60 Jahre Knabenhauptschule Gmunden

FESTSCHRIFT DER KNABEN-HAUPTSCHULE IN GMUNDEN ANLÄSSLICH DES 60JÄHRIGEN BESTANDES 1875-1935 VERFASST ÜBER ANREGUNG DER DIREKTION VON HAUPTSCHULLEHRER FRANZ PERNAUER GMUNDEN AM TRAUNSEE 1935 HERAUSGEGEBEN VON DER DIREKTION DER KNABENHAUPTSCHULE IM SELBSTVERLAGE/ DRUCK DER SALZ- ~ KAMMERGUT-DRUCKEREI GMUNDEN, DOLLFUSSPLATZ 2 ( ----- .............................. ~~~ ~~--~_J

Bürgermeister Dr. Franz Thomas Vorsitzender des Ortsschulrates Protektor der Jubelfeier

FESTSCHRIFT DER KNABEN-HAUPTSCHULE IN GMUNDEN ANLÄSSLICH DES 60JÄHRIGEN BESTANDES 1875-1935 VERFASST ÜBER ANREGUNG DER DIREKTION VON HAUPTSCHULLEHRER FRANZ PERNAUER GMUNDEN AM TRAUNSEE 1935 HERAUSGEGEBEN VON DER DIREKTION DER KNABENHAUPTSCHULE IM SELBSTVERLAGE

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Quellenangaben gestattet. Die photographischen Aufnahmen wurden zum größten Teil von der Firma Moser in Gmunden beigestellt.

Zum Geleit. Sechzig Jahre sind nun vorübergeeilt, Seit gegründet die Stätte der Bildung; Damals ein kleines Pflänzchen, Ist es heute erwachsen zum mächtigen Baum. Une! wie der Gärtner mit kundiger liancl die Bl11men betreut Une! sie nach jeglicher Art mit Liebe umsorgt, So hegten und pflegten durch mehr als ein halbes Jahrhundert Die Lehr-er das Menschenpflänzchen an hiesiger Schule. freilich leben viele der Lehrer und Schüler nicht mehr; Wir beugen mit Wehmut vor den Toten im stillen Gedenken das Jiaupt. Die Lebenden grüßen wir mit innigem Gruß Une! bitten den Herrgott dort oben: Schenk' ihnen Kraft und Gesundheit im harten Kampfe cles Lebens! Auf der Schule weile der Segen des Himmels, Damit die Sonne leuchte immer darin, Wenn draußen auch türmt sich Gewölke! Une! so stehe, du Hort der Bildung, bis in die fernsten Zeiten Une! wirke so weiter zum Wohle der Jugend, Zur Freude des Volkes und in der Liebe zur Heimat! Alexander Reisenbiehler.

Vorwort. Sechzig Jahre Volksbildung bieten den Anlaß, in dieser Festschrift allen ehemaligen und gegenwärtigen Schülern, aber auch allen, die Interesse daran haben, daß der Nachwuchs auch in der Schule mit den Zeitfortschritten gleichen Schritt hält, die Entwicklung des Schulwesens in Gmunden in kurzer, klarer Übersicht vor Augen zu führen. Die Schule ist das Fundament der Volksbildung. Die Lehrerschaft übernimmt in ihrer Berufsarbeit eine große Verantwortung für das Wohlergehen eines Volkes und bedarf der größten Unterstützung seitens der Eltern der ihr anvertrauten Kinder. Ich freue mich, daß ich anläßlich des sechzigjährigen Bestandes der Knaben-Riirger- und Hauptschule in Gmunden Gelegenheit nehmen kann, festzustellen, daß schon vor mehr als hundert Jahren der Hebung der Schulen in Gmunden besonderes Augenmerk zugewendet wurde, daß aber gerade in den letzten sechs Jahrzehnten durch die Errichtung und Förderung der Bürgerschule diesem Kulturfaktor in ganz besonderer Weise Rechnung getragen wurde. Mehr als dreitausend Schüler haben in dieser Anstalt eine über die Volksschule hinausreichende Bildung genossen und sich den Weg vorbereitet, auf dem sie ihre weitere Ausbildung hir den erwählten Beruf suchen und finden konnten. Das Wiedersehen alter Schulkameraden am 29. Juni d. J. wird zeigen, daß es heute mehr denn je zur Notwendigkeit wird, sich durch den Besuch einer Hauptschule weiter zu bilden. Ich danke dem Verfasser dieser Festschrift Herrn Hauptschullehrer Franz Pernau er von ganzem Herzen für die geleistete, mühevolle Arbeit und wünsche, daß derselben auch das größte Interesse entgegengebracht werde. Diese Schrift will kein kritisches Geschichtswerk sein; schOi, wegen cies Kostenpunktes mußten eingehende Darlegungen und Nachweisungen unterbleiben, die Quellen konnten nur allgemein angegeben werden. Als Jubiläumsgabe will sie nichts anderes als Erinnerungen an Gmundens Schulen bringen, sie soll nur ein bleibendes Andenken sein. Mögen alle daraus entnehmen, wie innig im Zusammenhange stehen: Elternha11s - Schule - Lehrer - Volk! Gm u n c1 e 11 , im Mai 1935. Heinrich Stacller, Direktor.

Das Schulgebäude 1935

1. Die Entwicklung des Schulwesens in Gmunden. (Mit besonderer Berücksichtigung der Knaben-Hauptschule.) A. Im Mittelalter. D i e e r s t e S c h u I e i n G m u n d e n. Karl der Große (um 800) ist der erste ,veltliche lierrscher, der für die Erziehung und den Unterricht seiner Untertanen Sorge trng. Er wollte alle Völker seines Reiches durch ein geistiges Band, nämlich durch Religion, Bildung und Sitte verbinden. Das Mittel hiezu sollte ein lückenloses System von Schulen sein. Die Kräfte zur Ausführung seines Planes suchte er bei den Geistlichen, die Seelsorgstationen sollten auch zu Bildungsstätten für das Volk g-emacht werden. So gaben sich unter ihm und seinen Nachfolgern Kirche und Staat die liand zum gemeinsamen Werke der Begründung christlicher Zivili sation. Obwohl es sich bei diesen Bestrebungen zunächst mehr um religiöse Unterweisung handelte, so lagen in ihnen doch die Keime der Volksschule. Die Begabteren der Gemeinde lernten lesen und auch schon schreiben. Mit der Vermehrung der Seelsorgstationen wuchs auch die Zahl der Pfarrschulen. Sie vei'mittelten natürlich nur wenigen Schülern die elementaren Kenntnisse, da es keinen Schulzwang gab. Der eigentliche planmäßige Unterricht blieb in diesen Zeiten den Dom- und Klosterschulen vorbehalten. freilich wurde da in erster Linie für den Unterricht des geistlichen Nachwuchses gesorgt, aber später nahm 111an auch Kinder auf, die weltliche Berufe ergreifen wollten. Im 13. Jahrhundert begann das Aufblühen der Städte (Gmunden wird schon 1301 als Stadt bezeichnet), Universitäten wurden gegründet (Wien 1365), es entwickelte sich ein reger Verkehr in unseren Landen. Von der damaligen Geistesrichtung des liumanismus gingen Anregungen aus, die einerseits das ßedürfni an Bildung erhöhten, andererseits die Befriedigung des Bildungsbedürfnisses erleichterten. Die Universitäten gaben dem Volke jetzt Lehrer, fahrende Scholaren und junge Magister waren um Geld zu haben. Die Städte ~ingen voran. Sie hatten das meiste Interesse daran, die Erlangung einer Bildung zu ermöglichen, die den gesteigerten Anforderungen der Zeit entsprach, ohne auf die oft weit entfernten Klöster angewiesen zu sein. Man wollte im Orte selbst höheren Unterricht, weil er so auch billiger war. Man nahm im Einvernehmen mit der Kirche einen Magister auf, der nun ganz nach dem Muster der kirchlichen Schulen den höheren Unterricht organisierte, bei dem a11ch die lateinische Sprache zu lehren war. Latein war ja die Sprache nicht nur der Kirche, sondern auch alles geschäftlichen Verkehrs in dieser Zeit. Daraus geht hervor, daß die erste Schule in Gmunden eine „lateinische Schule" gewesen sein muß. In einer Urkunde vom 6. November 1371 wird erst111als ein Schulmeister in Gmunden genannt, der also ein „lateinischer Schulmeister" war. Es ist aber anzunehmen, daß viel frü-her in Gmunden Unterricht 9

