Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Kornmissionierung um die Jahreswende 1787/88, die Eybel in Schlierbach vorzunehmen hatte, rühmt er den Abt, der damals krank war und nur noch wünschte, bei seinem Medikus in Wels mit einem Prälatengehalt die letzten Lebenstage verbringen zu dürfen. Eybel nennt ihn „rechtschaffen, landesfürstlich gesinnt", und eifrig darum bemüht, die staatlichen Verordnungen zu befolgen. Auch die Tätigkeit als Rat der Filialkommission wird lobend vermerkt . Daß der Abt selber die Aufhebung seines Stiftes betrieben hatte, scheint Eybel ein Beweis dafür zu sein, daß Eigensinn, Hochmut und Anhänglichkeit an zeitliche Dinge gar nicht die Sache dieses Prälaten seien; ,, nur auf das wahrhaft Geistliche ist er ganz geistlich, in temporali aber ein wahrer Untertan und nicht nur Befolger, sondern Betreiber der landesfürstlichen Verordnungen 28 ." Frischauf starb am 29. Juli 1803, 80 Jahre alt; Abt war er 30 Jahre und neun Monate lang gewesen. Die Regierung hat in ihrem Bericht über den Tod kein Wort der Anerkennung für den ergebenen Mitarbeiter Eybels gehabt; sie erwähnte, daß der Verstorbene infolge seines hohen Alters und seiner Kränklichkeit nicht mehr so sehr alles selbst habe betreiben können; wenn nun ein belebterer eintreten werde, werde die Subsistenz des Stiftes Schlierbach gesichert sein. So das Referat Eybels29. übrigens wurde Georg Verleth von Löwengraf30 Sekretär der Filialkommission; Protokollführer wurden der dritte Ratsprotokollist von Schwingheim und der Akzessist Schwarz, der bisher das Protokoll in ecclesiasticis geschrieben hatte und mit Zeugnissen aus Kirchenrecht sowie Rechts- und Kameralwissenschaften versehen war31 . Neben seinen umfangreichen dienstlichen Geschäften ging Eybel aber in Linz besonders an die Popularisierung seiner kirchenrechtlichen und theologischen Anschauungen und Vorurteile, teils wohl, um seine Tätigkeit über die Grenzen von ob der Enns auszuweiten, teils wohl, um den Staat, seine Reformen und die mutmaßliche Zielrichtung derselben im Dienst dessen, was für Eybel und seinesgleichen „Aufklärung" war, zu fördern. Wenn Eybel etwas anonym veröffentlichte, so war dies gleichgültig, denn als Verfasser wurde er ja doch immer wieder gleich ruchbar, und zur Zensur in Wien mußte ja alles, was dort gedruckt wurde, und Eybel ließ zunächst noch in Wien drucken . ,,Linz" als Verlagsort hätte seinen Schriften wahrscheinlich nicht das Ansehen und nicht die Verbreitung verschaffen können, die er sich unzweife lhaft gewünscht haben wird. Es war das 28 Hittmair, S. 341. 29 Hittmair, S. 492. 30 Georg von Verlet(h), Landeshauptmannschafts-Sekretär, ' ' um 1748, t als Hofsekretär im Obersthofmeisteramt in Wien 1833; Gugitz, Gimpclinsel, S. 327. Er war ein enger Mitarbeiter Eybcls. 31 Hittmair, S. 112. 121

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