Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Affäre so informiert gewesen? Wolfsgruber in seiner Migazzi-Biographie und Seifert in seiner gründlichen Riegger-Arbeit haben Eybels Buchhandlungs-Lehrjungen nicht gekannt, sie ist als letzter Nachhall zum mariatheresianischen Kirchenrechts-Lehrbuchstreit und als Eybels Abrechnung mit Freund und Feind durchaus bemerkenswert. Diesmal wird Martini, als H. v. M. - - - abgekürzt, scharf angegriffen, derselbe Martini, dem Eybel noch 1777 den zweiten Band der lntroductio mit den üblichen schmeichelhaftesten Floskeln gewidmet hatte, auf dessen Naturrecht er bei allen sich bietenden Gelegenheiten Lobessprüche verschwendet hatte. Der billige polemische Ton wird noch durch die literarische Einkleidung in die Form eines fingierten Zwiegespräches zwischen einem Gesellen und einem Lehrjungen von Kurzböck verschärft. Wir hören da alles mögliche. Eybel kommt öfters in die Druckerei seines Lieblingsverlegers, um den Druck seines Kirchenrechts zu beaufsichtigen. Im Buchhandlungsgewölbe wird auch gerne geplaudert (S. 5); der Verleger, der Buchhalter und die Käufer, auch „andere Discours halber hineinkommende Geistlich= und Weltliche Personen" hätten von Martini und Eybel gesprochen. Er verteidigt sich dann gegen die Behauptung, er sei von der Wiener Universität „entfernt" worden. ,,So viel kann ich Ihnen für gewiß sagen", meint der Geselle, ,,daß Eybel selbst gebetten, von der Kanzel zu einem Dikasterium gehen zu dörfen. Ich weiß es von einem, der seine Bittschrift bey dem Herrn S. in Laxenburg gelesen, welchem er dasselbe anvertrauet hat, bey dem damals in Laxenburg sich befindenden . . . Hof einzureichen. Auch Herr Kurzbök erzählte schon im Monate Junius Anno 1779 öffentlich in der Buchdruckerey, daß Eybel, um mehr Ihrer Majestät als sich selbst Verdruß, und Ueberlauf von seinen Gegnern zu ersparen, eine Veränderung angesucht habe" (S. 6 f.). Da hören wir auch, daß die Studenten die ausgeteilten Disputationsgaben an die Wiener „Standlweiber" zu verhandeln pflegten, die deshalb eine bessere Einsicht in Eybels gedruckte Titel hätten als der Schlözerische Korrespondent, der (unmotivierterweise) berichtet hatte, weder Kanzelreden noch übrige akademische Schriften von ihm seien in Druck erschienen (S. 7 f.). Und vor allem habe die lntroductio ungleich besseren Absatz gehabt als die Martini'sche Riegger-Ausgabe. Der Buchhalter der Kurzböck'schen Verlagshandlung, ,,der ein ohngemein belesener, und Känntnißvoller Mann ist", hätte im Geschäft öffentlich die vorteilhaften Rezensionen der Berliner und Leipziger Rezensenten über Eybels Werk vorgelesen. Die Studenten hätten es gelobt, weil man leicht danach lernen könne (S. 8) . Polemisch richtet sich Eybel gegen Bücher, die „orakelmäßig und unverstehlich" geschrieben seien ; dazu rechnet er also den Riegger in Martinis Fassung. Dann greift er den Hofrat an. Martini stehe wirklich einen Grad unter dem verstorbenen Prager Professor Dr. iur. Joseph Lothar Schrodt 65

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