80 Jahre Bundesgewerbeschule Steyr

1048 erreichte Direktor Ing. 11 a ß 1 i n g e r, daß nunmehr auch Steyr I löherc Abteilungen erhielt, die nach dem Lehrplan des sogenannten „Ischler Programms“ von 1946 geführt wurden. Sie umfassen fünf Jahrgänge und vermitteln neben allgemeinem Maschinenbau eine Spezialausbildung im Kraftfahrzeugbau, bzw. im Landmaschinenbau. Eine Entwicklung war damit abgeschlossen, die Jahrzehnte gedauert hatte. 30 Jahre nach seinem Memorandum von 1918 erlebte Regierungsrat Haßlinger die Verwirklichung. Steyr hatte eine Bundesgewerbeschule erhalten. Im gleichen Jahr wurde die Schule durch den Besuch des damaligen Bundesministers für Unterricht, Dr. H u r d e s, ausgezeichnet. Nach dem tragischen Tod Ing. Haßlingers im Sommer 1949 folgte ihm Prof. Dipl.-Ing. H i 11 i s c h, Faehvorstand am Technologischen Gewerbemuseum in Wien und Leiter der Schweißtechnischen Zentralanstalt, in seinem Amte nach. Unter ihm wurde der Aufbau der Höheren Abteilungen fortgesetzt, die im Juni 1953 ihre ersten Reifeprüfungen abhielten. Zunächst glaubte man, neben den Höheren Abteilungen auf eigene Fachschulen für Kraftfahrzeug- und Landmaschinenbau verzichten zu können, erkannte aber, daß viele Schüler eine mehr handwerkliche Neigung besaßen und eine fünfjährige Ausbildung von vornherein nicht anstrebten. Seit 1951 bestehen wieder selbständige Fachschulen auf diesen Gebieten. Die Allgemeinbildung der Fachschule wurde verbessert und seit 1950 der Unterricht in mehreren allgemein bildenden Fächern in den Fachschulen neu eingeführt. Die metallkunstgewerbliche Abteilung, die jetzt den Namen „Fachschule für Stahl- und Stanzenschnitt, Gravieren und Metalltreiben" führt, behielt ihren Ruf bei und fertigte Medaillen, Plaketten usw. bei zahlreichen offiziellen Anlässen an. Eine Aufgabe der letzten Zeit stellt auch die Modernisierung der Werkstätten dar. Ein besonderes Problem der Gegenwart sind die großen Schülerzahlen. Sie stiegen in den Jahren nach 1949 von rund 300 auf 450. Die Raumnot des Schülerheimes wurde ebenfalls immer größer. 300 interne Schüler müssen heute hier untergebracht werden, gegen 150 vor fünf und 100 vor zehn Jahren. Es war unbedingt notwendig, einen Neubau zu errichten, in dem neben Werkstätten und einem Zeichensaal auch die Lehrsäle der 1 löheren Abteilungen untergebracht werden konnten. Der im Oktober 1952 begonnene Bau konnte 1954 seiner Bestimmung übergeben werden. Durch diese Erweiterung wurde es möglich, seit 1953 die Zusammenlegung der unteren Jahrgänge der Höheren Abteilungen zu vermeiden. Damit sind wir am Ende unseres Überblicks an gelangt. Er führte uns durch 80 Jahre österreichischer Geschichte, dargestcllt an einer Schule. Sicherlich handelt es sieh, nach geschichtlichen Maßstäben, nur um eine „kleine Angelegenheit". Und doch können wir das Auf und Ab unseres Zeitalters daraus ersehen. Viele Wünsche blieben unerfüllt, viele Hoffnungen scheiterten. Geblieben ist die rastlose Arbeit von 80 