75 Jahre Landeskrankenhaus Steyr 1916-1991

Die Abteilung für Kinderheilkunde Bis zum Eintritt eines Facharztes für Kinderheilkunde gab es im Rahmen der alten Internen Abteilung ein Kinderzimmer für Knaben, ebenso ein solches für Mädchen, die jeweils von Primarius Dr. Oser (Chirurgie) und Primarius Dr. Essen (Interne) behandelt wurden. Mit dem Eintritt des Facharztes Dr. Reinhold Bauer am 1. Juli 1946 begann die richtige fachärztliche Behandlung der erkrankten Kinder. Unterstützt wurde er dabei von der als Kinderkrankenschwester ausgebildeten Sr. Leontine (Anna Canal, geb. 1908 in Friedberg, Böhmerwald), die vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz nach Steyr geschickt wurde. Diese geistliche Schwester, obwohl gesund und hart erzogen, war damals Tag und Nacht im Dienst, bis sie schließlich den Belastungen nicht mehr gewachsen war und am 15. Mai 1948 krankheitshalber vom Orden nach Linz zurückberufen wurde. Um einer dringenden Notwendigkeit abzuhelfen, wurde am 27. Juli 1947 mit dem Bau der Kinder- und Säuglingsabteilung begonnen. Als zweckmäßigste Lösung erschien es, den Infektionspavillon aufzustocken. Immerhin gab es nun, und das war gegenüber den bisherigen Verhältnissen ein gewaltiger Fortschritt, eine eigene, räumlich ausreichende Kinderstation, die am 1. Juli 1949 feierlich eröffnet wurde. Mit 14. November 1949wurde Dr. Reinhold Bauer von der oö. Landesregierung zum Primarius dieser neugeschaffenen Krankenhausabteilung bestellt. Primarius Dr. Rein hold Bauer blieb bis zu seiner Pensionierung am 31. Dezember 1981 Primararzt der Kinderstation und widmete ihr noch seine ganze Hinwendung, obwohl er als ärztlicher Leiter des Landeskrankenhauses Steyr seit 1. Jänner 1958 einen weiteren Verantwortungsbereich übertragen bekommen hatte. Die neue Kinderstation wurde zu einem Segen, nicht nur für die Stadt Steyr, sondern für weite Landstriche bis ins Mühlviertel und im Süden bis in die Steiermark hinein. Dreißig Krankenbetten standen am Anfang zur Verfügung, jährlich wurden etwa 1200 schwer erkrankte Kinder behandelt. Im Jahre 1952 gelang es, die Kindersterblichkeit bis auf 6,7 Prozent zu senken, das ist kaum mehr als die allgemeine Sterblichkeit, obwohl es sich zumeist um schwerst erkrankte Kinder handelte. Die Station besaß bereits ein eigenes Röntgen, dazu alle notwendigen medizinischen Einrichtungen, Abteilungen für Kinder und für Säuglinge, ein Stillzimmer für Mütter, und - was den Kindern den Aufenthalt erleichtern sollte - freundliche, mit Märchenfiguren bemalte Räume und Gänge, dazu einen Balkon für sonnige Tage. Mit Primarius Dr. Rein hold Bauer wirkten dort als Ärzte Dr. Senk und Dr. Gärtner sowie fünfzehn besonders geschulte Schwestern. Da die Infektionsabteilung mangels an Krankheitsfällen ihre Bedeutung verloren hatte, andererseits aber die Kinderstation einen großem Raumbedarf hatte, mußten doch jährlich schon mehr als 1300 Kinder behandelt werden, wurde die Möglichkeit genützt, das ganze Gebäude (mit Ausnahme des Kellergeschoßes, in dem sich die lnquisitenabteilung und die Räume des Betriebsrates befinden) als Kinderpavillon zu adaptieren. Die Arbeiten begannen im Sommer 1973 und wurden am 14.November 1974 abgeschlossen. Nunmehr standen 80 Betten zur Verfügung, die pflegetechnischen Bedingungen wurden auf den neuesten Stand gebracht; nunmehr gab es auch drei „Mutterbetten". Die Kosten für die Ausbaumaßnahmen in der Station und die Neugestaltung der Fassade beliefen sich auf acht Millionen Schilling. Reinhold B a u e r , geboren 1916 in Königswiesen , Mühlviertel, legte seine Matura am Akademischen Gymnasium in Linz ab, studierte dann an der Universi - tät Wien und wurde dort 1941 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Seine Ausbildung erfolgte im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz, seine Fachausbildung zum Kinderarzt absol - vierte er im Kinderspital bei Primarius Dr. Reiß. Im Jahre 1946 wurde ihm die Qualifikation des Facharztes für Kinderheilkunde zuerkannt. Im August dieses Jahres kam er als Oberarzt auf die InterneAbteilung des Landeskrankenhauses Steyr, wo er die ärztliche Betreuung der Kinder übernahm. In den nachfolgenden Jahren richtete er in einigen Zimmer des Hofrat Primarius DR. REINHOLD BAUER Hauptgebäudes eine provisorische Kinderabteilung ein, was in der schweren Nachkriegszeit von besonderer Bedeutung war. In dieser Zeit gingen auch die Arbeiten zur Errichtung einer eigenen Station durch die Aufstockung des Infektionspavillons vor sich. Mit 14. November 1949 wurde Dr. Reinhold Bauer offiziell zum Primarius der neugeschaffenen Kinderstation ernannt. Sichtbare Anerkennung der Leistungen, die er bis dahin im Aufbau und der Erweiterung der Kinderstation und in der fachärztlichen Betreuung erkrankterKindervollbracht hatte, war im November 1972 die Verleihung des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Seine Ernennung zum Wirk!. Hofrat des Landes Oberösterreich erfolgte am 1.Juli 1967. Damalswar Primarius Dr. Bauer bereits neun Jahre lang ärztlicher Leiter des Landeskrankenhauses Steyr. Diese ehrenvolle Berufung 39

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