9. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1879

11 VII. Oratio Galfridi Chaucer. *) Das „Gebet Chaucer's“ ist um dieselbe Zeit und aus derselben Stimmung herausgeschrieben wie sein „Guter Rat“. Nach den Anfangsworten führt es auch den Titel „Mother of God“. Es enthält die Bitte Chaucer's an die heilige Mutter Gottes, ihm ihre Gnade zuzuwenden und für ihn bei Christus zu bitten, damit er das ewige IIeil erlange. Das Gedicht zählt zwanzig Strophen im Metrum des Compleynte to Pité: die letzten sechs sind nach einem lateinischen Prosagebet abgefasst. 2) Es erinnert durch die Aehnlichkeit des Stoffes an „Chaucer's A, B, C“. Gedanken und Ausdruck decken sich manchmal, wie z. B. Orat. v. 93, „virgyne wemlesse“, und A, B, C. M. v. 3, „unwemmed maydenhede“, ferner „temple of our Lord“, v. 30 der Orat., und mehr ausgeführt in A, B, C, T: „Temple devoute! ther God hath his wonynge“ etc. Doch ist im Allgemeinen die Ausdrucksweise der Oratio reicher, was Epitheta wie. causar of pees, styntar of woo and strife (v. 12), well of pitec (v. 17), clere licht of day (v. 29) etc. beweisen. VIII. Envoy to Scogan.*) Der Anfang des „Geleites an Seogan“ klingt an das Complaint of Venus an, dürfte also nach demselben und zwar, wie Bradshaw glaubt, um 1393 geschrieben sein. *) In diesem siebenstrophigen Cedicht, welches in dem von Chaucer be¬ liebten Metrum des C'ompleynte to Pité verfasst ist, wird zunächt Scogan beschuldigt, durch Spottreden die Liebesgöttin erzürnt zu haben. Chaucer fürchtet, dass sie jetzt die alten Männer verfolgen werde, verwart sich aber dagegen, seine eigene l'erson damit in Verbindung zu bringen. Zum Schlusse bittet er Scogan, der „an der Quelle“ sitze, sich für ihn zu verwenden. Das Gedicht ist nicht ganz verständlich und wird es wol bleiben, so lange wir nichts Näheres über Seogan und sein Verhältnis zu Chaucer wissen. Aus einer Auseinandersetzung bei Tyrwhitt *) gcht hervor, dass Henry Seogan ein armiger war und für den Hlof scherzhafte Gedichte schrieb. Der¬ selbe führt auch eine Scogan betreffende Stelle aus Ben Jonson's Masque of the Fortunate Isles an: MereFool. Scogan? what was he? Johphiel. O, a fine gentleman and master of arts Of Henry the Fourth's time, that made disgnises For the King’s sons, and writ in ballad-royal daintily well. ’) Morr. VI, 308. — Ferner Paral. Text. Ed. P. II. 2) Paral. Text Ed. 137. *) Morr. VI, 297. *) Trial Forw. p. 8. 5) Poet. Works of Chaucer, 1868, p. 447—49.

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