Jahren, die die beruflichen Grundlagen für mehr als 10 000 Menschen geschaffen hat, die hier ihre Ausbildung erhielten. Gedacht werden soll vor allem der 150 Männer, die als Direktoren und Lehrer in diesen acht Dezennien ihre Arbeitskraft, ihr W issen und Können in den Dienst einer großen Sache stellten: unsere Jugend zu tüchtigen Fachleuten heranzubilden und zu reifen Menschen zu erziehen, zu deren eigenem Nutzen und zum Vorteil und Aufbau unserer österreichischen Heimat. Quellenverzeichnis 1. Akten des Stadtarchivs Steyr. 2. Sitzungsprotokolle des Gemeinderates. 3. Sitzungsprotokolle des oberösterreichischen Landtages. 4. „Zentralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen", 1. bis 36. Band, 1883—1918. 5. Jahrbände der „Steyrer Zeitung". 6. Jahrbände des „Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalenders". 7. Karl Hans Watzinger, „Die Staatsfachschule in der Stadt Steyr" („Steyrer Heimatblätter", 1941). 8. Alfred Musil, „Die k. k. Fachschule und Versuchsanstalt, in Steyr", Steyr 1884. 9. Anton Petermandl, „über die Messersammlung der k. k. Fachschule in Steyr", Steyr 1882. 10. Josef Haßlinger, „50 Jahre Bundeslehranstalt Steyr", Steyr 1928. 11. Ernst Kielhauser, „Geschichte des gewerblichen Bildunqs- wesens“, Klagenfurt 1931. 12. Erich Meixner, „Wirtschaftsgeschichte Oberösterreichs, 2. Band (Kammer der gewerblichen Wirtschaft von Oberösterreich), Linz 1952. 13. Österreichische Akademie der Wissenschaften, „Österreichische Naturforscher und Techniker", Wien 1950. *) Zahl 10.001 vom 20. 6. 1864 (Stadtarchiv Steyr). -) Zahl 2438 CU vom 5. 6. 1864 (a. a. o.). 3) Zahl 3675 vom 22. 7. 1864 (a. a. o.). ’) Gemeinderatsbeschluß vom 8. 8. 1864. !i) Zahl 1939 vom 16. 6. 1865 (a. a. o.). “) Zahl 3367 vom 22. 6. 1872 (a. a. o.). 7) Zahl 4485 vom 10. 10. 1872 (a. a. o.). “) Protokoll der Landtagssitzung vom 6. 12. 1872 (Landesarchiv). ") Zahl 6687 vom 25. 10. 1873 (a. a. o.). "’) Erlaß des k. k. Handelsministeriums, Zahl 42.388 vom 19. 12. 1873. ") Zahl 11.920 vom 6. 1. 1874 (a. a. o.). l2) Zahl 416 vom 23. 1. 1874 (a. a. o.). l!1) Jahresbericht der Schule vom 14. 8. 1874 (a. a. o.). ”) Erlaß des Handelsministeriums, Zahl 11.775 vom 30.4. 1877. '"l Gemeinderatsbeschluß vom 20. 6. 1877 (a. a. o ). "') Erlaß des Handelsministeriums, Zahl 22.893 vom 27. 8. 1878. 17) Erlaß der k. k. Statthalterei, Zahl 9543 vom 13.9.1878 (Landesarchiv). '"l Gemeinderatsbeschluß vom 27. 2. 1882 (a. a. o.). "') Erlaß des Unterrichtsministeriums, Zahl 3522 vom 17. 4. 1882 (a. a. o.). -") Zentralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen, 45. Sitzung (1902), Seite 229 ff. 2I) Erlaß Zahl 4893 vom 4. 8. 1919 (a. a. o.). 22) Erlaß Zahl 19.209 vom 24. 9. 1919 (a. a. o.). 23) Steyrer Zeitung vom 5. 11. 1928. 24) 21. 6. 1929 (a. a. o.). 2r') 7. 10. 1929 (a. a. o.). 2B) 10. 6. 1930 (a. a. o.). 27) 21. 11. 1930 (a. a. o.). 2R) Erlaß Zahl 78.342-IV vom 1. 12. 1930. 18

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