Eisenstadt Steyr stellt aus 1948

Wanderung durch die Eisenstadt Steyr Von Prof. G. Goldbacher Welche Ueberraschung würde jeder Besucher unserer Stadt empfinden, wenn man ihm am Bahnhof die Augen verbände, ihn auf die Taborhöhe führte und ihm dort die Binde wieder abnahme! Zu seinen Füßen sähe er ein Bild, wie es in dieser eigenartigen Schönheit höchstens Salzburg vom Mönchs¬ berg oder Passau von der Festung Oberhaus bietet. Zwei Verkehrsadern, das Tal des Ennsflusses mit seinem alpinen Hintergrund und das Tal der grünen hellen Steyr treffen hier zusammen und an den vier steilen Konglomerat=Ufer¬ hängen und an einem schmalen, ebenen Uferstreifen entstand, wie gewachsen, die Stadt. Liegen auch über ihrer Gründung die Schleier der Sage, so sieht der Beschauer doch dort auf steilem Fels die alte Styraburg, die urkundlich, allerdings in bescheidenem Umfang, schon 980 genannt wird als Sitz der Traungauer Grafen, der Ottokare, welche auch Teile der Steiermark be¬ saßen, sodaß Steyr bald deren Hauptstadt wurde und noch heute Wappen und Farben gemeinsam hat. Der Nährvater so vieler Orte aber und insonder¬ heit von Steyr war seit Jahrhunderten und ist es bis heute, der steirische Erzberg, aus welchem das kostbare Metall auf der Eisenstraße und auf der Enns nach Steyr gebracht wurde. Und gerade hier vom Tabor (er¬ baut 1480) aus sieht man hinab auf die vielfach geteilte Steyr, wo die Wasser¬ räder, Schleifen usw. die Kraftquellen der Kleinindustrie in Steyrdorf waren wo fast in jedem Haus die Hämmer klangen. Man sieht aber auch von hier die mächtigen Bauten der Eisenverleger am Stadtplatz, denn ein einziger Federstrich sozusagen, das sogenannte „große Stapelrecht“ Albrechts I. vom 21. August 1287 hatte den Steyrer Bürgern, die einen großen Anteil am Erz¬ berg (Innerberg) besaßen, solche Handelsfreiheiten und Vorteile gebracht, daß, wie der Steyrer Geschichtsschreiber Franz X. Pritz sagt „Steyr keiner Stadt, Wien ausgenommen, nachstand an Größe und Reichtum, sondern alle über¬ traf. Die Ottokare, später die Babenberger, hielten in der Styraburg oft reiche Hofhaltung, wo auch der Minnesänger Heinrich von Ofterdingen, genannt der „Heini von Steier" seine Weisen sang. So wurde die Burg zur Keimzelle der Stadt, denn in ihrer nächsten Umgebung, der „oberen und unteren Zeil (heute Berggasse und Enge) siedelten die Dienstmannen und notwendigen Handwerker der Burg, sodaß von hier aus die Entwicklung des später so wohl¬

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