erteilt wurde. Der erste Schulmeister, den wir mit Namen kennen, ist Konrad Kolbegkh, der 1499 urkundlich erwähnt wird. Das Gebäude, in eiern clie lateinische Schule untergebracht war, erscheint 1448 urkundlich auf. Es war dies jener Teil des liause am Kirchenplatz Nr. 1, der die eine Seite der Pfarrhofgasse zuwendet, eiern Zecharnte der Pfarrkirche gehörte und von diesem erhalten wurde. Wir sehen also, daß Gmunden schon im Mittelalter eine Schule hatte. B. Im Zeitalter der R.eiormation und Gegenreformation. D ie 1ateinische uncl die cl eutsche Schu\e. Am Beginne der Neuzeit ging in den deutschen Landen eine religiöse Umwälzung vor sich, die im Jahre 1517 von Martin Luther in Wittenberg ausgelöst wurde und gewöhnlich mit eiern Namen Reformation bezeichnet wird. Diese rief auch in unseren Gegenden eine Scheidung der Geister hervor und verhältnismäßig bald fand in Gmunclen die neue Lehre Eingang. Schon vor eiern Jahre 1524 waren in Gmunden verschiedene Anhänger Luthers, darunter der Priester Caspar Schilling, der auch Rektor der Stadtschule war. Diese Stadtschule war eine vorn Magistrate errichtete „deutsche Sc h u I e", so genannt, weil die Kinder deutsch lesen und schreiben lernten, somit im Gebrauche ihrer Muttersprache unterrichtet wurden. Später trat anch noch das Rechnen hinzu und der Religionsunterricht durch den Seelsorger an jedem Sonntage in form der „Kinderlehre". Die cl e u t s c h e Sc h u I e o cl e r Stadt s c h u I e wurde von Knaben und Müclchen besucht, ohne daß man von einem Schulbesuchszwang sprechen konnte. Sie stand ebenfalls in enger Verbindung mit der Kirche, darum wurde diese neue Anstalt im alten Schulgebäude untergebracht, wo sie die ebenerdigen Räume einnahm, während die lateinische Schule den ersten Stock belegt hatte. Dieses Schulhaus brannte im Jahre 1575 nieder, wurde aber noch im selben Jahre wieder aufgebaut und außerdem im nächsten Jahre bedeutend erweitert, weil das anstoßende liaus „zur Besserung der Schul" überlassen wurde. Dadurch hatte man auch eine Wohnung für den deutschen Schulmeister und seinen Gehilfen gewonnen. Sowohl an der lateinischen als auch an der deutschen Schule in Gm'unclen wirkten in diesen und den folgenden Jahren bald katholische und bald protestantische Lehrer. Als infolge der sogenannten Gegenreformation die evangelischen Schulmeister das Land verlassen mußten, hörte im Jahre 1598 die deutsche Stadtschule zu bestehen auf. Sie wurde aber 1606 wieder ins Leben ~erufen und vom Magistrate über Vorschlag des Stadtpfarrers eiern lateinischen Schulmeister clas „Directorium über clie teutsche Schuel" übertragen. Es wurde ihm aber freigestellt, dieselbe durch einen Schreiber oder „Junghmaister" versehen zu lassen. Da aber dieser Mann hiezu keine Lust zeigte, wurde ein eigener deutscher Schulmeister aufgenommen. Derselbe hieß Caspar Ulrich Pleclacher, der früher als Protestant schon in Gmunden unterrichtet hatte, aber im Jahre 1598 vertrieben worden war und nun sich „zur katholischen Beicht und Communion eingestellt" hatte. Im Jahre 1608 war jedoch das evangelische Religions-Exerzitium wieder gestattet worden und es wurden nun die Schulen Gmunclens abermals mit lutherischen Lehrern besetzt. Seit diesem Jahre bestand für die Kinder der katholisch gebliebenen Bewohner eine eigene deutsche Schule, an der Martin 5 an n i g wirkte. Gmunden besaß also damals drei Schulen: die lateinische, clie evangelische deutsche uncl die katholische deutsche Schule. So blieb es bis zum 13. Oktober 1624, an welchem Tage mit den evangelischen Predigern auch clie lutherischen Lehrer lO

der deutschen Schule Gmunden für immer verlassen mußten. Das Erbe dieser vertriebenen Lehrer trat der oben erwähnte Martin Sannig als „teutscher und Stadtschulmeister" an und er hatte sein neues Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1648 (Ende des Dreißigjährigen Krieges) inne. Unter seinen Nachfolgern war die Stadtschule in einem elenden Zustande, wie es im liinblicke auf die schlechten Zeitverhaltnisse nicht anders sein konnte. Im Jahre 1654 wurde die Klage laut, daß schon „etlich Jahr hero nie kein rechte Schul gehalten worden", sie war ia länger als ein halbes Jahr ganz gesperrt. Von den folgenden Stadtschulmeistern möchte ich Johann Daniel Aichinger hervorheben, der bei seinem Dienstantritte am 10. September 1683 (zweite Ti.i-rkenbelagerung in Wien) sich eidlich verpflichten mußte, ,,die Jugend in guten Sitten, Tugenden und christlich-katholischer Lehr, als auch im Lesen, Schreiberei und Raitten (Rechnen) fleißig zu instruiren, und derselben mit guettem, auferbaulichem Leben und .Exernpl (Beispiel) vorzuleuchten, auf daß durch ihn kein scandalurn (Aergernis) verursacht werde und keine Beschwär vorkomme". Die deutsche Schule war also in diesen Jahren wieder zu geordneten Verhältnissen und großem Ansehen gekommen. Der letzte der „deutschen Schulmeister" in Gmunden war Wenzel Gyrowetz, der 1774 seinen Dienst antrat. Mit dem Aufblühen der deutschen Schule ging die lateinische Schule immer mehr zurück. Schon im 17. Jahrhundert fanden nur mehr solche Schüler Aufnahme, die die Stadtschule bereits hinter sich hatten und sich dem Gyrnnasialstudiurn zuwenden wollten. Sie war also zu einem bloßen Vorunterricht geworden. 1765 wurde nun überhaupt „die lateinische Schule nicht mehr gehalten". Neben der Stadtschule gab es in Gmunden noch ähnliche Unterrichtsstätten. So wurde sicher schon im 17. Jahrhundert, wahrscheinlich aber schon früher, von den Inhabern der Herrschaft Mühlwang im P 1 a s sa uer h o f (jetzt Annastraße Nr. 1) e i n e d e u t s c h e Sc h u 1 e u n t e r h a I t e n. Die Unterrichtsgegenstände waren dieselben wie an der Stadtschule, den Religionsunterrichl aber erteilte arn Freitag jeder Woche die Geistlichkeit von Altmünster, in deren Sprengel die Schule gelegen war. Sie wurde von den Kindern besucht, die außerhalb des städtischen Burgfriedens (am rechten Traunufer) wohnten und ging 1777 in die Schule zu Weyer iiber. (Siehe Seite 14.) ln diesen Zeiten befaßten sich auch schulfremde Personen mit dem Unterrichte. Es entstanden sogenannte „Winke 1 s c h u I e n", die die damaligen Lehrer heftig bekämpften und um deren Aufhebung beim Magistrate mehrmals gebeten wurde. Den 19. April 1743 beschloß daher die Ratsversammlung in Gmunden: ,,Da der Stadtmaurermeister anfange, ordentlich Schul zu halten, so solle ihm dasselbe sogleich per Decretum abgeboten werden". C. Unter Maria Theresia und Josef II. D i e T r i v i a I s c h u I e i n G 111 u n d e n. In der Zeit vor Maria Theresia war das niedere Schulwesen in Oesterreich nicht nur verländert, sondern es herrschten sogar in den einzelnen Städten verschiedene Auffassungen cler Elementarschule und dementsprechend verschiedene Vorschriften. Schon im ersten Jahrzehnt der Regierung Maria Theresias begannen die Verwaltungen der einzelnen Länder Oesterreichs, dem Elementarunterricht eine größere Fürsorge zuzuwenden. Man versuchte zunächst, einen besseren Sch11lbcs11ch herbeizuführen. Trotz mannigfacher Regierungssorgen war die große Kaiserin Maria Theresia unausgesetzt auf da Bildungswesen zum II

