Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

an ihren Fingern getragen habe." Auch A. Kellner in seiner Musikgeschichte von Kremsmünster 155 belegt, daß sich Eybel nicht unbedingt korrekt benahm. Eigener Vorteil zählte ihm manches, und wer ihm gut freund war, dem schanzte er Dinge zu; wer konnte ihn wehren? Der Tod Bischof Herbersteins (17. März 1788) machte den Weg frei für eine Persönlichkeit auf dem Linzer Bischofsstuhl, die besser geeignet war, den Wünschen des Hofs und auch Eybels zu entsprechen. Im Mai 1788 bestimmte der Kaiser den Wiener Domherrn Joseph Anton Gall (t 1807) zum zweiten Bischof von Linz. Da sich die päpstliche Bestätigung sehr verzögerte, konnte er erst am 1. März 1789 in sein Amt eingeführt werden156. Mit dem Landeschef Rottenhahn und Gall an der Spitze des Landes ob der Enns schien die kirchliche Lage Oberösterreichs der Wiener Kirchenzeitung schon derart beschaffen zu sein, daß es zur Not eines Eybels entbehren könnte. Dessen Arbeit sei ja „herkulisch" gewesen und der Schreiber des Berichts deutet an, daß Eybel so ziemlich am Anfang der Aufklärungsarbeit in Oberösterreich gestanden sei 157 . Gall, der übrigens noch 1786 Lehrling der Loge zu den Vereinigten Freunden in Brünn gewesen sein soll, genoß bereits als aufgeklärter Mann und Katechetiker großes Ansehen, und wenn ihn die Wiener Kirchenzeitung am 1. Mai 1789 158 lobt, dann war das wohl auch Eybels Meinung: ,,Daß wir nun unsern neuen Bischof besitzen, wissen Sie ohnedieß, und daß alles, was edel ist, was die Religion liebt, und den äd1ten Priester eben so sehr schätzt, wie über Fanatiker, Fantasten und Abergläubler seufzt; diesen Mann mit außerordentlicher Freude erblickt, und voll Begierde nach seinen Thaten späht, dieß werden Sie sich von selbst sagen. Daß aber auch sd1on wirklich sein großer Geist in rühmlicher Bewegung ist, und der Erwartung ganz entsprechende Keime von Bedeutung dem Staate sowohl als der Kirche die schönsten Früchte zeugen; dieses kann ich Sie mit innigster Freude versid1ern ... " Als das Jahrzehnt Josephs II. sich dem Ende zuneigte, wurde Eybel den Klöstern gegenüber milde. Offenbar erkannte er, daß die wilde Zeit der Klosterstürmerei ihren Höhepunkt bereits überschritten hatte. 1795 bramte er eine „Linzerische Komödienbande", also eine Spieltruppe, nach Kremsmünster, er, ,,der nun bei jeder Gelegenheit zeigen will, wie gut er es dem Stifte meine 159." Manche Quellen behaupten, Eybel sei von 1787 bis 1797 Gubernialrat m Innsbruck gewesen, was indes nicht zutrifft 16 0. 155 Kellner, Musikgeschichte, S. 539. 156 WKirchZ Nr. 16 v. 17. 4. 1789, Sp. 256 f. 157 WKirchZ Nr. 6 v. 6. 2. 1789, Sp. 87 f. 158 WKirchZ v. 1. 5. 1789, Sp. 287. 159 Kellner, Musikgeschichte, S. 553. 160 OaLZ Nr. 118 v. 14.6.1811, Sp. 947 f.; ebenso Wurzbach, Schulte, ADB. 145

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