die berühmte „Steyrer Ware“ in die meisten europäi¬ schen Länder und bis in die Türkei sandte, und in Venedig im „Palazzo Fen¬ daco dei Tedeschi" ihre größte Warenniederlage hatte. Noch vor 80 Jahren sprühten in Steyrdorfs Werkstätten fast in jedem Hause die Schmiedfeuer all der Ahlschmiede, Eisengeschmeidler, Feilhauer, Hufschmiede, Reißzeug= und Ringmacher, Klingschmiede, Polierer, Nagel= und Bohrerschmiede, Scher¬ messerer, Schleifer, Schwert= und Zeugschmiede, Striglmacher und der beson¬ ders bedeutsamen Zunft der zahlreichen Messerer, wie auch die anderen Hand¬ werker emporblühten. Erst die maschinelle Erzeugung vieler Waren und ins¬ besonders das Emporstreben der Werndl'schen Waffenfabrik beendeten die Blütezeit dieser Kleinindustrie. Nun noch einen Blick in den säulengeschmückten Arkadenfriedhof (erbaut 1584), auf das schöne, alte Schnallentor (1613), dann über den steilen Schnallenberg zum roten Brunnen, wo wir die prächtige, alte Lebzelterstube und die ganz einzigartige Inneneinrichtung des Hallerhauses (Stohl besich¬ tigen. Dann fesselt den Besucher sicher der größte und eigenartigste der Steyrer Höfe, der Dunklhof mit seinem gotischen Säulenmuster. Und nun stehen wir mit Ehrfurcht vor einem der ältesten Bauwerke der Stadt, dem 1305 von Elisabeth, der Gemahlin Albrechts I. errichteten Bürgerspital mit einer großen, romanischen Säulenhalle und der originellen „Leutstubn“. Viel wäre darüber zu sagen, allein uns ladet noch die auf hoher Terrasse thronende Michaelerkirche (1672) zu einem Besuche ein. Die Stadt war früher so stark befestigt, ihre Bürger so wehrhaft, daß die heranstürmenden Magyaren= und Türkenhorden niemals in ihre Gemarkung eindringen konnten. Viel größeren Schaden stifteten die 1800, 1805 und 1809 durch die Koalitionskriege hier durchziehenden oder einquartierten Franzosen¬ heere, sowie die Wirren des oberösterreich. Bauernkrieges im 17. Jahrhundert und nicht minder die Auswirkungen der Reformation, der Gegenreformation und des 30jährigen Krieges, bei dessen Beendigung die Stadt entvölkert, viele Häuser leer, und jeglicher Handel darniederlag. Immer wieder aber war es das Eisen, der Talisman Steyrs, und der Fleiß seiner Bewohner, welche die

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