Wohle ihrer Völker bedacht. Vor allem war es das „gemeine deutsche Schulwesen", dem sie ihre fortgesetzte Teilnahme zuwandte und das sie als ein ,,politicurn", d. h. als eine Sache bezeich11ete, bei der auch der Staat rnitzu\virken habe. Verschiedene Vorschläge zur Hebung des Schulwesens wurden der Kaiserin unterbreitet, so auch für Oberösterreich von der im Jahre 1769 in Linz gebildeten Schulkommission, durch deren fortgesetzte Tätigkeit die Schulverbesserung gu.te Fortschritte machte. In Wien arbeitete man eifrig an dem Entwurf einer a 11 g e 111 einen Schulordnung, welche am 6. Dezember 1774 unter eiern Titel „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen l(ays. König!. Erblanden" die kaiserliche Sanktion erhielt. Dies war das erste Reichsgesetz fiir das niedere Schulwesen Oesterreichs; man kann daher das Jahr 1774 als das Geburtsjahr der österreichischen Volksschule bezeichnen. Nach dem neuen Gesetze wurden dreierlei Schulen geschaffen: Normalschulen in jeder Provinzhauptstadt (mit vier ](lasser,), Hauptschulen in jedem Kreise (mit drei Klassen), Trivialschulen in jedem Pfarrorte (mit einer oder zwei Klassen). In den Trivialschulen lernten die Kinder biblische Geschichte und Sittenlehre, ferner „Buchstabenkennen, Buchstabieren, Lesen geschriebener und gedruckter Sachen, die Kurrentschrift, die vier Spezies und die einfache l(egeldetrie", Anleitung zur Rechtschaffenheit und zur Führung der Wirtschaft. Diese Schulgattung hatte also ein mehr praktisches Ziel. (Trivium = dreiteiliger Lehrgang, nämlich Lesen, Schreiben 11nd Rechnen.) Es ist natü·rlich, daß die erwähnte „Allgemeine Schulordnung", wie sie kurz genannt wurde, auch auf die deutsche Schule in Gmunden nicht ohne Einfluß blieb. Durch einen kaiserlichen Erlaß vom 20. Jänner 1776 wurde sie als eine gemeine oder Trivialschule erklärt, die aber auch weiterhin, wenngleich nicht offiziell, den bisherigen Namen Stadtschule führte. Nach der Allgemeinen Schulordnung führte die Aufsicht über die Trivialschulen in pädagogischer liinsicht der Ortspfarrer, dem ein aus der Gemeinde gewählter Schulaufseher für die administrativen Aufgaben zur Seite stand. Diese Ortsschulaufsicht unterstand dem Distriktsaufseher, als welcher zumeist der Dechant fungierte, der an das Kreisamt, das also die Stelle des heutigen Bezirksschulrates vertrat, berichtete. Es herrschte also damals geistliche Schulaufsicht, aber im Namen des Staates. Als Schulbehörden unterstanden die Kreisämter der Schulkornmission des Kronlandes, die unserem Landesschulrat entsprach. .Mit der obersten Leitung de Schulwesens war die Studienhofkommission (unser Unterrichtsministerium) in Wien betraut. Die Grundlagen, die Maria Theresia im allgemeinen gelegt hatte, wurden von Josef II. und den auf ihn folgenden Herrschern bis zum Jahre 1848 im wesentlichen beibehalten; doch wurde manches, der Zeit entsprechend, ergänzt und abgeändert. So hat Josef II. im Jahre 1781 das Schulpatronat begründet und an Orten, wo sich niemand fand, der die Rechte und Pflichten desselben übernommen hätte, mit eiern Pfarrpatronat verbunden. Dies scheint in Gmunden der Fall gewesen zu sein, denn das Patronat über die Schule kam, gleichwie über die Stadtpfarrkirche, eiern Landesfürsten zu. Als weltliche Vogtei fungierte in Gmunden der Magistrat, der in dieser Eigenschaft die weltliche Schulaufsicht zu führen hatte, was durch einen eigenen Ortsschulaufseher. gewöhnlich den Bürgermeister, geschah. Die geistliche Vogtei oder Schulaufsicht stand dem Stadtpfarrer zu. Die Trivialschule zu Gmunden war auch weiter im alten Schulgebäude untergebracht. Sie zählte gegen früher um zwei Lehrkräfte mehr, bestand also aus einem Schulmeister und drei Gehilfen. Der erste ch11l111eister der Gmuncl12

