2. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1974/75

Minute den Erdschatten und Stern e-intreten, so werf id1 den Hut ii n die Höhe und gebiete :illen Leuten im Hause, ,daß sie Respekt für den Kopf des Menschen haben. Aber ein jedes Ding nach seiner Art - denn so schön z. E. die Sterne auch ,sind, so denk' im dom, das Schönste und Beste ist unsichtbar, wo wären sie sonst hergekommen ; und 'da verläßt uns d-ie Gelehrsamkeit! Und da ist doch der unrechte Ort, verlassen zu werden! So haben · aud1 die gute,,, Gelehrten immer gedamt; Lmd die nid1t so denken url'd sid1 mehr glauben, als sie sind, die lügen in ihren eigenen Beutel, und davon wird er nicht voll! Vor einiger Zeit starb mir meine Mutter. Sie hielt vorher viel aus, still und gelassen, wie sie immer war, und konnte nimt leben und nicht sterben. Einige Tage vor ihrem Ende reisten wir alle nom zu ihr und standen da um ihr Bette und sahen sie an, einer so klug wie der andre. Im wollte mir mein Herz gerne trösten und wollte ihr nod1 so gerne was zuliebe tun; aber es,sen und trinken mochte sie nid1t mehr, mochte aum sonst 1Lichts mehr. Ich damte an alle die großen und kleinen Empfindungen der Menschen , davon Du mir gesagt hast: an. die Seelenlehre, an Newtons Attraktionssystem, an die Allgemeine Deutsche Bibliothek, an die Genera Plantarum, an den Magi- ster Matheseos, an den Calculum infrnitorum, an die grnde und smiefe Aszension der Sterne und ihre Parallaxen etc. , aber es wollte mir alles nimts verschlagen - und sie lag out of reach! lag am Abhang und sollte hinunter! und id1 konnte nimt einmal sehen, wo sie hinfiel. - - Da befahl ich sie Gott und ging hinaus ... und machte ein Sterbegebet, daß sie's ihr vorläsen . Es war meine Mutter und hatte mid1 immer so lieb gehabt, und ich konnte dod1 11id1t anders! - 0 Vetter, wenn Dir ein Mensm vorkömmt, der sich so viel dünkt und so groß und breit da steht ; wende Dich um und habe Mitleiden mit ihm. Wir sind nicht groß, und un,ser Glück ist, -daß wir an etwas Größeres und Besseres glauben können. " Für Matthias Claudius ist hier die befreiende Einsid1t in -die Grenze des wissenschaftlichen Ver·standes als Wi!,sen um das Gehefornis der Natur und des Menschen bezogen auf jenes Geheimnis, das der Glaube Gott nennt. Und in diesem Sinn 11od1 ein letztes, und nur für 'den, der den d1ri,stlichen Glauben innerlich angenommen hat und aus ihm zu leben versucht. Denn auch hier muß Natur bedad1t werden, mehr als bisher und wohl aud1 besser, als dies zu lange von einer schlecht platonisierenden Theologie getan wurde. Nur als Andeutung sei hingewiesen auf das Prdblem des Verständnisses von Natur als Sd1öpfung und ihr Verhältnis zu Gott, der, als innerlich tragen- der Grund der Wirklichkeit überhaupt, nicht als e,in der Welt äußerlid1 gegenüberstehender dinghafter Gespenstergott, aber aud1 nid1t als mit ihr unmittelbar identisd1 gedad1t werden kann; auf di e Frage nam <l.em Menschen, der „von der Erde genommen " und zugleim ebenbildlid1 Geist ist, aber ,so, daß er nid1t aus Ma terie und Geist äußerlim zusammengesetzt ist und auch im Tod nicht in zwei Teilstücke getrennt werden kann, und der als einer un.d ganzer auch nach der Seite seiner Natur im Zeid1en von Schuld und Gnade, Sünde und Erlösung steht, sowie auf die Notwendigkeit einer christ- limen Anthropologie, die von einem systema tism umfassenden Begriff des Mensmen her auch dessen naturhaften Vollzügen geremt wird; auf die Frage 26

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