Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Revue, mit intimsten Andeutungen, und hier stoßen wir auch auf Eybel62 , der sich inzwischen seinen Platz in der Gesellschaft der Gimpelinsel gesichert hatte. Er wird als Gerfalk bezeichnet62 . Der Verfasser erweist sich in seinem Lob auf den Adler ( = Joseph II.) durchaus als systemtreu. Wie kommt nun Eybel weg? Das „Staarl" erzählt es dem Schiffbrüchigen: Da der Gerfalk seine Ursachen haben müsse, mit niemandem Umgang und Gesellschaft zu pflegen, so stolpere man in seinem Heim überall über seine Hunde und die seiner Frau. Er sei ein großer Jagdliebhaber. Die Habichte (= der Klerus) möchten ihn gerne auf ihre Seite ziehen, doch mache er es besser und verdiene sich auf ihre Kosten Geld, indem er gegen sie Werke schreibe. Er liebe es, mit den Leuten ein wenig Spaß zu haben, was ihm diese aber nicht übel nähmen. Seine Sache sei es, den Habichten die Flügel zu stutzen. Dafür habe ihn der Adler auf die Gimpelinsel gesetzt. Er sei ein schneller Arbeiter, verlange das aber auch von anderen und werde mit denen, die nicht augenblicklich ihre Aufgabe bewältigen, sehr heftig, was auch leider bei den Amtshandlungen öfters der Fall sei, wo er sich nicht mäßigen könne. Sonst fürchte man ihn, denn er habe ein Auge wie die Falken und habe auch einen „Guguk", der die Oberdirektion von allem an sich zu bringen gewußt und es mit dem Oberhabicht ( = Stadtpfarrer Posch) gehalten habe, so gerupft, daß er nun die Flügel hängen lasse. Ganz nach dem Wunsch des Verfassers der Gimpelinsel wäre es jedenfalls, mehrere solche Gerfalken zu besitzen63 . Dann geht er auf die Amouren Eybels ein, der offenbar in der Linzer high snobiety als Schürzenjäger stadtbekannt war. So sei nach einem Feuer im Zuchthaus, wo Eybels Vermittlung die schnelle Wiederherstellung des Daches bewirkt habe, das Feuer auch auf Eybel übergesprungen, wobei die Zuchthausverwalterin (Elisabeth Kraus, 1763 - 1810) der Zündstoff gewesen sei. Als großer Jäger vor dem Herrn pirsche er auch gerne nach schönerem Wild, doch nicht hier auf dem Platz; ,,in eine Amour mit einem hier ständigen Frauenzimmer läßt er sich nicht ein." ,,Er verschreibt sich Frauenzimmern aus der Hauptstadt ( = Wien), die ihn besuchen und die hierländige Langeweile vertreiben müssen." Wenn auf der Gimpelinsel Markt sei - das war zweimal im Jahr - dann stellten sich samt den Marktgütern die schönsten Kaufmannsfrauen aus der Hauptstadt Wien ein, die dann einzig für den Gerfalken etwas übrig hätten . Da jeder Markt 24 Tage dauere, komme der Gerfalke einigermaßen auf seine Rechnung. ,,Eine ist gar ein so liebes rundes Gesichte!" - der Schlüssel in der Allgemeinen deutschen Bibliothek nennt sie als Elisabeth Bouvard de Chatelet (um 1748 - 1810). Aber auch außerhalb der Marktzeit bekäme der Gerfalk 62 Ebenda, S. 598. 63 Gugitz, Gimpelinsel, S. 315. Nach Gugitz ist dieser ganze Abschnitt dargestellt. 126

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