ner Trivialschule war der schon früher als letzter deutscher Schulmeister bezeichnete Wenzel Gyrowelz. Er war eine allgemein geschätzte und hochgeachtete Persönlichkeit, war er doch noch Magistratsrat, Lottokollekteur, bürgerlicher liausbesitzer und Gastwirt. Ihm standen als erste Schulgehilfen zur Seite: Josef Stehle bis 1783 und von 1805 bis 1807 Johann N. Wolf. W. Gyrowetz legte im Jahre 1811 anläßlich seiner Wahl zum Bü-rgermeister der landeshirstlichen Stadt Gn1unden das Lehramt nieder, worauf der vorgenannte J. N. Wolf,' der inzwischen Schulmeister in Hallstatt gewesen war, als Stadtschulmeister an seine Stelle trat. Obwohl die Schule damals nur zweiklassig war, so unterrichteten an ihr (die Knaben und Mädchen gemeinsam) vier Lehrkräfte in vier Lehrzimmern, weil jede Klasse in zwei Abteilungen zerfiel. Das Schuliahr begann am l. Oktober und endete am 31. August. Die Schulpflicht dauerte vorn sechsten bis zum zwölften Lebensjahre. Jene Kinder aber, die nach Vollendung ihrer Schulpflicht nicht in eine Mittelschule übertraten, mußten durch drei Jahre die Wiederholungs- oder Sonntagsschule besuchen, in der auch schon gewerbliches Zeichnen gepflegt wurde. Da .Josef II. auch den Schulzwang eingefiihrt und für die Durchführung den Zuwiderhandelnden Strafe, den Eifrigen Anerkennung in Aussicht gestellt hatte, war der Schulbesuch im allgemeinen ein guter geworden. Nur an Preitagen litt der Schulbesuch sehr, weil an diesem Tage die Kinder armer Eltern die Schule stürzten und die dadurch gewonnene freie Zeit zum Bettel verwendeten. Wie in der deutschen Schule, so war auch jetzt noch immer das Schulgeld üblich. Es betrug um 1795 je nach dem Vermögen der Eltern für jedes Kind monatlich 9 bis 10 kr. C. M. Das Schuljahr wurde stets mit einer öffentlichen Prüfung geschlossen, zu welcher die Eltern und die Honoratioren der Stadt schriftlich geladen wurden. Hiebei bestand die Sitte, die besten Schüler mit Prämien auszuzeichnen. Während man anfangs Geld oder andere Geschenke (z. B. Lebzelten) als Prämien gab, kamen später immer mehr Gebetbücher oder andere Druckschriften in Gebrauch. D. In der ersten Hälite des 19. Jahrhunderts. D ie StadtschuIe aIs M usterschuIe und k. k. Hauptschu 1 e. Trotz der gruncllegenden Organisation des niederen Schulwesens in 0esterreich, wie sie im vorhergehenden Abschnitte geschildert wurde, traten bald mannigfache Klagen über Mängel im Unterrichtswesen auf. Kaiser Pranz II. ordnete daher im Jahre 1795 die Aufstellung einer eigenen Studien-RevisionsHofkommission in Wien an, die nach langjährigen Beratungen über die Organisation des Unterrichtswesens in den Volksschulen endlich am 11. August 1805 einen neuen Schulkodex samt Instruktionen dem Kaiser zur Genehmigung vorlegen konnte, die am genannten Tage auch erfolgte. Die Veröffentlichung erfolgte aber wegen der napoleonischen Kriege erst Encle März 1806 unter dem Titel „Politische Verfassung der deutschen Schulen in den k. k. deutschen Erbstaaten". Man nennt dieses zweite österreichische Reichsgesetz für die niederen Schulen kurz „Politische Schulverfassung". In vielen Einzelheiten ist sie nur eine Zusammenstellung der Verordnungen, die seit Maria Theresia in Bezug aui das Schulwesen erflossen waren, und blieb eiern Namen nach bis 1869 in Kraft. In diesen Jahren nahm die Schü-lerzahl der Gmundner Stadtschule stetig zu. Während in den Jahren 1806- -18 [5 die beiden Klassen der Schule durchschnittlich 256 Schüler jährlich besuchten, scheinen 1820 schon 295 Schüler auf, 1.830 bereits 340, 1856 besuchten sogar 444 Schüler die Schule in Gmunden. 13

Der Schulsprengel umfaßte damals sämtliche liäuser der Steuergemeinde Gmunden und jene der Steuergemeinde Traundorf, die innerhalb des städtischen Burgfriedens gelegen waren. Neben dieser mehr äußerlichen Entwicklung war aber auch ein Aufschwung des inneren Schulbetriebes deutlich zu spüren, was auch von der damaligen Schulbehörde öffentlich anerkannt wurde. Mittels I<egierungserlasses vom 13. Dezember 1823 wurde die Stadtschule zu Gmunden zu einer „Musterschule" erhoben, d. h. für geeignet erklärt, den übrigen Unterrichtsanstalten des Schuldistriktes als ein pädagogisches Vorbild zu dienen. Dies war vor allem das Verdienst des damaligen Leiters der Schule Johann N. Wolf, von dem schon früher die Rede war, und der von nun an den Titel „Musterlehrer" führte. Er war nicht nur ein trefflicher Schulmann, sondern auch wegen seiner literarischen Tätigkeit eine besonders in Künstlerkreisen geachtete und bekannte Persönlichkeit. Es muß hier noch eine Lehranstalt Gmundens erwähnt werden, die in diesen Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung stand, nämlich die ehemalige Schule in Weyer. Durch letztwillige Verfügung des Karl Josef von Frey, ,,der Römisch-Kayserlichen Majestät Rath, Landrath und Verordneter des Erzherzogtums Oesterreich ob der Ens, Besitzer der Iierrschaften Weyr, Waldbach und Mühlwang", war im Jahre 1738 das Schloß Weyer bei Gmunden zur Erziehungsstätte von zwölf Waisenknaben bestimmt worden. Diese genossen im Waisenhause auch Unterricht in den Trivialgegenständen, aber auch in der „Civilbaukunst, Geometrie, Mechanik und Zeichenkunst". Es war ihnen zu diesem Zwecke ein eigener Instruktor beigegeben, der zugleich die Stelle eines Verwalters des ttauses bekleidete. Diese Privatschule für Waisenknaben bestand bis zum Jahre 1776. In diesem Jahre war das landesfürstliche Salzoberamt in Gmunden als Vogtobrigkeit des Waisenhauses von der „k. k. teutschen Schulcommission" beauftragt worden, die Privatschule ohne weiteren Verzug in eine öffentliche Trivialschule umzugestalten. Im Jahre 1777 wurde der Auftrag durchgeführt, es unterzog sich der damalige Waiseninstruktor Franz X. Nippel der vorgeschriebenen Lehramtsprüfung an der Normalmusterschule in Linz und er konnte somit im Iierbste desselben Jahres an der neueröffneten „k. k. Trivialschule zu Weyer" als erster Lehrer angestellt werden. Dieser Schule wurden nun alle jene Kinder zugewiesen, die bisher die nunmehr aufgelassene Schule am Plassauerhofe besucht hatten. (Siehe Seite 11.) Der Sprengel dieser Schule umfaßte somit die Ortschaften Weyer, Traunstein, Mühlwang, Tastelberg, Schlagen und Teile der Vorstadt Traundorf. Sie bestand aus zwei Klassen, in denen Knaben und Mädchen gemeinsam in zwei Lehrzimmern ganztägig unterrichtet wurden. Die Schülerzahl schwankte zwischen 133 und 240. Den Religionsunterricht besorgte zweimal wöchentlich ein Geistlicher der Stadtpfarre. Im Jahre 1869 war die Schule in Weyer zur dreiklassigen Volksschule erweitert worden. Da inzwischen auch die Stadtschule in Gmunden bedeutend erweitert und ausgebaut worden war (siehe Seite 17), wurde im Jahre 1875 die Auflassung der Weyerschule verfLid, die mit Ende des Schuljahres 1878/ 79 auch durchgeführt wurde. Die eingeschulten Kinder wurden in die Schulgemeinde Gmunden einbezogen. Obwohl die S.tadtsclrnle in Gmunden seit 1823 als Musterschule bezeichnet wurde, hatte sie doch nur den Rang einer Trivialschule, es wurden also an ihr dieselben GegenstiiJ1de in dem gleichen Umfange gelehrt, wie in den umliegenden Pfarrschulen. Dem Einschreiten der Bürgerschaft, die mehrmals darauf hinwies, daß in Gmunden und im Salzkammergute zahlreiche Beamtenfamilien leben, für die eine bessere und leicht erreichbare Lehranstalt ein großer Vorteil wäre, ist es zu danken, daß mitten im Sturmesjahr, am 18. März 1848, die 14

