Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

Der Vormärz reihte Eybel in jene Strömung ein, die von der Aufklärung, auch der kirchlichen, heraufreicht in den inner- und außerkirchlichen Liberalismus; und sicher, seine Werke sind als Schritte zur Säkularisierung und Profanisierung des Denkens zu verstehen. Als Georg Ludwig Karl Kopp (1774 - 1834) im Jahre 1831 sein radikal kirchenkritisches Werk Die katholische Kirche im 19ten Jahrhundert 359 erscheinen ließ, meinte Friedrich von Kerz' restaurative Katholische Literaturzeitung 360 dazu: ,,Wenn man Herrn Kopp's Werk vergleicht mit den Schriften, welche verfertigten . . . Beda Aschenbrenner, Felix Anton Blau, Franz Anton Brendel, L. Martin Eisenschmid, Eibel, Fell, Alois Henhöfer, Fridolin Huber, Johannes Jung, Karl Alexander von Reichlin-Meldegg, Alexander Müller, Norbert Nimis, Caspar Ruef, Jakob Salat, Eulogius Schneider, ... Moriz von Weser, Werkmeister, Vitus Anton Winter361 : so wird man finden, und sagen müssen: welche Einheit!" Und 1848 erinnert sich einmal jemand daran, daß sich seit dem Aufkommen der febronianischen Richtung die „aufgeklärte Partei" in Wien an der Kirche schwer versündigt habe, wobei die Namen Joseph II., Kaunitz, Eybel und Blumauer fallen362 . Der rüstige Kampfhahn Sebastian Brunner vermerkt in seinen Mysterien der Aufklärung363, Eybel sei einer der ersten Stürmer gegen Papst, Ohrenbeichte, Bischöfe, Klöster, Ablaß und Zölibat gewesen, er habe eine Karte nach der anderen ausgespielt, und habe so nach und nach sehr fein mit der Disziplin und den Lehrsätzen der Kirche aufräumen wollen. Heinrich Brück364 erklärt Eybel zu einem Mann, der von tiefer Abneigung und Feindseligkeit gegen die katholische Kirche und vorab gegen den Papst erfüllt gewesen sei. Eine typische Mystifikation späterer Zeiten ist es aber, Eybel für mitschuldig an der Laxität der Unkirchlichkeit der josephinischen Generalseminare (1783 - 1790 bestanden diese) zu erklären, wie es etwa im Mainzer Katholik von 1847365 einmal geschieht: ,, ... wir haben schon auf einige Quellen der bis zum Jahre 1834 (im Prager Seminar) herrschenden Laxität hingedeutet; eine fernere war unzweifelhaft auch der Umstand, daß gedachtes Seminar unter .. . Joseph II., und während des Regimentes eines van Swieten, Sonnenfels, Eybel und anderer Illuminaten und Janse359 Würzburg: C. Strecker 1831. 360 Kath. Literaturzeitung, hrsg. v. Friedrich von Kerz, 22 . Jg. (NF 6. Jg.), 1831, 4. Bd., s. 55 f. 361 Die Vornahmen vom Autor ergänzt. 362 Sion 1848, Sp. 1406. 363 Mainz 1869, S. 147. 364 Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland im neunzehnten Jahrhundert, 2J, 1902, s. 419. 3_65 Der Katholik, 1847, S. 218 . 111

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