82. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1964/65

herrschten.34) Wenn eine solche Ansiedlung bestand, kamt man im Stadtgebiet, welches ein natürliches Zentrum eines räumlich allerdings beschränkten Gebietes darstellt und schon damals darstellen mußte, einen frühen lokalen Markt vermuten. Neben den primitiven Produkten bäuerlichen Fleißes ist wohl sehr früh Eisen über diesen Ort transportiert und vielleicht hier weiterverhandelt worden. Auch die Slawen kannten den Erzberg. Steyr liegt am natürlichsten Weg vom Erzberg zum Alpenvorland.35) Das Ergebnis dieser Überlegungen muß recht mager bleiben; festhalten dürfen wir nur die allgemeine Aussage: Als die Gunst der Lage erkannt wurde, als die einsetzende stärkere Besiedlung des Gebietes das Entstehen eines lokalen Marktes am Kreuzungspunkt natürlicher Verkehrswege, an markanter Stelle, bedingte, da lag wohl der eigentliche Ursprung Steyrs und der Beginn der Entwicklung, die zur späteren Stadt führte. Wir müssen nun die territoriale Zugehörigkeit Steyrs in seiner frühen Geschichte kurz streifen. Dieser Punkt soll nach dem Werk F. Pfeffers36) dargestellt werden, welches unter den vielen die Entstehung Oberösterreichs behandelnden Arbeiten hervorragt. Wir geben aber hier unsicheren und nach wie vor umstrittenen Gegenstand wieder. Dem Begriff nach gibt es die Länder ob und unter der Enns seit dem 8. Jahrhundert. Das Land ob der Enns war damals das Land Bayern, aus dem sich damals schon Traungau, Riedmark und Rotelland (nach Pfeffer identisch mit den „drei Grafschaften“) loslösten.37) Für die Zeit von 817 bis 911 gibt er an, der östliche Teil Bayerns, „Provinz Ostland", sei in zwei Verwaltungsbezirke, die Grenzgrafschaft an der Donau (drei Grafschaften etc.) und die Grenzgrafschaft im Alpenraum (Karantanien etc.) eingeteilt gewesen.38) Als Grenze zwischen dem Traungau (den man früher bis zur heutigen oberösterreichisch-steirischen Grenze etwa reichen ließ) und Karantanien — bzw. dessen im heutigen Oberösterreich gelegenen Teil, dem Ulsburggau, sei seit dem 8. Jahrhundert die Alpenrandgrenze nachweisbar, welche, „aus dem Raum der Vereinigung von Ager und Aurach zum Traunfall und zum Flußzwiesel von Alm und Laudach und von hier an der Salzstraße Gmunden—Steyr, der uralten Vorläuferin der heutigen „Voralpen-Bundesstraße“, zur Krems und unteren Steyr und an dieser zur Enns zog.“3’) Von 911 bis 976 änderte sich nach Pfeffer40) anscheinend nichts an der gespaltenen territorialen Zugehörigkeit des Stadtbereiches. Nach 976 befindet sich das heutige Stadtgebiet in zwei dem Reichslehen Baiern zugehörigen Gebieten: nördlich des Unterlaufes der Steyr ist die Mark Österreich bzw. deren Land ob der Enns; südlich des Unterlaufes der Steyr ist der Ulsburggau, ein 34) Friedrich Berndt, Gedanken zur Gründung der Stadt Steyr. Steyrer Zeitung „Zum Feierabend“ 1959, Nr. 10. 35) Zur Geschichte des Erzberges im Mittelalter vgl. Hans Pirchegger, Das steirische Eisenwesen bis 1564 (Das steirische Eisen, Band II, 1937). 36) Pfeffer, Land ob der Enns (Anm. 5). 37) Pfeffer, Land ob der Enns (Anw. 5), S. 111, Karte 10 nach S. 176. 38) Pfeffer, Land ob der Enns (Anm. 5), Karte 6 nach S. 176. 3’) Pfeffer, Land ob der Enns (Anm. 5), S. 82, 97. 40) Pfeffer, Land ob der Enns (Anw. 5). Karte 7 nach S. 176. 10

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