Das Steyrer Kripperl

24 Geramb und Zack. Die Lotterie. Im Hause neben dem Traubenwirt gibt's einen ehelichen Streit. Der Mann isl ein leidenschafllicher Lotteriespieler, die Frau aber ist sehr ungehalten, daß er das ganze Geld in dem „dalketen' ' Spielen vertue. Nichtsdestoweniger behaupte! d r Mann mit aller Entschiedenheit, daß er diesmal bestimmt einen Terno gewonnen habe. Er läßt sich auch nicht abhalten und geht über die Hauptbühne hinüber nach links zum Herrn Lotto-Amtsverwalter. Dieser empfängt ihn, verlangt aber von ih,11 den Riskonto. Allein der Mann erklärt, daß er diesen nicht vorwei5en könne, da er ihn zu Hause auf seiner Haustüre aufgeklebt habe. Da ihn der Verwalter ohne Riskonlo die Auszahlung des Gewinnes verweigert, entschließt sich der Mann kurz, kehrt rasch nach Hause zurück und hebt dort unter dem entsetzten Widerstand seiner Frau dir Haustüre aus. Mit der Tür am Rücken (zweifellos ein altes Schwankmoliv) wa11d crt er abermals ins Lottoamt, wo er mit seiner umfangreichen Last lange zu Lu 11 hal, cht• es ihm gelingt, zur Amtsstube hineinzukommen. Wirklich zeigt sich dort, dafl er· einn, 1 kleinen Gewinn gemacht habe und er erhält sein Geld ansgezahlt. In seiner F1•rudn vergißt er aber auf die Haustür, die er im_Amt stehen läßt und eilt mit seinem Geld l1ei111 . Unterwegs faßt er den Vorsatz, den Gewinn vor seiner Frau zu verheimlichen. Diese überschüttet ihn daher neuerlich mit einer Flut von Vorwürfen und verlangt endlich zu wissen, wo- er denn die Türe habe. Antwort: ,,Ja( die hab' ich auf Wean g'schi ckt, Polka tanzen lernen." - D'Schlittage oder 's Gasselfahren. Unter den Klängen des Radetzkymar.sches erscheint auf der Hauptbühne l10ch zu Roß in schmucker Tracht der Festordner, der ein Wettfahren mit Gasselschlillen veranstaltet. Ein großer Zug von Schlitten mit den einzelnen Teilnehmern, an der Spitze ein Festschlitten mit Fahnen und Musikanten folgen. Die Honoratioren erscheinen in prunkvoller Winterkleidung und unter Schellengeklingel und lautem Rossegewieher sausen nun die einzelnen, bunt geschmückten „Gasseln" über die Bühne. Ein reizvolles Bild. Alles geht glatt von statten, nur ein Hauptprahlhans, der sich von Anbeginn an gebrüstet hat. sicher den ersten Preis zu erringen, wirft mi Llen aur der Bühne um und geht so ohne Preis leer aus. - Der Krampus und der Nikolaus. Der heilige Nikolaus im Bischofsgewand und mit dem Bischofsstab erscli eint links vor der Häuserreihe, gefolgt von einem grauenhaft brüllenden Krampus. Sie gehen von Tür zu Tür; überall fragt der heilige Nikolaus hinein, ob keine bösen Kinder da wären und überall erhält er die Antwortt „0 nein! Meine Kinder beten gern und tuen den heiligen Nikolaus verehren!' ' - Diese Rede schmerzt den Krampus sehr, so daß er jedesmal fürchterlich zu „wüldten", mit der Kette zu rasseln und zu brüllen anhebt, was von den Kindern mit fröhlichem Gruseln vernommen wird. Endlich beim Traubenwirtshaus heißt es: ,,Ja! Wir haben ein' schlimmen Buben z'Hausl" Das ist nun die richtige Musik für des Krampus Ohren. Unter fabelhaftem Gebrül)e und Gerassel fährt er ins Haus und kommt mit dem heulenden Buben im Buckelkorh heraus. Grunzend vor höllischer Freude zottelt er dem heiligen Nikolaus nach. Allein seine Freude · währt nicht lange. Denn der schlimme Bub springt millen am Wege frischweg aus der „Kraxen" und rennt, ehe es der schwerfällige Krampus hindern kann, davon und zu seiner Mutter heim. Die nimmt ihn mit Freude wieder auf und verspricht ihn zudem über seine Bitte, für den ausgestandenen Schrecken noch einen sieben Meter langen Rahmstrudel.

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