Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

I. EYBELS WERDEGANG UND TKTIGKEIT BIS 1779 1. SEIN LEBEN BIS ZUR VERSETZUNG NACH LINZ Joseph Valentin1 Eybel wurde am 3. März 1741 in eine Wiener Bürgersfamilie hineingeboren. Nachdem er die Humaniora studiert hatte, wurde er in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. In dieser studierte er Philosophie, Griechisch und Hebräisch2 • Aus „wichtigen Gründen" wurde er seiner Gelübde losgesprochen und trat in den weltlichen Stand über. Theologie hatte er noch nicht gehört, auch keine Weihen empfangen3 • Im Jahr 1765 erhielt er bei der innerösterreichischen Regierung in Graz die Stelle eines Registratorsadjunkten, also eines Schreibers4 . Nach Auskunft seines späteren Freundes Ignaz de Luca5 soll er hierauf die Stelle eines Konzipisten und Ratsprotokollführers erhalten haben. Er kann diese Stellen nicht lange innegehabt haben, denn er übersiedelte wieder nach Wien, wo er nun weiterstudierte. Bei Joseph von Sonnenfels hörte er die für die Geschichte der österreichischen Verwaltung und Bürokratie so wichtigen Vorlesungen in Polizei- und Kameralwissenschaften. Auch muß der mächtige Einfluß Karl Anton von Martinis Eybel geprägt haben. Martini las über Naturrecht und Geschichte und Institutionen des römischen Rechts. Sonnenfels berichtet, daß ihn Martinis gedrängter und überzeugender Vortrag erst denken gelehrt habe. Martini schloß sich in seinen naturrechtlichen Werken besonders an Pufendorf (De offico horninis et civis), Thomasius und Christian Wolff an6 ; Zeitgenossen stellten die starke Abhängigkeit Martinis vom protestantischen Naturrechtslehrer Daries fest7 • Eybel bekam aus Polizei- und Kameralwissenschaften ein Zeugnis und bewarb sich hierauf um den Stuhl dieses Faches an der Universität in Graz, doch ohne Erfolg. Man ließ ihn an einem Konkurs für den entsprechenden Klagenfurter Posten teilnehmen, aber auch diese Stelle erhielt er nicht8 . In der Absicht, Advokat zu werden, studierte er noch Jus, war Schüler von Bocris, Johann 1 ,Sebastian' - Schmidinger, S. 268 - diesen dritten Vornamen hat Eybel nie angeführt. Zeitgenossen schreiben sehr oft ,Eibe!' . Er selbst unterschrieb nur ,Eybel'. 2 Biographie der Gla11bensfeger, S. 9. 3 Ebenda, S. 9 f. 4 Schmidinger, S. 268. 5 de Luca, Gelehrtes Oesterreich. 6 Voltelini in HZ 105, 1910, S. 71. 7 Etwa AdB 17. Bd., 1772, S. 509 f. 8 Biographie der Glaubensfeger, S. 10. 19

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