Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

79 kirche (Michaelerkirche) nach Steyr übertragen und die pracht¬ vollen Stühle des Sommerchores zieren nun die Jesuitenkirche in Linz. Sehr bedauerlich ist, daß in dieser Zeit auch die Särge der Prälatengruft erbrochen und beraubt wurden. So mußten sogar die Toten darunter leiden, daß die altehr¬ würdige Benediktinerabtei an der rauschenden Enns, gewiß nicht zum Segen des Volkes, von einem schlechtberatenen Habsburger unüberlegt schnell aufgehoben wurde. Die Würde eines Erblandhofkaplans in Oberösterreich wurde nun, da der letzte Abt im Grabe lag, im Jahre 1793 dem Propste zu St. Florian übertragen. Die alte Pfarrkirche wurde 1793 niedergebrochen. Sie stand, wie schon bemerkt wurde, an der Stelle des heu¬ tigen Pfarrhofgartens. Einzelne Teile des Stiftsgebäudes wurden an Private verkauft oder blieben unbewohnt, was dazu führte, daß all¬ mählich bedeutende Bauschäden eintraten. Sehr stark litt der einstmals herrliche Saal, der heute als Strafhauskapelle benützt wird. Das Schloß Roseneck kaufte der Papierhändler Würz von Steyr. 1792 wurde Garsten eine Dotationsherr¬ schaft des Bischofs von Linz. Da die Bischöfe nie recht wußten, was sie mit dem riesigen, ihnen übertragenen Klostergebäuden anfangen könnten, so blieben diese meist unbenützt, so daß es später dem Aerar nicht schwer wurde, den Bischof zu deren Ueberlassung zu bewegen. Sehr empfindlich machte sich das Scheiden der Benedik¬ tiner aus Garsten in der Schulfrage bemerkbar. Der gut geführten Schulchronik zufolge erteilte noch in der letzten Zeit des Stiftes eine Frauensperson in Lahrndorf Nr. 30, ge¬ nannt die „Schachner Regerl“ Leseunterricht in Garsten (1770 bis 1780). Darnach erteilte ein gewisser Scherrer, der zugleich auch Hofmaler des Stiftes war, in Garsten im sogenannten Turmwächter= oder Brunnhäusl Nr. 10 Unterricht. Scherrer erhielt 1782 eine Anstellung bei der Waisenkasse in Garsten und gab deshalb das Lehramt auf. Es folgte ihm ein ge¬ wisser Grünseits. Dieser bezog als erster geprüfter Lehrer einen Jahreslohn von 130 Gulden, dessen Gehilfe 70 Gulden. Am 1. Mai 1816 kam vom Hofkammeramte mittels Dekretes eine Aufbesserung, nach der der Lehrer 250 Gulden und der Gehilfe 120 Gulden bezog. Die Schule war also in dieser Zeit schon zweiklassig. Erst später, 1886, wurde sie unter Lehrer Eduard Pux dreiklassig, heute ist sie sechsklassig. Als nach 1850 das ehemalige Stiftsgebäude eine Straf¬ anstalt geworden war, wurde die Schule, die sich früher im sogenannten Kirchhofe befunden hatte, provisorisch in die ehe¬ malige Klostertaverne, das heutige Gasthaus Haslinger, ver¬ legt. Drei Lehrzimmer befanden sich dann später im Pfarr¬

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