kaiserliche Entschließung herablangte, durch die die Stadt- und Musterschule in Gmunden zu einer J-lauptschule erhoben wurde. Es war somit die zweite Rangstufe erreicht, welche die Allgemeine Schulordnung Maria Theresias für die deutsche Volksschule geschaffen hatte. Sie bestand aus drei Klassen, von denen die erste in eine untere und obere Abteilung mit getrenntem Unterrichte zerfiel. Mit Beginn des Schuljahres 1848/49, die k. k. Hauptschule war mit l. Oktober 1848 eröffnet worden, wirkten an ihr folgende Lehrer: Als Direktor Albert Böhm, als Lehrer Josef Czech und Matthäus Reidinger und als Unterlehrer Friedrich Stadler. Infolge der stets steigenden Schülerzahl hatte sich das alte Schulgebäude schon längst als zu klein erwiesen. Bereits 1822 war von den Lokalbehörden ein Bauplan zur Genehmigung überreicht worden, doch wurde die Sache erst 1844 zur Entscheidung gebracht. Man wollte nun ein neues, allen Anforderungen entsprechendes Schulhaus auf dem Platze zwischen Stadtpfarrkirche und Pfarrhof erbauen. Man demolierte zu diesem Zwecke die dort befindliche Annakapelle, den Leonhardsturm und ein Stück der Stadtmauer. Zur Errichtung des Schulgebäudes an dieser Stelle kam es aber nicht, weil der neue Stadtpfarrer Anton Leuthner gegen die neuerliche Verbauung des nun freigelegten Platzes mit Recht Einspruch erhob. Er stellte dafür den nötigen Baugrund aus dem zum Pfarrhofe gehörigen Garten, der jenseits des Stadtgrabens und der Straße gelegen war, unentgeltlich zur Verfügung. Das Schulhaus erhielt dadurch eine viel gesündere und schönere Lage, es kam dahin zu stehen, wo es sich in erweiterter Gestalt noch heute befindet. (früher Bürgerschulstraße, jetzt Habertstraße Nr. 7 und 9.) Das neue Gebäude, ein zweistöckiger Bau mit vier Lehrzimmern und der Direktorwohnung, wurde am 20. Juli 1845 kirchlich geweiht und am 3. November desselben Jahres seiner Bestimmung übergeben. Das alte Schulgebäude wurde verkauft. Die lfauptschule konnte also schon im neuen Gebäude eröffnet werden. E. In der zweiten Hälite des 19. Jahrhunderts. D i e E r r i c h t u n g ct er Knaben-l3ürgerschu I e i n G 111 u n d e n. Mit dem Jahre 1848 begann in dem gesamten Unterrichtswesen unseres Vaterlandes ein neuer Zeitabschnitt der Entwicklung. Ein eigenes Unterrichtsministerium war an die Stelle der k. k. Studien-Hofkommission getreten, das als oberste Zentralschulbehörde ein Programm der Umgestaltung aller Zweige der Volksbildung ankündigte. Eine Folge der Hebung des österreichischen Volksschulwesens in dieser Zeit war die schon erwähnte Errichtung der k. k. Hauptschule in Gmunden. Zu Beginn der Sechzigeriahre wurden allentllalben Stimmen laut, die eine grundlegende Veränderung der bestehenden Schulgesetze verlangten. Doch konnte das Werk einer eingreifenden Schulreform erst wirksam in Angriff genommen werden, nachdem die Staatsverfassung vom Jahre 1867 festgestellt war. Die Grundgedanken der neuen Schulgesetze, die bereits in den Staatsgrundgesetzen vom 21. Dezember 1867 angedeutet sind, wurden durch das Reichsgesetz vom 25. Mai 1868 weiter ausgeführt. Danach hat das Unterrichtsministerium die oberste Leitung und Aufsicht über das gesamte Unterrichtsund Erziehungswesen. Der Wirkungskreis der bisherigen Landesstellen, der kirchlichen Oberbehörden und Schuloberaufseher ging in jedem Lande an den Landesschulrat über. An die Stelle der politischen Bezirksbehörden und der Schuldistriktsaufseher trat für jeden Schulbezirk der Bezirksschulrat. Die Schulaufsicht durch den Ortsseelsorger ging auf den Ortsschulrat über. Es 15

wurde also die Schula11isicht geschaffen, die wir heute noch haben. Als erster Bezirksschulinspektor in Gmunden wurde 1869 der Direktor der .Hauptschule daselbst Albert Böhm bestellt. Die Neueinrichtung der Volksschulen Oe terreichs wurde durch das R_eichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 festgesetzt. Die Schulpflicht dauert danach vom vollcncleten 6. bis zum vollendeten 14. Lebensjahre. An Stelle clcr Iianpt- und Trivialschulen trat die allgemeine Volksschule. Aus der dreiklassigen Hauptschule in Gmunden wurde zunächst eine vierklassige Volksschule, der mit Beginn des Schuljahres 1870/ 71 eine fünfte Klasse, ebenfalls für Knaben und Mädchen, 8.ngegliedert wurde. Schon 1869 waren von der Gemeindevertretung über Anregung des o.-ö. Landesausschusses die nötigen Schritte wr Errichtung einer Knaben-Bürgerschule unternommen worden. Erst am Anfang des Schuljahres 1875/ 76 wurde die fünfklassige Volksschule z11 einer achtklassigen Bürgerschule erhoben und mit der sechsten Klasse mit 30 Schülern am 16. September 1875 durch den k. k. Bezirkshauptmann Ritter von Raab in Anwesenheit des Bürgermeisters Josef Dang! und des Ortsschulrates \Veyer (der von G111unclen war nicht erschienen) feierlich eröffnet. Das Jahr 1875 ist somit das Geburtsjahr der Knaben-Bürgerschule in Gmunden, die seit eiern Jahre 1927 den Namen Knaben-Iiauptschule führt. Die Eröffnung der siebenten Klasse erfolgte am 16. September 1876, die der achten Klasse am 17. September 1877. Mit diesem Jahre war also die Bürgerschule vollständig geworden. Diese drei oberen Klassen der Bürgerschule wurden nur von Knaben besucht, während die Mädchen bi einschließlich der fünften Klasse mit den Knaben gemeinsam unterrichtet wurden und bis zum vollendeten 14. Lebensjahre in dieser Klasse verblieben. Erster Direktor der Bürgerschule war Albert Böhm, der schon 1848 Direktor der Jiauptschule und seit 1869 Leiter der Volksschule war, in welchem Jahre ihm auch das Amt eines Bezirksschulinspektors übertragen wurde. Als Fachlehrer wirkten mit Beginn des Schuljahres 1877/ 78 i11 den oberen drei Klassen (den eigentlichen Bürgerschulklassen) Anton Turck. Gustav Adolf Gaßner und Ernst Wohlbach. In den unteren fünf Klassen (den Volksschulklassen) unterrichteten die Lehrer Josef Czech, Friedrich Stadler, Josef Ruckendorfer, Eduard Weilnböck und Moritz liabernal. Den Religionsunterricht besorgte die Pfarrgeistlichkeit, u11cl zwar im genannten Jahre die Kapläne Josef Moser und Pranz SchwaTZ. Die Zahl der Schulbesuchenclen beirug 291 Knaben und 291 Mädchen. zusammen also 582 Schüler in acht Klassen, was eine Dmchschnittszahl von 72 bis 73 Schülern für iecle Klasse ergibt. Erst vom Schuljahre 1878/ 79 an schied man die Geschlechter und eröffnete eine eigene fünfklassige Mädchen-Volksschule mit weiblichen Lehrkräften. Erste Oberlehrerin dieser Schule war Maria Schober. Im September 1881 wurde die Mädchenschule zur sechsklassigen Schule erweitert, im September 1886 erhielt sie eine Parallelklasse und es konnte somit nach eiern Lehrplane der siebenklassigen Volksschule unterrichtet werden. Jm laufenden Jahre umfaßt sie vier Klassen mit 164 Schü-lerinnen. Bis 10. :Februar 1935 leitete sie frau Direktorin Marie Laber, seither Iierr Oberlehrer Pranz Jiu111111er. Um den Wünschen weiter Bevölkerungskreise, insbesondere der Landbevölkerung, zu entsprechen, wurden durch die Schulgesetznovelle vom 2. Mai 1883 einige Bestimmungen des Reichsvolksschulgesetzes geändert. So wurcl:::n die Bürgerschulen, die bisher mit der allgemeinen Volksschule verbunden waren, zu selbständigen c!reiklassigen Anstalten erhoben, die sich an den 16

