8. Jahresbericht der k. k. Realschule in Steyr, 1878

4 von Zweckmässigkeit, Vieles zu wünschen übrig liess, so war doch das darin verbrannte Matcriale, feines Olivenöl und Petroleum, ein sehr gutes; denn die Griechen hatten auf der Insel Zante grosse Anlagen zur Gewinnung von Petroleum und das Petroleum von Agrigent war als „sizilianisches Oel“ ein allgemein gebräuchlicher Leuchtstoff. Mit der nach dem Untergange des römischen Reiches hereinbrechen¬ den tiefen geistigen Finsterniss verschwand auch die Strassenbeleuchtung auf viele Jahrhunderte hinaus. Erst zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, im Jahre 1414, wurde die Strassenbeleuchtung in London eingeführt, Paris folgte im Jahre 1558. Das durch den dreissigjährigen Krieg fürchterlich verwüstete und entvölkerte Deutschland blieb noch lange zurück; den Anfang machten Berlin und Hamburg und beleuchteten ihre vornehmsten Strassen und Plätze im Jahre 1670. — In Neapel und Warschau finden wir noch im ersten Viertel unseres Jahrhunderts keine Spur einer öffentlichen Beleuchtung. Wie jämmerlich und elend noch dazu war diese Strassenbeleuchtung selbst in London und Paris! Kleine, trüb und russig brennende Oel¬ Lämpchen, ihren matten Schein in den Pfüzen des Strassenkothes spiegelnd, machten die tiefe Finsterniss der Winkel und Nebengäßchen noch schauerlicher. Mit dem Einbruche der Nacht wurden daher die Strassen und Plätze zum Tummelplatz der verwegensten Wegelagerer und es war nicht gerathen, dieselben ohne Begleitung handfester, bewaffneter und mit Windlichtern ver¬ sehener Diener zu betreten. Die Beleuchtung der menschlichen Wohnungen war im Mittelalter eine sehr trübselige. Grosse Feuer in den freilich sehr geräumig angelegten Kaminen; kleine, offene, mit Fett oder übelriechendem Oel gefüllte Lämp¬ chen, Kienspähne und Pechfackeln machten den ganzen Beleuchtungs Apparat aus; denn noch im dreizehnten Jahrhundert war die Talgkerze so selten und theuer, dass deren Gebrauch als übertriebener Luxus erschienen wäre. Im vierzehnten Jahrhundert war eine Wachskerze selbst in fürstlichen Wohnungen noch eine Seltenheit; - nur in den Kirchen waren die Wachs¬ kerzen trotz ihres enormen Preises schon seit dem vierten Jahrhundert all¬ gemein gebräuchlich. Mit Anbruch der neueren Zeit, im Zeitalter eines Guttenberg, Copernicus, Columbus, Luther u. s. w., wurde die häusliche Beleuchtung auch besser; denn Hanns Sachs zählt die Talgkerze schon zum nothwendigen Hausgeräthe. Vom Beginne des sechszehnten bis zum Anfang unseres Jahrhun¬ derts stellt sich die häusliche Beleuchtung im Folgenden dar: In der Stube der Bauern brannte der Kienspahn, der Kleinbürger benützte kleine, offene Oellämpchen (gegenwärtig noch als „Küchenlampe“ im Gebrauch), der wohl¬ habende Bürger Talgkerzen und die höheren Stände beleuchteten ihre Prunk¬ gemächer mit Wachskerzen, von denen, als das Bedürfniss nach einer bes¬ seren Beleuchtung immer dringender wurde, ungeheuere Mengen verbraucht wurden. Zur Zeit Friedrich Wilhem II. verschlang die Beleuchtung am IIofe

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