8. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1980/81

STEYRER SAGEN Im Rahmen der Feier unserer Schule zum Nationalfeiertag wurden die STEYRER SAGEN, ein Sagenbuch um die 1000jährige Eisenstadt, das von Schülern der Unterstufe verfaßt worder: war, den Anwesenden prä- sentiert. Mit viel Begeisterung und Engagement hatten die Jugendlichen ver- sucht , sich mit der Geschichte ihrer Heimatstadt auseinanderzusetzen und daraus Neues entstehen zu lassen. Sie nahmen den Kampf mit Tod , Teufel und Drachen wieder auf, erweckten erfundene Gestalten zum Leben und formten sechzehn gelungene Erzählungen daraus. Auch für die Illustrationen sorgten die Schüler selbst , indem sie kunstvolle Linolschnitte, zum Inhalt der Sagen passend , verfertigten . Viel Applaus ernteten die kleinen Dichter, als sie dem Publikum Kostproben aus ihrem Werke boten.·ln kürzester Zeit waren die STEYRER SAGEN vergriffen,und auch eine Zweitauflage fand bald ihre Abnehmer. Sigrid Hauptmann DIE SAGE VON BURG THANN Es stand einmal , gegen das heutige Dietach zu , eine mächtige Burg mit Namen Thann. In ihr gab es eine reich ausgestattete Taverne, in der es oft greulich zuging. Flüche, gotteslästerliche Worte, Pollern und der Lärm von wilden Raufereien drangen oft heraus, und die Bewohner des Ortes Thann , der um die Burg herum gebaut war, fürchteten sich vor den wilden Gesellen auf der Burg, denn alle waren fromm und gottesfürchtig. Einmal ging es ganz besonders wild zu. Da trat auf einmal ein großer Mann in die Schenke. Er hatte einen spitzen Hut aufgesetzt, auf dem eine rote Hahnenfeder leuchtete. Ein schwarzes Mäntelchen hing ihm von der Schulter, seine Augen glänzten gelblich, und er hinkte auffällig. Er trieb es noch ärger als alle anderen und übertraf sie alle im Wein- und Metsau- fen . Da stieß der Wortführer , ein grober Kerl mit harten Fäusten , einen langen Fluch aus und schrie: ,,Der Teufel so ll mich holen, wenn ich den Kerl da nicht übertreffe! " Und in einem Zug trank er eine große volle Wein- kanne leer. Da schluckte der Mann den Inhalt von drei Kannen und rief mit sch recklicher Stimme: ,,So, jetzt bist du mein für alle Ewigkeit! " Er faßte ihn mit grauenerregenden Klauen , sprang durchs Fenster hinaus und flog über das Dorf hinweg auf ein Wäldchen zu , das seit dieser Begebenheit Bannholz heißt. Was der Satan dort mit dem armen Kerl getrieben hat, weiß niemand . Aber seitdem ist es dort nicht mehr ganz geheuer. Es gibt in der Mitte des Waldes eine Lichtung , die heute noch Satanstanzplatz heißt. Ernst- zunehmende Leute berichten, daß hier Fuhrwerke steckenblieben, Holz- fäller von herabsausenden Baumstämmen getroffen worden seien und andere Unglücksfälle sich dort ereignet haben . Seitdem wird dieser Wald von allen gemieden. Berthold Himmelbauer 27

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