Das Steyrer Kripperl

Das Steyrer Kri_pperl. gesungen. Z u er s t s c h l u g d i e U h r · d i e z w ö l f't e . ·s t u n d e, d a n n b 1 i e s d e r N a c h t w ä c h t e r d a s H o r n, e i n E n g e l sang das Gloria in excelsis un· d nu:n begannen die · II i r t e n ihre Wechsel g es ä n g e1 )." Einen ganz gleichen Brauch erfahren wir aus Böhmen, wo in der Prager· Ka.jetanerkirche bei der Metteder Nachtwächter in die Kirche komrnt, um mit seii1em Kuhhorn diezwölfte Stunde zu verkünden., worauf-die Hirten mit Hörnern und langen Pfeifen, von Dudelsack und Vogelstimmen begleitet; ein Weihnachtslied ~nstimrnen. Wenn wir dazu halten, daß in B u d weis große Krippen vorgeführt wurden, die unter anderem mit M ü h 1 e n u n d B e r g~ werken ausgestattet waren2 ) und daß das im Steyrer Kripperl ·ge- ;ungene B e r g m a n n s 1 i e d (vgl. oben S. 12) in der ersten Hälfte 4es 18. Jahrhunderts in Sa.chsen nachweisbar ist, so liegt der Schluß wohl recht nahe, daß der Beginn des Steyrer Krippenspieles mit Nachtwächter und Handwerkerszenen von dieser Seite her. auf den Weg über Budweis 9ingeführt oder doch beeinflußt worden sei. Daß gerade hier in Sachsen, Böhmen, Schlesien ein Hauptgebiet derartiger . Krippenspiele zu suchen gewesen sein muß, ergibt sich auch aus der Tatsache, daß selbst die östlichen Slawenländer von hier aus zu ähnlichen Spielen -angeregt wurden. So finden wir ein Kripperlspiel ui:iter dem Namen Sc h o p a (= Hütte) in Polen3 ), das trotz seines veränderten nationalen Gewandes doch ganz deutlich die W(:1sentlichen Grundzüge der westlichen deutschen Krippenspiele zeigt. Die „Sc h o p a'.' ist ein etwa ¾ m breites, ·mit Stroh gedecktes, tragbares Häuschen mit Bühnenvorhang. Das Spiel, ebenfalls ein Puppenspiel, das sich in dieser „Sehopa"" abspielt, zeigt die Huldigung der verschiedenen nationalen Volkstypen vor dem Christkind. Es erscheinen, tanzen und singe'.n der pelzverbrämte Bojar, der lustige Madzia.r, der Goral im Skirpcach, .cler .Czikos, der Moskal, der Schlachtschitz, der Zigeuner, der Prussak, der Lithauer und · selbst ein ·polnischer Jüd. - So national diese Sc h o p a nun auch anrnutet, so besteht, wie gesagt, kein Zweifel, daß sie auf deutschen Ursprung zurückgeht. Der beste Beweis da.für ist die Tatsache, daß wir in Thüringen §chon im 18. Jahrhundert ganz ähnliche tragbö.re Marionettenkrippep._ kennen, die von den Sternsingern herumgetragen und gespielt wurden und daß noch um. 1870 in vVesterndorf bei Rosenheim in Ob erb a y er p. Bauernmädchen mit einer tra.gba.ren Krippe herumzogen und Weihnachtsspiele aufführten4 ). Und wie weit diese Sitte nach Norden hinauf reichte, ersehen wir da.ra.us, daß in Aachen noch heute der Ausdruck „Kr e p c h e" 1 ) .\ . Peter, Zuckmantler Passionsspiel. Progr. des k. k. Obergymnflsiums zu Tl'OJlpau, 1868, S. 2. 1 •· · 2 ) 0. Frl'i. v. Reinsberg-Düringsfeld, Festkalender aus Böhmen, , 861, S. 551. 3 ) Mitteilungen der schlesischen Gesellschaft für Volkskunde, 1899, S. 53 ...:'. A. Tille, Geschichte der deutschen Weihnacht , S. 72. ~ G. Hager, a. a. 0. , S'. 87 f. 1 ) Hager, a. a. 0., S. 34.

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