fünften .Jahreskurs der allgemeinen Volksschule anschlossen und mehr wie bisher die Bedürfnisse der Gewerbetreibenden und der Landwirte berücksichtigten, sowie auch die Vorbildung für jene Fachschulen vermittelten, die .:::ine Mittelschulbildung nicht voraussetzten. Seit dieser Zeit führten die fünf unteren Klassen den Namen „Knaben-Volksschule", die drei oberen den Namen „Knaben-Bürgerschllle". Sie blieben aber weiter unter derselben Leitung, nämiici1 unter der des Bürgerschuldirektors. Durch die Schaffung einer eigenen Mädchen-Volksschule war eine Vergrößerung des bestehenden Schulgebäudes notwendig geworden. Diese wurde von der Gemeindevertretung unter Bürgermeister Franz Schleiß im Jahre 1878 nach den Plänen ·des fab riksbesitzers Franz Schuppler in Angriff genom111en, im nächsten Jahre vollendet und am 4. Septe111ber 1879 feierlich eröffnet. Dieser Umbau war der Ge111einde auf 112.061 fl. 75 kr. zu stehen gekommen. Es ist dies jener stattliche Bau mit zwei Stockwerken, der im wesentlicl1en heute noch die öffentlichen Volks- und Hauptschulen beherber0-t und eine Zie1de der Stadt auch heute noch ist. Nur das dri tte Stockwerk w urde später aufgebaut. (Siehe Seiten 23 und 24.) Mit 4. Septe111ber 1879 übernah111 der Bürgerschuldirektor Michael Laber die Leitung der Knaben-Volks- und Bürgerschule, nachdem Direktor Albert Böhm von diesem Posten enthoben worden war. (Als Bezirksschulinspektor blieb er aber noch bis 1885 in Verwendung.) Da mit Ende des Schuljahres 1878/ 79 die Volksschule in Weyer auf. gelassen worden war (siehe Seite 14), waren ab September 1879 sä 111 ti1 che öffentlichen Schulen des Stadtgemeindegebietes im neuen Schulgebäude neben der Stadtpfarrkirche vereinigt. In diesem Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts waren in Gmunden auch zwei Privatschulen entstanden. Im St. Marien-Waisenstift (tterakhstraße Nr. 2, Jetzt St. Josefsheim genannt) wurde im Jahre 1874 eine katholische PrivatMädchenvolksschule errichtet, die 1881 das Oeffentlichkeitsrecht erhielt. Sie ist zu eiern Zwecke gegründet worden, den Waisenmädchen des Stiftes, die bisher im liause nur Unterricht in den \Veiblichen Handarbeiten genießen konnten, auch die Volksschulbiidung vermitteln zu können. Gegenwärtig besteht die Schule aus zwei Klassen und wird von 52 M ädchen besucht. Als Oberlehrerin wirkt S. M. Louise Lechner aus der Kongregation der Barmherzigen Schwestern des heiligen Karl Borromäus. Ungefähr um dieselbe Zeit hatte Königin Marie von liannover im liause Annastraße Nr. 1 eine Privatvolksschule für die Kinder der Dienerschaft ihres Hofes errichtet, die im April 1876 das Oeffentlichkeitsrecht erhielt. Sie war also an jener Stätte untergebracht, wo schon 200 Jahre früher eine Schule bestanden hatte und stand unter der Leitung des Lehrers Theodor Meyer. Diese Privatschule wurde 1893 wieder aufgelassen. Da die Iiauptaufgabe der Bürgerschule darin gelegen war, für das praktische Leben vorzubereiten, wurde der Unterricht in dieser Iiinsicht mehrfach zu erweitern gesucht. Schon bald nacl1 Errichtung der Bürgerschule wurde an den regelmäßigen Unterricht ein landwirtschaftlicher Unterricht für sich freiwillig meldende Bürgerschüler angeschlossen, der durchschnittlich von 40 Schülern besucht ,vurde. Diesen Unterricht, der sich hauptsächlich mit der Obstbaumpflege und dem Veredeln befaßte, leitete anfangs lierr Direktor Laber, später der Stadtgärtner tterr Wilhelm Kronberger. Die oberste Klasse besuchte im Laufe des Schuljahres die Betriebe der Stadt und der nächsten U111gebung, so das Stäclt. Gaswerk, die Brauerei, die Spinnerei Theresiental tl. ä., u111 den Buben einigen Einblick in die technischen Neuerungen zu ge2 17

währen. Von der Erkenntnis ausgehend, daß das Erlernen einer lebenden Fremdsprache für die Bewohner des aufstrebenden Kurortes von große111 Vorteil ist, wurde um Einführung des nichtverbindlichen Unterrichtes in der französischen Sprache angesucht, der auch 1881 schon bewilligt wurde. Mangels einer geprüften Lehrkraft konnte dieser Unterricht aber in diesen Jahren noch nicht verwirklicht werden. Die Schülerzahl war im stetigen Ansteigen begriffen. Da mit Beginn des Schuliahres 1884/85 die Zahl der Schüler in der ersten Klasse der Bürger-· schule 60 überschritten hatte, konnte die erste Parallelklasse zu dieser Klasse eröffnet werden. (1. Klasse B.) Um auch den Mädchen eine über die Volksschule hinaus'reichende Bildung zu vermitteln, beschloß der Oemeindeausschuß der Stadt Gmunden über Antrag des Ortsschulrates am 28. März 1888, die Errichtung einer M ädchenBürgerschule unter gemeinsamer Leitung mit der Knaben-Bürgerschule anzustreben. Dem Ansuchen wurde aber vom o.-ö. Landtage nicht stattgegeben. Man ließ jedoch in Gmunden die Sache nicht ruhen. Schon im nächsten Jahre bildete sich ein Komitee zur Errichtung einer Mädchen-Bürgerschule und eines Kindergartens. Der Kindergarten konnte 1890 in Verbindung mit der Knaben-Volksschule eröffnet werden; für die Errichtung der MädchenBürgerschule waren jedoch noch viele Vorarbeiten notwendig. Es wurde getrachtet, den Schulsprengel zu erweitern; 1888 kamen das Gebiet de:; Rudolfsbahnhofes und Teile der Ortschaft Traunleiten zum Schulsprengel Gmunden. In den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Knaben-Bürgerschule wurde alliährlich die Zeugnisverteilung am Schlusse des Schuljahres vom Direktor in Gegenwart der Vertreter der Schulbehörden, der Gemeinde und vieler Eltern vorgenommen. Auch wurden mehrmals größere Schulfeste abgehalten, so auch 1898 anläßlich des 50iährigen Regierungsjubiläums des Kaisers Franz .Josef 1. Mit Ende des Schuljahres 1899/1900 bestand die Knaben-Bürgerschule in Gmunden 25 Jahre. Dieses Jubiläum wurde innerhalb und außerhalb der Schule entsprechend gefeiert. Arn 12. Juli 1900 fand in der festlich geschmückten Turnhalle eine Pestfeier statt, der alle Schüler, ehemalige Bürgerschüler und viele Schulfreunde beiwohnten. Am gleichen Tage abends veranstalteten ehemalige Bürgerschüler einen Unterhaltungsabelld im Kurhause zu Ehren der Bürgerschule. Die Schülerzahl betrug in diesem Jahre 137 in vier Klassen, hatte sich also seit dem vollständigen Ausbau verdoppelt. An der KnabenBürgerschule wirkten in diesem Jubeljahre folgende Lehrkräfte: Direktor Michael Laber, die Fachlehrer Anton Turek, Gustav A. Gaßner, Karl Bundschuh, Ernst Deut! und der Religionslehrer Hochwürden Johann Plasser. F. In den letzten Jahrzehnten. V o n d e r B ii r g e r s c h u I e z u r tt aupt schu1e. Schon bald nach der Auflösung der lateinischen Schule, im Jahri 1769, wollte man die Piaristen nach Gmunden berufen und ihnen die Errichtung einer erweiterten lateinischen Schule mit den sechs unteren Klassen übertragen. Das Projekt wurde jedoch von der Regierung abgelehnt. Man unternahm 1810 abermals del Versuch, die Stadt Gmunden mit einer Mittelschule zu versehen, die man wieder den Piaristen übertragen wollte. Auch da wurde der Plan wieder zunichte. Jn den Jahren 1852 und 1862 unternahmen einzelne Persönlichkeiten in der Gemeindevertretung einen Vorstoß, der darauf hinzielte, in 18

