9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Dampfeisenbahn in Deutschland kam, geht auf die Initiative der Bürger- schaft von Nürnberg zurück. Am 19. Februar 1834 unterzeichnete König Ludwig 1. die Konzession zum Bau einer Dampfeisenbahn zwischen Nürn- berg und Fürth. Am 7. März 1835 begonnen, konnte die Linie schon am 7. Dezember 1835 mit den üblichen Festlichkeiten eröffnet werden . Die Lokomotive, die den ersten, aus neun Wagen mit 200 Fahrgästen beste- henden Dampfzug Deutschlands in Bewegung setzte, hieß „Ad ler" und stammte aus der Werkstätte Robert Stephensons. Die vierzig Pferdestär- ken, die die sieben Meter lange Lokomotive entwickelte, wurden von Wil- liam Wilson , dem ersten Lokomotivführer Deutschlands, der mit der Loko- motive aus England importiert worden war, im Zaum gehalten. Auch auf der Nürnberger Ludwigsbahn, die zunächst nur auf Personenverkehr aus- gerichtet und zur öffentlichen Benützung vorgesehen war , traf man in den ersten Betriebsjahren gemischten Verkehr. So standen im ersten Jahr 2364 Dampffahrten 6100 Pferdefahrten gegenüber. Erst 1862 wurde auf dieser Bahn Iin ie der Pferdeverkehr vollkommen eingestellt. Durch den problemlosen Betrieb der Ludwigsbahn ermutigt, wagte man sich nun an die Verwirklichung eines weiteren , viel aufwendigeren Projekts: die Leipzig - Dresdner Bahn. Diese mehr als 100 km lange Bahn- li nie, die bereits über Brücken , Dämme und durch einen Tunnel führte, wurde zwischen 1836 und 1839 auf Betreiben Friedrich Lists gebaut. Auf einem Teilstück dieser Strecke konnte 1838 die erste brauchbare in Deutschland gebaute Dampflokomotive eingesetzt werden. Die von Pro- fessor Johann Andreas Schubert in Dresden gebaute „ Saxonia" zog bei Grenzschranken zwischen deutschen Kleinstaaten bremsen den Zug der Zeit (Karikatur 1848) der Eröffnung der Bahnlinie am 7. April 1839 auch den Zug mit den Ehrengästen , unter ihnen König Frie- drich August II. Die Lokomotive blieb bis 1856 in Betrieb und ist heute im Deutschen Museum in München zu sehen. Die glänzende finanzielle Situa- tion der beiden ersten Bahnlinien löste in Deutschland ein wahres Eisenbahnfieber aus. Eisenbahnge- sellschaften schossen wie Pilze aus dem Boden, und das Spekulieren mit Eisenbahnaktien war damals an der Tagesordnung. 1838 wurden die Strecken Berlin - Potsdam, Braun- schweig - Wolfenbüttel und Düsseldorf - Erkrath eröffnet. Nun ging es Schlag auf Schlag . Trotz des bestehenden Planes von List entstanden die Linien aber mehr oder weniger planlos, nur durch Eigeninteressen der deutschen Kleinstaaten bestimmt. Obwohl die Streckenlänge der deut- schen Eisenbahnen 1850 bereits 6044 km betrug, konnte von ejnem Eisen- bahnnetz noch keine Rede sein. Trotz aller Hindernisse, die sich dem Eisenbahnverkehr infolge der Kleinstaaterei in den Weg stellten , erfüllte sich der prophetische Ausspruch des preußischen Kronpr inzen, des spä- teren Friedrich Wilhelms IV., der meinte: ,,Diesen Karren, der durch die Welt rollt , hält kein Menschenarm mehr auf. " 1860 gab es in Deutschland 19

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