500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

^ Fröhler war mit Ausnahme genau festgelegter Erholungszeiten LATEIN.Daneben wurde audi ein wenig Griechisch betrieben. Bis ins erste Viertel des 18. Jahrhunderts hinein bildeten die lateinischen und griechischen Schriftsteller und die lateinisch verfaßten Lehrbücher die Grundlage für die Vermittlung des Wissens auf ver schiedenen Gebieten, wie zum Beispiel der Geographie, Geschidite, des Rechnens, Briefschreibens, Dichtens und der cJiristlichen Sittenlehre. Es wurde also nicht bloß Latein und Griechisch gelehrt, wie die vorrangig betonte Vermittlung der beiden Sprachen vermuten ließe, sondern der Lehrplan umfaßte ein Programm, das dem Wissensstand des 17. Jahrhunderts entsprach. Im Gefolge der Auf klärung erfuhr dieser Lehrplan allerdings einschneidende Änderungen. Das Schuljahr dauerte vom 3. November bis 20. September und wurde gewöhn lich mit einem Theaterstück für die breite Öffentlichkeit abgeschlossen. Die Schulung im Theaterspiel war nämlich ein integrierender Bestandteil des Lehr planes. Sie sollte dem Schüler die notwendige Sicherheit im Auftreten und Sprechen geben und diente so der Vorbereitung auf künftige öffentliche Tätigkeit. Die Sprache des Dramas war dem Übungszweck entspreÄend Latein. Die Dar stellung von Szenen in der Klasse vor Schülern anderer Klassen bildete die Vorübung für das öffentliche Auftreten. Die Schwierigkeiten, welche sich für Sprachunkundige bei öffentlichen Aufführungen ergaben, wurden durch gedruckte Programme,Periochen genannt, behoben, die in lateinischer und deutsdier Sprache den Titel und Tag der Aufführung, Inhalt des Stückes nach Szenen gegliedert und ein Verzeidmis der Darsteller enthielt. Für Steyr ist bisher ein einziges der artiges Programm aufgetaucht und befindet sich in Privatbesitz (Dr. Enzinger). Das Stück wurde 1738 unter dem Titel „Dämon et Pythias" aufgeführt und behandelt den Stoff, der Schillers „Bürgschaft" zugrundeliegt. Auf dem Gebiete des Theaterspiels knüpfte die Dramatik der Jesuiten direkt an die humanistische Tradition des protestantischen Schultheaters an und setzte sie bis in das 18. Jahr hundert hinein fort. Für die Aufführungen stand ein eigener Theatersaal zur Verfügung, der, wie die Litterae Annuae berichten, im Jahre 1737 „zur Gänze neu ausgemalt wurde". Von den mehr als 300 Theateraufführungen, die sicher lich nicht ohne Rückwirkung auf das geistige und kulturelle Leben der Eisenstadt blieben, wurden dodi durchschnittlich etwa drei Aufführungen jährlich gegeben, sei hier auf die Freilichtaufführung des „Maximiiianus Austriacus" im Jahre 1648 hingewiesen. Für dieses Stück drängte sich der durch Absprengung des Felsens hinter der Kirdie gewonnene freie Platz mit abschließender steiler Felsen wand von selbst als Bühne und ideale Naturkulisse auf. Zufällig ereignete sich während einer Aufführung ein Unfall mit glücklichem Ausgang, der den Chro nisten der LA veranlaßte, ausführlicher zu berichten. So hören wir, daß Kaiser Maximilian mit Gefolge zu Pferd jagte. Dabei geriet eines der Pferde aus dem Gefolge zu nahe an den Bühnenrand und stürzte mitsamt dem Reiter aus ziem licher Höhe ab und fiel zwischen Felsen und Steine, ohne sich zu verletzen. Bei

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