9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

von keiner der vielen Katastrophen , die sich während der Bauarbeiten ereigneten, aufhalten. Die Unglücksb_ilanz ist auch heute noch beein- druckend : 750 Tote. Ingenieur und Uberlebende wurden jedoch 1854 durch den Besuch des Kaisers und seiner Gemahlin entschädigt. Am 17. Juli 1854 konnte die Semmeringbahn unter weltweitem Aufsehen eröffnet werden . Ghegas Leistung faszin iert heute umsomehr, als damals noch nicht feststand, ob jemals eine Lokomotive in der Lage sein werde, die Steigung der geplanten Strecke zu überwinden. Bis zu diesem Zeit- punkt galten Lokomotiven nur für den Einsatz im flachen Gelände als geeignet. Ghega vertraute jedoch fest darauf, daß entsprechende Loko- motiven noch während des Baues der Strecke entwickelt würden. Um die Frage nach der geeigneten, berggängigen Lokomotive zu klä- ren , ließ die Regierung in Wien einen Wettbewerb nach dem Vorbild in Rainhill ausschreiben. Zu den Wettfahrten, die vom 20. August bis zum 16. September 1851 auf der bereits fertiggestellten Nordrampe zwischen „ Vindobona" und „ Seraing", Teilnehmer am Semmeringwettbwerb 1851 Payerbach und Abfaltersbach durch- geführt wurden, waren vier Maschi- nen gemeldet: Die „Bavaria" von Maffei, die „Wiener Neustadt" von Wenzel Günther, die „Vindobona" von John Haswell , dem Begründer des österreichischen Lokomotiven- baues, und die von Cockerill in Bel- gien gebaute „ Seraing" . Keine der Lokomotiven konnte sich beim Wett- bewerb unmittelbar durchsetzen. Die Zeit war für berggängige Loko- motiven einfach noch nicht reif. Man versuchte, durch Erhöhung des Rei- bungsgewichtes und Vergrößerung der Zahl der angetriebenen Achsen - was wiederum in Kurven den Schienen sehr zusetzte - die Zug - kraft der Lokomotiven zu steigern. Den Sieg und damit den Preis in der Höhe von 20.000 Dukaten errang die ,,Bavaria", die immerhin eine Anhän- gelast von mehr als 130 Tonnen über eine Steigung von 2,5% zog . Wäh- rend die Siegerin des Semmering- wettbewerbes den Anforderungen im späteren Regeldienst nicht ent- sprach und ba ld außer Dienst gestellt wurde, versah das Schlußlicht „Vin- dobona" nach einigen Umbauten noch längere Zeit ihren Dienst auf der Bergstrecke des Semmerings. In der Folgezeit standen jedoch bald ver- läßliche Berglokomotiven zur Verfügung . Besonders geglückt waren die Konstruktionen des österreichischen Technikers Wilhelm Engerth, die als „ Engerth-Lokomotiven" die Dampfmaschine auch zur Beförderung von Lasten im Gebirge brauchbar machten und bald auf allen Gebirgs- strecken der Welt anzutreffen waren. Die Bahnlinie über den Semmering, die 1875 Triest erreichte, war somit die erste Bahnlinie, die die Alpen 23

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