9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

überwand. Sie war die erste Heldentat des Eisenbahnbaues in gebir- gigem Gelände und diente vielen Bahnen in Hochgebirgsregionen auf der ganzen Welt als Vorbild . Die Schweiz, die mit der Eröffnung der „ Spanisch-Brötli -Bahn " von Zürich nach Baden am 9. August 1847 den ersten Schritt in das Eisen- bahnzeitalter tat, war wegen ih res gebirgigen Rel iefs ebenfalls zu eisen- bahntechnischen Heldentaten genannter Art gezwungen . Auf den 6000 Kilometern des schweizerischen Eisenbahnnetzes findet man heute nicht weniger als 4992 Brücken und 667 Tunnel , darunter drei der längsten Tun- nel der Welt: der Simplon-Tunnel (19,8 km), der Gotthard-Tunnel (15 km) und der Lötsehberg-Tunnel (14,6 km). Vielversprechende Entwi cklungen hatten sich im österreichischen Eisenbahnbau angebahnt. 1854 umfaßte Österrei chs Schienennetz 1355 Kilometer, davon 924 km in staatlichem Besitz. Zu diesem Zeitpunkt erlitt der Eisenbahnbau in unserem lande schwere Rückschläge durch die außenpolitischen Mißerfolge der Donaumonarchie. Um die Staatsver- schuldung zu vermindern , mußten in der Folgezeit bestehende Staatsbah- nen an Privatgesellschaften verkauft werden. Von den 336 Millionen Gul - den, die der Staat bis 1854 in seine Bahnlinien investiert hatte, erhielt er lediglich 169 Millionen zurück. Erst am 14. Dezember 1877 wurde ein Gesetz zur erneuten Verstaatlichung privater Bahnlinien erlassen , das 1879 zum ersten Mal zur Anwendung kam, als die von der Donau über Steyr nach Villach führende Kron- prinz-Rudolf-Bahn in staatliche Ver- waltung übergeführt werden sollte. Schritt für Schritt erwarb der Staat weitere Strecken und Gesell- schaften, so daß 1885 bereits über 5000 km den seit 1. Juli 1884 so genannten „Kaiserlich-königlichen Staatseisenbahnen" angehörten . Bis 1909 waren alle größeren Bahnlinien in Staatsbesitz. Einige Kronprinz-Rudolf -Bahn schon lange geplante Projekte kann- Hauptbahnhof Steyr 1900 ten nun unter staatlicher Leitung in Angriff genommen werden. So wur- de 1880 der Bauauftrag für die Arl- bergstrecke erteilt , die durch den 10.250 m langen Arlbergtunnel am 6. September 1884 Bludenz und damit den Anschluß an das Bahnnetz der Schweiz erreichte. Als zweites wichtiges Bahnprojekt wurde die Tauern- strecke gebaut , die heute eine der West-Ost -Magistralen Europas dar- stellt. Neben diesen „Hauptbahnen ersten Ranges" entstanden zu dieser Zeit eine ganze Reihe wichtiger Hauptlinien zweiten Ranges. Bedeu- tungsvoll für Steyr und seine Umgebung waren die schon erwähnte Kron- prinz-Rudolf-Bahn , die 1868 von St. Valentin nach Steyr, und schon im nächsten Jahr weiter nach Süden führte , und die zwischen 1881 und 1888 erbaute Kremstalbahn , die von Linz über Kremsmünster nach Klaus führte. 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2