14. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1986/87

UND WIE GENAU WISSEN SCHÜLER EINER SECHSTEN KLASSE BESCHEID ÜBER DEN BERUF DER ELTERN? Text 1: Ich kenne die Arbeitswelt meines Vaters sehr genau, weil ich in den Ferien meist mitarbeite. Am Beginn des heurigen Schuljahrs wollte ich ni.cht mehr in die Schule gehen ,meldete mich ab, arbeite- te im Betrieb des Vaters und besuchte die Berufsschule in Linz. Nach drei Wo- chen wußte ich , daß meine Entschei- dung falsch war, und ich kehrte zurück ins BG Steyr. Mein Vater steht um 5.30 Uhr auf, geht mit meinem Bruder in die Backstube und bereitet die Mehlspeisen vor, die an diesem Tag benötigt werden. Das heißt: Er nimmt das Plundergebäck aus dem Gärschrank, er nimmt den Briocheteig aus dem Froster, und er geht in den Ver- kaufsraum , um die Kaffeemaschine ein- zuschalten. Um acht Uhr muß dann alles fertig sein. Die Mehlspeisen stehen schon in der Vitrine, die Kaffeemaschine brodelt fleißig, und das Wechselgeld liegt in der Kassa. Text 2: Mein Vater, der früher bei einem heimi- schen Betrieb beschäftigt war und nun seit einigen Jahren bei einem großen [II deutschen Unternehmen in Steyr arbei- tet , ist seither ein neuer Mensch. In sei- ner ehemaligen Firma herrscht ein stän- diger Hahnenkampf um die Positionen, und es ist ausschlaggebend , bei wel- cher Partei man ist. In seiner jetzigen Fir- ma ist das Arbeitsklima wunderbar. Man hat Spaß an der Arbeit , wenn man nicht dauernd um seine Position kämpfen muß. Tex t 3: Meine Mutter war früher Fremdspra- chenkorrespondent in , gab ihre Arbeit nach der Heirat aber auf , um einen Haushalt zu führen . Diese Arbeit be- stand darin , dieWäsche zu waschen , Es- sen zu kochen, das Geschirr abzuwa- schen und die Wohnung sauberzu- halten . Seit sie uns Kinder hat, hat sich diese Arbeit vervielfacht , obwohl ihr manche Geräte, wie zum Beispi el Waschmaschine und Geschirrspü ler, die Arbeit erleichtern. Meine Mutter muß daneben noch den Garten pflegen. Positive Seiten sehe ich in ihrem Beruf nicht. Es ist dies eine Arbeit für Men- schen , denen immer langweilig ist. So haben sie immer etwas zu tun. Viele Frauen ergreifen diesen Beruf nur, weil sie nicht wissen , was sie sonst tun sol len , weil sie Kinder haben oder wei l es der Mann so wil l und überlegen gar nicht, was sie erwartet. Negativ daran ist, daß die Arbeit lang- weilig und anstrengend ist. In unserer Famil ie helfen der Vater und wi r Kinder kaum. Mein Vater ist die meiste Zeit im Büro, und meine Geschwister und ich haben für die Schule genug zu tun, und außerdem sind wir zu faul. Das führt dazu, daß meiner Mutter die Arbeit zu viel wird. Meine Konsequenz für die Zukunft: Soll- te ich einmal eine Frau haben, würde ich ihr wesent li ch mehr Arbeit abnehmen als mein Vater. Text 4: Mein Vater arbeitet in der GFM als stell- vertretender Chef der Arbeitsvorberei- tung . GFM bedeutet Gesel lschaft fü r Fertigungstechnik und Maschinenbau . Da mein Vater mit allen Maschinen gut vertraut ist, muß er öfters in eines der Zweigwerke, um den Arbei tern neue Ma- sch inen zu erklären. Wenn er in Steyr ist, arbeitet er gewöhnlich von 6.45 Uhr bis 18 Uh r. Ich kenne die Arbeitswelt meines Vaters so gut , weil ich in den vergangenen Fe- rien als Ferialpraktikantin in der Arbeits- vorbereitung gearbeitet habe und so die Gelegenheit hatte, meinen Vater bei der Ausübung seines Berufes zu beob- achten. Die meiste Zeit sitzt er in seinem Büro vor dem Computer und rech net aus, wie zum Beispiel eine Fräsmaschine einge- stel lt werden muß, um gewisse Teilchen genau zu fräsen. Bei den vielen Lin ien, Krei sen und Formeln würde ich nach spätestens fünf Minuten verzweifeln . Die andere Zeit geht er in der Werkstatt oder im Lager herum , beantwortet die vielen Fragen der Arbeiter und korrigiert fal sch eingestellte Maschinen. ---------------------- 52 ----------------------

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