t-; '° Der Lehrkörper der Knaben-Volks- und Bürgerschule 1900 Obere Reihe: E. Schmidhammer, E. Deutl, E. Weilnböck, F. Reisenbichler, J. Heyl, K. Zehentleitner Untere Reihe: A. Turek, J. Plasser, M. Laber, J. Bromberger, G. A. Gaßner, K. Bundschuh

G11111nden eine dreiklassigc Unterrealschule zu errichten. Es wurde auch ein entsprechender Beschluß erreicht, doch wurde derselbe wegen Unzulänglichkeit der Mittel wieder fallen gelassen. Seit 1890 beschäftigte sich die Gemeindevertretung mehrmals mit der :Frage der Errichtung eines k. k. Staatsgymnasiums in Gmunden, ohne dall die diesbezüglichen Schritte von Erfolg gewesen wären. Illl Dezember 1895 schritt man nun an die Gründung eines „Gymnasialvereines i11 Gmunden am Traunsee", der sich die Errichtung eines Privatgymnasiums als Ziel gesetzt hatte. Das Ansuchen dieser Vereinigung wurde von der Unterrichtsbehörde im Juli 1896 in günstigem Sinne erledigt, so daß am 17. September dieses Jahres die erste Gymnasialklasse in Gmunden mit 35 Schülern eröffnet werden konnte, der als Direktor lierr Karl Schuh vorstand. In den nächsten Jahren wurden dann nacheinander die weiteren Klassen eröffnet. Im :Februar 1897 erhielt die neue Anstalt bereits das Oeffentlichkeitsrecht, so daß sie schon im ersten Jahre staatsgültige Zeugnisse ausstellen konnte. Da inzwischen die Erhaltunrrskosten dieses Privatgymnasiums die Gemeinde übernommen hatte, erhielt die Anstalt im April 1898 das Recht, den Titel „Communal-Gymnasium" zu führen. Seit der Gründung war das Gymnasium im Gebäude der Bürgerschule untergebracht. Nach :Fertigstellung des Gymnasialgebäudes übersiedelte diese Schule 1901 in ihr neues lieim. Nur der Turnsaal der Bürgerschule wurde noch bis Dezember 1903 vom Gymnasium benützt. Mit September 1907 wurde das Gymnasium vorn Staate übernommen und ab 1908 in ein Realgymnasium verwandelt. Gegenwärtig zählt es acht Stamm- und zwei Parallelklassen und wird von 360 Schülern besucht. Direktor der Anstalt ist Herr Studienrat Dr. lians Gumpoltsberger. Es wurde schon (Seite 18) darauf hingewiesen, daß der Gemeindca11ssch11ß der Stadl Gmunden bereits 1888 den Beschluß gefaßt hatte, eine Mädchen-Bürgerschule zu errichten. Von der Landesverwaltung \Vurde aber das Ansuchen damals abschlägig beschieden. Ars im Juni 1905 der Statthalter von Oberösterreich Baron Handel in Gmunden weilte und auch den Schulen einen Besuch abstattete, wurde vom Bürgermeister :Franz Margelik neuerlich auf die Notwendigkeit einer Mädchen-Bürgerschule hingewiesen. Der Statthalter sagte seine Unterstützung zu. In der Sitzung des o.-ö. Landesausschusses vom 9. September 1906 wurde die Errichtung einer Mädchen-Bürgerschule in Gmunden beschlossen, so daß diese Schule mit Beginn des Schuljahres 1906/ 07 noch eröffnet werden konnte. Sie kam unter gemeinsame Leitung mit der Knaben-Bürgerschule. Jierr Anton Turek war von dieser Zeit an Direktor der „Knaben- und Mädchen-Bürgerschule". Gegenwärtig führt die MädchenBürgerschule, die seit 1. Jänner 1922 unter eigener Leitung steht, 4 Stammund 4 Parallelklassen, die von 257 Schülerinnen besucht werden. Bis zum Ende des ersten lialbiahres am 10. :Februar 1935 leitete sie :Frau Schulrat Leopoldine liammcrl, seit dieser Zeit steht sie unter Leitung des Direktors Alexander Reisenbichler. Im September 1906, als die Mädchen-Bürgerschule errichtet war, erhielt die Knaben-Volksschule, die bisher unter Leitung des Direktors der Knaben-Bürgerschule stand, einen eigenen Leiter in der Person des Oberlehrers Eduard Weilnböck. Diese Schule zählt derzeit 4 Stammklassen und 1 Parallelklasse mit 217 Schülern und wird von Oberlehrer Josef Jocl1er geleitet. Wegen Neuerrichtung der Mädchen-Bürgerschule mußten im Schulgebäude einige bauliche Aenderungen vorgenommen werden. Bei diesen Arbeiten traten immer mehr Bauschäden zutage, u. a. auch mehrere vermorschte und gebrochene Träme, so daß sich die Behörde am 21. Oktober 1906 gezwungen sah, das Schulgebäude für den Unterrichtsbetrieb vollkommen zu 20

