Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

249 Annus Christi 1532. sie aber denselben in die 10000. Mann starck angetroffen, haben sie sich in das Clos- ter Seitenstetten, und hernach zu St. Peter ins Schloß salvirt. Von dannen kamen sie ohne Schaden, wieder zurück gen Steyer. Der Türckische Hännßl aber, kam Sonntags gar früh im Nebel an die Ennß bey Ernsthoven; traff alda ein Schiffl an, darinnen die Leute nach Kirchen überzu- fahren pflegten; Darein begaben sich etliche Türcken, theils aber ritten neben dem Schiff durch die Furth; Und weil das Wasser damahl imHerbst klein war, kamen bald bey 4. oder 500. Türcken zu Roß hinüber; theilten sich aus; streifften auf Gleinck, Wolffen Losenstein Leuten, und der Orten. Was sie antraffen von Leuten, hieben sie nieder, oder nahmen sie gefangen; Deren, nach Aussag des damahligen Pfarrers zu Dietach, Herr Marx genannt, wohlbey 2000. Seelen gewesen; Die Kirche allda zu Dietach, samt dem Schloß Stadlkirchen, wurden ausgeplündert, und daselbst die alte Frau Kerschbergerin, (die sich über empfangene Warnung allzu lang versaumt, sagend: Sie wollte nur zu Mittag eine Spansau verzehren, und hernach nach Steyer flüchten) nebst andern Personen mehr, erbärmlich niedergehauen. Vom Schloß Losenstain aber wurden die Türcken, durch einen geschehenen Schuß, wodurch ein vornehmer Türck (dessen Spolia man vor diesem noch alda ge- zeigt) erleget worden, wieder abgetrieben. Inmittels war man zu Steyer mit Forcht und Schrecken erfüllet, doch auch da- bey einiger massen wieder getröstet; Weilen gleich damahl der Lands-Hauptmann zu Steyer, Herr Hannß Ungnadt, Freyherr, mit der Steyerischen Landschafft stattlichen Reuterey vor der Stadt ankam; Darob man sich hoch erfreuete, in Hoffnung, durch derselben Beystand, die streiffende Türckische Rotten, nicht allein abzutreiben, son- dern nebst den armen Gefangenen, auch den mitgenommenen Raub wieder abzu- jagen, wie dann solches leicht geschehen können. Zu dem Ende baten die von Steyer, wie auch der Herrschafft Land-Richter zu Hall, Willinger, welcher die zu Wolffern gelegene Türcken gerne angegriffen hätte, gedachten Herrn von Ungnadt um Hülff, Rettung und Beystand; Aber, ob er wohl sonsten ein Christlicher Herr und Ritters- mann war, so erzeigte er sich doch, seinem Nahmen nach, damahlen gar ungnädig; Dann ungeachtet ihme das grosse erbärmliche Elend der armen Leute im Land, der verhoffende ja gewisse Sieg, und die dabey zu erholende Ehre repraesentiret wurden; so mochte er doch zu solchen Angriff der Türcken, ja daß er nur 30. oder 20. und endlich nur 10. Reuter zur Hülffe allda zu lassen, nicht erbetten werden; UntermVor- wand, wie er mit seinem Volck zu Kayserl. und Königl. Majestät nach Linz forteilen müste etc. etc. Solcher gestallt nun erzehlen die von Steyer den Handel in einem an Herrn Hannß Hoffmann, Burggrafen zu Steyer, ergangenen Schreiben; Herr Hannß Ungnadt selbst aber in seiner Defensions-Schrifft erzehlet solches etwas anderst, und zwar des Inhalts: „Als er mit und nach der drey Lande Kriegs-Volck, bey tausend Pferde starck nach Steyer kommen, und des andern Tages zum Morgen-Mahl sitzen wollen, sey der Burgermeister nebst etlichen des Raths erschienen, und mit grossen Ernst angezeigt: Gnädiger Herr! Gott sey es geklagt, der Türck ist nahe bey der Stadt, und brennt draussen aller Orten. Darauf Herr Ungnadt geantwortet: Lieber Herr Burgermeister, seyd frölich, was GOTT schickt, das ist gut, sehet zu den Thoren. Die Herren und Reuter wischten vom Tisch auf; Herr Hannß Lieser, als Leutenant, und Herr Hannß von Humelberg, welcher die Kärndtnerischen Reuter geführt, führten das Volck auf demPlatz in Ordnung zusammen; Herr Ungnadt aber ritte mit 10. Pfer- den vor die Stadt. Als er auf die Höhe zumCreutz kam, da brannte es an vielen Orten; Unter andern auch einAdeliches Schlößl, Stadlkirchen genannt, da sieWeibundKind, Jungfrau, Diener und Knecht, und alle Fahrnis weggeführt; und den Sitz angezün-

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