97. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1979/80

teils 11'tit, teils ol1ne Familie . Die erste Gruppe e1,Higrierte 1626 vor Aus- bruch des Bauernkrieges und bestand überwiegend aus vermögenden Han- delsunternebHern , audt Gastwirten ; ihr Weggang bedeutete einen na111- haften Kapitalabf)uß , obwohl sie vor dem „Absdtied" (außer eine11't Zehent vom Ven11ögen an das Land) eine empfindlidte „Nad1steuer" vo ,1 10 bis 50 °/o des Ven1'tögens an die Stadt zu zahlen t,atten und die Stadt dadurdt insgesamt bei 30 000 f) in bar erhalten hat. Die über 100 Emigranten von 1627 waren meist Messerer und Arbeiter aus Steyrdorf, deren Abzug Verlust an Fadtarbeitern bede~tte te , wäl1rend 1628 nodt eine kleinere Anzahl namhafter, auch vermögender Bürger nachfolgte. 4 ) Eine Ausnahme in der allgemeinen Misere mag eine kleine Gruppe von Handelsunt ernehmern genrndtt haben , die durdt Manipulieren mit der Knappheit von Gütern die allgemeinen Sdtwierigkeiten zeitweilig nodt vermehrten und dabei hohe Gewinne zogen. Hoffmann , Wirtsdtaftsge- sdtidtte, 1. Bd. , Krobath , Bürgermeister, VKST 1962 5 ) Nadt ]alwb Zetl , Die Chronik der Stadt Steyr, herausg. i111 36 . Beridtt des Mus . Franc . Car Lin z 1878, S. 26 waren 1621 nu r mehr 16 l~a tholische Bürger in Steyr ; Lindner, Anna/es, S. 656 gibt freilidt wesentlidt l1öhere Zal1/en an (allein für 1621 100 Osterbei chten und -kommunionen in der Stadtpfarrkirdte) 6 ) Zetls Chronik und das Stadtardtiv enthalten ein e große Zahl soldter Be- fehle von oben. Es waren Dehrete, Patente u. a. über Konfiskation lutheri- sdter Büdter ; gegen den „Auslauf" zu Prädikanten in ur1'tliegende Gemein- den; über „Beiwohnen " beim „ Gottesdi enst an Sonn- und Feyrtag von anfang biß zu11't endt''; gegen Halsstarrige zu r Bekehrung ; über „ernstlidte unaußsetzlidte perseqierung" der Protestanten ; über Ersetzung „uncatho- lisd,er Ambtleuthe mit gutten Catholisdten Miinnern ". Befe/1/e dieser Art ziehen sid1 bis ins 18 . Jahrhundert hinein und ze igen die Festigkeit /deiner Gruppen von Protes tanten , als die überwiegende Mehrheit bereits lrntho- li sd1 geworden war . DIE GRÜNDUNG DES STEYRER JESUITENKOLLEGS In di,eser Situation kann Anfang Juni 1630 Kaiser F.erdinand auf der Durchreise zum Regensburger Reichstag nach Steyr. Er nahm hi er an der Fronlcich.namsprozession teil1) und mag vielleicht an Ort und Stelle di,e Lage klarer erka1rnt u11Jd dngesehen haben, daß die Haltung der Bevölkerung durch immer neue Drohtt!llgen und Verfügungen schwer zu beeinflussen, höchstens zu stillschweigendem Dulden und Hin.nehmen zu bringen sein werde. Jedenfalls kam ·der Kaiser wenig später zu dem Entschluß, in Steyr neben den bisher schon tätigen Ordensgemeinschaften der Garstner Bene,dj,ktiner, der Kapuziner un.d der Dominikaner 2 ) nun auch noch Jesuiten zur Gewimmng der abseits Stehenden, Widerstrebenden und geheimen Protestanten einzusetzen. Am 6. At11gu,st 1630 traf in Steyr ein kaiserlicher Befehl an den Magistrat ei n über die Aufnahme von Jesuiten in der Stadt. Diese hatten offenbar die Lage schon erkundet und für die Errichtung einer Niederlas-suug 11 Häuser auf ,der Terras-se gegenüber von Bürgerspital und Steyrbrücke erbeten. Das kai,serliche Schreiben fopderte deren Überg.abe an die Jesuiten 3 ). Im September darau-f erklärte sich der Magistrat in einer Resolution bereit, ,dafür zu sorgen, daß die „ von ,denen P. P. Herrn Jesuiter zu ihrem Kirchen- und Collegiigebeu 19

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