sperren. 27 Jahre seit Erbauung des Schulgebäudes! Es wurde bis 5. November Tag und Nacht gearbeitet, auch an Sonntagen, um die Unterrichtssperre so bald als möglich wieder zu beheben. Der Turnsaal konnte erst ab 3. Dezember wieder benützt werden. Die Bemühungen zur Ausgestaltung des inneren Unterrichtsbetriebes, die in den zwei letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nur teilweise verwirklicht werden konnten, fanden im neuen Jahrhundert ihre fortsetzung. Viele absolvierte Bürgerschüler fanden in kaufmännischen Unternehmungen oder im Kanzleidienste ihr Fortkommen, manche traten in höhere Schulen über. Für diese war die Kenntnis der Kurzschrift (Stenographie) von besonderer Wichtigkeit. Am 14. Dezember 1901 wurde daher der nichl verbindliche Unterricht in diesem Fache an der Knaben-Bürgerschule genehmigt und dem Katecheten der Schule, ttochw. lierrn J. Plasser, der Stenographieunterricht übertragen, der am 16. Dezember mit 22 Schülern begonnen wurde. Nachdem liochw. tterr Plasser a111 l. September 1902 den Schuldienst verlassen hatte, übernahm der Lehrer Ernst Schmidhammer diesen Unterricht. Am 29. September 1904 wurde dem für das Lehramt der Stenographie an mittleren Lehranstalten geprüften Lehrer Iieinrich Stacller der Kurzschriftunterricht übertragen, der ihn bis zum heutigen Tage versieht. Er wird in zwei Kursen in den beiden oberen Klassen mit je zwei Wochenstunden erteilt und von fast allen Schülern besucht. Bis 1926 wurde das System Oabelsberger gelehrt, seither die Einheitskurzschrift. Wie wir bereits gehört haben, wurde schon 1881 der nichtverbindliche Unterricht in der französischen Sprache an der Knaben-Bürgerschule bewilligt. Erst mit 4. Jänner 1907 konnte der Fremdspracheunterricht eingeführt werden, nachdem der Fachlehrer W. Punz! die Prü-fung in der französischen Sprache abgelegt hatte. Er wurde mit drei Wochenstunden in der ersten Klasse begonnen. Außer dem Genannten lehrten die französische Sprache noch die Fachlehrer Franz Jörgner, Wilhelm Mayer und lians Fischer. Nach Umwandlung der Bürgerschule in die Hauptschule (1927) trat an Stelle des Französischen die englische Sprache, da diese den kurörtlichen Bedürfnissen besser entspricht und auch leichter erlernbar ist. Den englischen Sprachunterricht erteilte zuerst der schon erwähnte ttauptschullehrer ttans Fischer, gegenwärtig versehen ihn der Iiauptschullehrer Karl Piringer und die Sprachenlehrerin Maria Wözl. Er wird in allen vier Klassen erteilt und von durchschnittlich 30 Schülern pro Klasse besucht. Auch der körperlichen Ertüchtigung begann man in diesen Zeiten ein erhöhtes Augenmerk zuzuwenden. Außer dem regelmäßigen Turnunterrichte wurden in der schönen Jahreszeit Jugendspiele am Rennplatze zweimal wöchentlich abgehalten, die von den Schülern mit Eifer besucht wurden. Im F riihling 1906 wird von ihnen erstmalig berichtet. Bis zum .Jahre 1904 erfolgte die Beurteilung der Bürgerschüler viermal im Jahre in Form von Schulnachrichten, erst am Ende jedes Schuljahres wurden Jahreszeugnisse ausgegeben. Vom Schuljahre 1904/ 05 an erfolgte die Ausgabe von lialbiahrszeugnissen. Am 20. und 21. Februar 1905 wurden die ersten Semesterferien an der Bürgerschule gehalten. Der erste Normallehrplan für Bürgerschulen erschien am 18. Mai 1874, cler durch die Ministerialverordnung vom 8. Juni 1883 teilweise eingeschränkt worden war. Durch die Verordnung des Ministers für Kultus und Unterricht vorn 15. Juli 1907 wurden vollkommen neue, der Zeit angepaßte Normallehrpläne für die Bürgerschulen vorgeschrieben, die mit Beginn cles Schuljahres 1908/09 in Kraft traten. Seit der .Jahrhundertwende waren immer mehr neue 21

pädagogische Gedanken zur Oberfläche gedrungen, die sich nach und nach Beachtung verschafften. Vor allem war es die kunsterziehliche Strömung, die den Unterricht zu befruchten begann. Es waren zwar in dem neuen Lehrplane noch nicht alle diese Strömungen zur Geltung gekommen, doch gerade im Zeichnen sind freiere Methoden gestattet worden. Aber auch der Iieimatgedanke verschaffte sich immer mehr Geltung und gab der Schule eine wertvolle Grundlage. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war also das österreichische Schulwesen im allgemeinen und das von Gmunden im besonderen in sicherem Aufsch\vunge begriffen. Da brach 1914 der Weltkrieg herein. Durch seine lange Dauer und durch die unerhörten Anforderungen, die er an die Volkskraft Oesterreichs stellte, wurde das alte Reich in seinen Grundfesten erschüttert. Daß ein solches Ereignis auch vor den Toren der Schulen nicht lialt macht, ist selbstverständlich. Ganz besonders reich mit unterrichtsstörenden Verfügungen waren die Gmundner Schulen bedacht worden, so auch die KnabenBürgerschule. Am Beginne des Schuljahres 1914/15 brachten die Einschreibungen ein überraschendes Ergebnis, es hatten sich 100 Knaben, darunter 40 von auswärts, zur Aufnahme in die Bürgerschule gemeldet, das ist eine Zahl, die vorher noch nie erreicht worden war. Die zweite Klasse erhielt mit 62 Schülern zum erstenmale eine Parallelklasse, so daß die Schule nun aus fünf Klassen lfostand. Von den Lehrkräften standen die beiden Fachlehrer Max Mich! und Alois Metz unter den Waffen, für die nur eine Aushilfskraft bewilligt wurde, so daß die beiden zweiten Klassen zusammengezogen werden mußten. Mitte November 1914 verbreitete sich die Nachricht, daß in Gmunden Räume für Spitalszwecke gesucht werden. SchlLeßlich wurde die Räumung des Schulgebäudes verfügt. Binnen 48 Stunden mußte das Schulhaus leer sein. Nun hieß es, Unterkunftsmöglichkeiten für die Schulen zu suchen. Der Knaben-Bürgerschule wurde das Kurhotel in der Satoristraße zugewiesen, in dem sie die Räume im Erdgeschoß ab 9. Dezember belegen konnte. ,,Der zugewiesene Raum war wohl klein, aber es ging. freilich glich das Leben und Treiben mehr dem eines Ameisenhaufens als dem einer Schule", schreibt der Chronist. So blieb es bis Ende April 1915. Das Kurhotel mußte nun mit Rücksicht auf den beginnenden fremdenverkehr geräumt werden und die KnabenBürgerschule erhielt ein Asyl im Staats-Realgymnasium, wo ihr ein Lehrzimmer für den ganzen Tag und drei nur für die Nachmittage zur Verfügung: gestellt wurden. Es konnte also nur lialbtagsunterricht erteilt werden; der eine f~aum am Vormittag wurde für den Unterricht in den nicht verbindlichen fächern benützt. Am 3. Mai konnte dieser „verkürzte" Unterricht begonnen werden. Doch schon nach einem Monat, am 2. Juni 1915, kam die unerwartete l\!achricht, daß auch das Staats-Realgymnasium als Not-Reservespital einzurichten sei, da das Spitalsobiekt „Kurhaus" geräumt werden müsse. Es mußte nun die Knaben-Bürgerschule wieder wandern und sich ein neues lieim, das vierte in diesem Schuljahre, suchen. Sie erhielt für vier Klassen zwei Lehrzimmer zugewiesen; eines im Gasthause zu Weyer für die zweite und dritte Klasse, wo vorher eine Klasse der Mädchen-Volksschule untergebracht war, und eines im Schulhause zu Eck für die beiden ersten Klassen. Natürlich konnte nur lialbtagsunterricht erteilt werden. Dieser Betrieb dauerte jedoch nicht lange, denn Ende Juni kam plötzlich die Verfügung, daß das Schuljahr mit 30. Juni zu schließen sei. t:s war dies ein G!iick für die Schule, denn am 3. Juli mußte das Lehrzimmer in Weyer wegen Iiochwassergefahr geräumt werden. 22

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