500 Jahre Dominikaner und Jesuiten in Steyr

Lutz 15 1713 wurde die Stadt Steyr zum letzten Mal von der Pest heimgesucht. Am 29. August 1727 wurde die halbe Stadt durch einen Großbrand vernichtet. Im Untersdiied zu den leidgeprüften Zölestinerinnen am Berg wurde die Residenz der Jesuiten in Steyrdorf verschont, obwohl die Flammen die Steyrbrücke er faßten. Am 18. Juli 1736 folgte ein schredtliches Hochwasser. Fünf Jahre nach der Brandkatastrophe besuchte Kaiser Karl VI. am 25.Septem ber 1732 die Stadt Steyr und stattete mit seinem Gefolge auch der Niederlassung der Jesuiten einen Besuch ab. Das Geschehen des österreichischen Erbfolgekrieges mit dem Einfall der bairischen und französischen Truppen brachte die Stadt wiederum an den Rand des finanziellen Ruins. Auch die Bautätigkeit der Jesuiten wurde verlangsamt. Das Hochwasser von 1761 riß alle Brücken weg,sodaß die Gläubigen die Kirchen in der Stadt nicht erreichen konnten. Sechs Wochen lang wurden Messen und Andachten in der Kapelle des „Jesuitenschlössels" (Engelshof) abgehalten. Nach dem am 26.und 27.September 1768 die Bevölkerung der Stadt durch Erdbeben erschreckt worden war, veranstalteten die Jesuiten eine Dankprozession, wäh rend bei den Kapuzinern und Dominikanern Messen gelesen wurden. 1770 litten die Stadt und die umliegenden Bauern sehr unter ungünstigem regnerischen Wet ter. Eine schlechte Getreideernte wurde befürchtet. Nach einem Stadtratsbeschluß ersuchte man den Rektor des Jesuitenordens „zur Ausheiterung der Luft" zu jeder vollen Stunde alle Glocken der Jesuitenkirche läuten zu lassen. 1773 verloren die Steyrer durch die Verfügung des Papstes Clemens XIV. eine wichtige religiöse, schulische und kulturelle Einrichtung, die sie einhundertvierzig Jahre vorher erhalten hatten. Von der Aufhebung des Gymnasiums wurde am 18. Dezember 1773 der Stadt durch ein Dekret der Landeshauptmannschaft Mitteilung gemacht. Die Bürger schaft war an einer Erhaltung der Sdmle sehr interessiert. Sie wandte sich mit dringlichen Gesuchen an den kaiserlichen Hof, doch mußte der Magistrat die Ablehnung „schmerzlich" zur Kenntnis nehmen. Weitere Interventionen in Wien und die Einschaltung der Familie Lamberg brachten keinen Erfolg. Bezüglich der Aufhebung der Jesuitenresidenz kam eine Unzahl von Weisungen an die Stadt Steyr. Die Kirchenpröpste hatten nach Linz zu berichten, welches Vermögen dem Normalschulfonds zugewiesen werden könnte. Auch die Außen stände und Forderungen der Niederlassung waren bekanntzugeben. Allfällige Zinsen für das Kapital der Jesuiten hatten an das Einnehmeramt in Linz ab geliefert zu werden. Die Gebäude des Ordens wurden veräußert. Das sogenannte „Jesuitenschlössel" in Ennsdorf kam Ende August 1778 nach einer Versteigerung an den Gastgeb und Mitglied des Äußeren Rates Josef Rienzhofer. Ein Jahr später kaufte der Müllermeister Ignaz Haratzmüller das Seminargebäude. Die endgültige Liquidierung des Jesuitenordens in Steyr vollzog der Kreishaupt mann Franz von Sonnenstein. Als „Güterrevident" fungierte Ignaz Castelli.

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