Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses samt dessen übriger Schriften

189 Im Jahr 1509. verglich sich der Kayser mit König Ludwig von Franckreich zu Camerich, und verbunden sich beyde, neben dem Pabst und dem König von Spa- nien, wider die Venetianer; Da gieng der Krieg erst recht an. Die Oesterreichischen Lande wurden eilend nach Saltzburg beschrieben; Und darnach in allen Landen Par- ticular-Land-Tage gehalten, alles um Hülffe wider Venedig. Das Land ob der Ennß hat von 200. Pfund Herrn-Gült ein gerüstet Pferd, und zween Fuß-Knechte zu halten gewilliget. Darüber war Lands-Feld-Hauptmann, Herr Georg von Scherffenberg; Mit deme seyn gezogen, Herr Georg von Lichtenstain von Niclasprug, Herr Wilhelmb und Herr Wolffgang, Gebrüder von Zelckhing, Herr Sebastian von Traun, und Herr Achaz von Losenstain. Die Städte haben zu diesem Zug geschickt 26. Pferde, und 52. Fuß-Knechte. Dieses Volck ward im April eilend nach Villach gefordert; Dann es komme (schreibt der Kayser durch Patente) Kundschafft, daß die Venetianer mit Heeres-Macht auf seyn, ins Land zu fallen, aus Furcht, der Kayser werde dem Pabst und König von Franckreich wider sie Hülffe beweisen; Darein er sich dann zwar, auf Anruffen des Pabsts, als ein Vogt der Römischen Kirchen, eingelassen. Bey diesem Feld-Zug war unter andern Steyerern, Hannß Moser, Burger allda, der schreibt sei- nen Herren, aus Görtz, Montag vor Bartholomäi, um Geld für ihre der von Steyer aufgenommene Soldaten; Und meldet dabey weiter: „Wir seyn wohl vier Wochen umgezogen im Feld vor der Weidten , und vor Sibenthatt; Da haben wir in 14. Tagen kein Brod gehabt, und haben das Fleisch nur ohne Brod essen müssen; Da seyn viel Knechte kranck worden, und stirbt einer nach dem andern; Wir haben zween Stürm gethan, auf Sibenthatt, und haben sie verlohren; Da seyn wir um den von Gutenstain kommen, und wohl um 40. Knecht; Und was schadhafft worden, die sterben auch; Und haben mit Schanden müssen abziehen, und die Reutter seyn schier um ihre Gäul kommen, und müssen halb zu Fuß gehen.“ Indemnun das Land auf einer Seitenmit demVenedigischen Krieg und Zuzug zu thun hatte, da hebten etliche Böhmische von Adel, an den Gräntzen Oesterreichs, eine neue Unruhe an; Dann die Zinnispan, und Wozlair, Przodebor, samt ihren Helf- fern, hatten nach verflossenen Stillstand dem Land abermals abgesagt, verbrannten ein Dorff, dem Herrn von Prag, gen Weitrach gehörig, und trieben dem Herrn von Puechhaimb zu Heinrichstain sein Vieh weg; Nahmen viel Bauren gefangen, und hauseten mit Raub und Brand fast übel. Daher erforderte der Obrist-Hauptmann, um Margareten-Tag, den Zuzug gen Lintz, Freinstatt, und Lanfeldten; Und ward sonderlich der Stadt Steyer befohlen, ihre Anzahl Volck alsbald zu schicken. Um Egidi hernach ward zwischen dem Kayser und König in Behaimb, dieser Sach halb, ein Vergleichs-Tag in der Freinstatt angestellet, und ein Vertrag gemacht, zu welcher Handlung, neben andern Land-Leuten, auch die Stadt Steyer beschrieben gewest. Als unlängst hernach Dietrich Reischkoh, Raths-Burger zu Steyer, mit Tod abgan- gen, und nur eine eintzige Tochter, Nahmens Magdalena, nebst einem schönen vät- terlichen Erb-Gut verlassen; Und solches am Kayserl. Hof lautmährig worden, so schriebe hierauf der Kayser, sub dato Ulm den 3ten May in diesem Jahr, offtgedach- ten Herrn von Polhaimb, Obrist-Hauptmann der Nieder-Oesterreichischen Lande: Seine Majestät sey des weiland Dietrichen Reischkho hinterlassenen Töchterlein, mit Gnaden geneigt; Auch als Landes-Fürst und Obrister Gerhab willens, sie nach Gefal- len ehrlich zu verheyrathen; Daher solte er, Obrister-Hauptmann, dasselbe Töchterl von Stund an, in sein Frauenzimmer nehmen, und darinnen halten. Und gleich andern Tags darauf, schreibet der Kayser weiter: Er Herr von Polhaimb, solle die Gerhaben und nächsten Freund zur Stund für sich er- fordern, und ihnen fürhalten, wie Ihro Majestät endlicher Wille sey, nach Annus Christi 1509.

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