9. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1879

4 Wenn wir die von Bradshaw *) für unächt erklärten Gedichte abziehen, wir im 6. Bande von Morris’ Ausgabe folgende Stücke unter der finden Rubrik „Minor Poems“ angeführt: 1. The Compleynte of the Dethe of Pité. 2. Ballade de Visage 2) sauns Peynture. 3. Ballade sent to King Richard. 4. The Compleynte of Chaucer to his Purse. 5. Good Counscil of Chaucer. 6. Prosperity. 7. A Ballade. 8. L’Envoy de Chaucer a Scogan. 9. L’Envoy de Chaucer a Bukton. 10. Aetas Prima. 11. Chaucer’s Words unto his own Scrivener. 12. Oratio Galfridi Chaucer. Zu diesen 12 Stücken ziehen wir noch 13. The Complaynt of Mars and Venus. 14. Chaucer’s A. B. C. (Morr. V, 78.) Die beiden letzten Stücke übertreffen die anderen wol an Umfang, müssen aber nach Form und Inhalt zu den lyrischen Gedichten Chaucer's gerechnet werden. Wie bereits bemerkt, sind die zu betrachtenden Gedichte über die verschiedenen Perioden von Chaucer’s poctischer Wirksamkeit zerstreut. Drei solcher Perioden werden mit Ten Brink allgemein angenommen. Der ersten, welche von ungefähr 1366 bis 1372 währt, wird man von den uns hier interessirenden Stücken die folgenden drei mit Sicherheit zuteilen können: 1. Chaucer’s A. B. C. 2. Compleynte of the Dethe of Pité. 3. Aetas Prima. Chaucer ist auf dieser Stufe noch ganz Schüler der Franzosen, allein an dem Compleynte of the Dethe of Pité werden wir schon selbständige ’) Chaucer lässt die betonten vokalischen Auslaute ie (y e), y, e (e e) in den unzweifelhaft ächten Gedichten niemals mit einander reimen. Diese wertvolle Entdeckung wurde zuerst von dem Oberbibliothekar Bradshaw in Cambridge gemacht, dessen Arbeit leider nicht publicirt, sondern nur durch ein Referat Furnivall's bekannt ist. Später, aber unabhängig von Bradshaw, gelangte Ten Brink zu demselben Resultat. Auf Grund dieses wichtigen Kriteriums hat Bradshaw eine Reihe von Werken, die man früher Chaucer zuschrieb, für unächt erklärt. Ten Brink trennt sich von ihm nur in Bezug auf den „Romaunt de la Rose“, den er für ächt hält, indem er das Vorkommen der betreffenden Endreime durch die frühe Entstehungszeit dieses Gedichtes erklärt. 2) Wir bessern ohne Weiteres den sinnlosen Lesefchler „vilage“, den auch die 2. Aufl. von Morris' Ausgabe hat. Leber diesen Lesefchler s. Furnivall, Trial Forwords, p. 8, Anm. 1.

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