500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

Fröhler 21 sen Alumnen, die kostenlose Unterkunft, Verpflegung, ein bestimmtes Quantum an Kleidung, gegebenenfalls ein Reisegeld für die Heimreise, neben dem für alle kostenlosen Unterricht erhielten, beherbergte das Seminar auch „convictores", das waren solche, die für die Unterhaltungskosten selbst aufkamen.Die Alumnen wurden in Gesang und Musik ausgebildet und waren verpflichtet, bei der Ge staltung der Liturgie mitzuwirken. Gelegentlich übernahm auch das Kolleg die Unterhaltskosten für den einen oder anderen Alumnen. Die Schülerzahl, die in den ersten Jahren des Bestandes unter 100 lag, stieg nach 1650 oft auf 120, schwankte von 1700 — 1770 zwischen 90 (1762) und 187 (1723), wobei allerdings die Zahl 150 nur zehnmal erreicht bzw. über schritten wurde. Als das Schulgebäude den Anforderungen nicht mehr entsprach, wurde mit dem Rat der Stadt 1678 ein Vertrag zwecks Errichtung eines neuen Schulgebäudes abgeschlossen. Dieser kaufte hiefür zwei dem Kolleg gegenüberliegende Häuser an und ließ sie sogleich niederreißen. Die Baukosten in Höhe von 3.000 Gulden übernahm Johannes Christophorus von Abele und Lielienfeld, kaiserlicher Ge heimschreiber und ehemaliger Schüler des Steyrer Kollegs. Am 14. Juni des gleichen Jahres wurde der Grundstein feierlich gelegt und der Schulbau schritt rüstig voran. Als sich die gestiftete Bausumme als zu gering erwies, legte der großherzige Fundator weitere 1.100 Gulden dazu, sodaß das Gebäude 1680 bezogen werden konnte. Bevor nun auf die inneren Schulverhältnisse in Steyr eingegangen wird, müssen einige allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt werden. Als die Jesuiten 1632 nach Steyr kamen, hatten sie bereits reiche Erfahrungen auf dem Gebiete des Schulwesens gewonnen. Mit der Ratio studiorum (Studienordnung) von 1586, die im Jahre 1599 zum definitiv gültigen Leitfaden der Erziehungs- und Unter richtsaufgaben der Jesuitenschulen ausgestaltet worden war, war auch die Lösung der humanistischen Bildung von den Fesseln der Reformation vollzogen. Damit war eine gut fundierte und zeitgemäß durchdachte höhere Schule geschaffen, die sich länger als ein Jahrhundert behaupten konnte. Fast zur gleichen Zeit (1594, dritte Auflage 1600) veröffentlichte Jacobus Pontanus (Spanmüller aus Brüx in Böhmen) seine ebenfalls fast 100 Jahre gültige Poetik in Ingolstadt und gab damit dem Jesuitendrama eine eigenständige Dramaturgie. Die Ratio studiorum bestimmte Aufbau und Lehrplan des Gymnasiums oder Lyceums,wie die katholische Lateinschule nunmehr genannt wurde.Diese bestand aus sechs Klassen, den scholae inferiores, und zwar der Elementaris oder Parva, Infima, Media,Suprema Grammatica, Poesis und Rhetorica, wobei die Elemen taris als eine Art Einführungsklasse zu verstehen ist. Für jede einzelne Klasse gab es einen genau vorgeschriebenen Lehrplan, für jede Klasse einen Lehrer. Bei geringer Klassenschülerzahl kam es gelegentlich vor, daß ein Lehrer zwei Klassen unterrichtete. Unterrichtssprache und Sprache der Verständigung untereinander

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