Das Steyrer Münster

unversehrt. Auf Veranlassung des Markgrafen Heinrich I. wurde 1014 der Leichnam nach Melk gebracht, wo er im Sarkophag am Kolomanialtar der Stiftskirche beigesetzt wurde. Eine offizielle Heiligsprechung Kolomans, der früher Landespatron Österreichs war, gab es bis heute nicht , auch war er kein „richtiger" Märtyrer, weil er ja nicht für sein Glaubensbekenntnis starb, aber er wurde trotzdem stark verehrt. Man trug den geschriebenen „Kolomanisegen"als Amulett um den Hals und rief ihn an um Schutz vor Gewitter und Feuersnot , vor Dieben und Hexen, gegen Fuß- und Kopfschmerzen, Ratten- und Mäuseplage. Koloman war nicht nur ein Viehpatron (in Bayern und Österreich gab es Pferdeumritte), sondern er wurde auch als Heiratsvermittler angerufen. Die Mädchen beteten: Heiliger Sankt Koloman, bitte, schenk mir einen Mann! Der Volkskundler Gustav Gugitz nannte Koloman „eine merkwürdige Heiligenfigur, die manches älteste Erbgut deutschen Brauchtums mit sich führt, was sie fast in das Dämonische bringt." Rudolf der Stifter ließ einen Teil jenes Steines, auf dem Koloman die Füße abgesägt worden sein sollen, als besondere Reliquie am Bischofstor des Wiener Stephansdomes anbringen. Mit seiner Berührung war ein großer Ablaß verbunden, weshalb der Stein ganz abgeschliffen ist. Auch der Kolomanistein bei Eisgarn im nördlichsten Niederösterreich war einst eine Stätte großer Verehrung. Es ist ein 13 großer Granitblock inmitten weiter Felder. Dreizehn Stufen führen auf die Kuppe des Felsens, in die eine Wanne mit 2,5 Meter Länge, 1,5 Meter Breite und 0,5 Meter Tiefe eingelassen ist. Über diese Wanne, die immer mit Regenwasser gefüllt ist, wurde 1713 eine Kapelle erbaut, in der die Statue des Heiligen steht. Der soll nämlich dort gerastet und seine Füße im Wasser gebadet haben, weshalb seither das Wasser bei Fußleiden heilsam sein soll. Ebenfalls eine Rast soll der Heilige auf dem Kolomansberg bei Mondsee eingelegt haben. Auf dem Gipfel des 1111 Meter hohen Berges steht eine Kapelle, neben der eine Quelle zutage tritt. Das Wasser des „Kolomansbründls" stand im Ruf, bei Augen-und Fußleiden zu helfen. Eine dem St. Koloman geweihte Kapelle gibt es auch an der Straße von Gundertshausen nach St. Georgen im Innviertel, die anstelle einer im 18 . Jahrhundert verschwundenen Kolomanikirche steht und eine lange Wallfahrtstradition hat.

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