40 Jahre Ennsleitenkirche - Ausstellung 2010

igarchitektursteyr 5 | 32 AUFTRAGGEBER KIRCHE Von Monsignore Otto Mauer, dem großen Förderer der österreichischen Avantgarde, stammt das Anliegen, „die Kirche an die moderne Kunst heranzuführen“. Gemeinsam wurden Ausstellungen, Tagungen und internationale Kunstgespräche veranstaltet – wie bedeutend war und ist die Rolle Österreichs, im Besonderen sein moderner Kirchenbau für die christliche Gemeinschaft? Schon in den 50er-Jahren erfasste der moderne Kirchenbau ganz Österreich. 1954 entstand in Salzburg-Parsch die erste bedeutende Kirche nach dem Krieg. Die Arbeitsgruppe 4 (Holzbauer, Kurrent, Spalt) verwandelten einen ehemaligen Stall in eine Kirche. Das dunkle Kirchenschiff unter dem niedrigen Gewölbe öffnet sich auf einen strahlend hellen Altarraum, der zum Dach hin geöffnet ist. In Innsbruck setzte Architekt Josef Lackner 1958 in Neu-Arzl ein Zeichen. Dabei hatte der Jesuitenpater Herbert Muck seine Hand im Spiel, der in der Folge bei zahlreichen Bauvorhaben beratend tätig war. In Wien hatte es Monsignore Otto Mauer schwer, er konnte sich im Kunstrat höchst selten durchsetzen. Ein Sonderbereich war die von Prälat Karl Strobl betreute Hochschulgemeinde. Er arbeitete mit Architekt Ottokar Uhl zusammen, der mehrere Kapellen für die Gemeinde gestalten konnte, dazu eine Schülerkapelle im Stift Melk. Das Besondere dieser Kapellen bestand darin, dass der Wortgottesdienst und die Mahlfeier an verschiedenen Orten im Raum gefeiert wurden. Die körperliche Bewegung wurde zum Ausdruck der geistigen Dynamik, die die Gemeinde bewegte. Neben den zahlreichen wenig überzeugenden Kirchen in Wien gibt es doch einige bedeutsame: die neue Florianikirche von Schwarz (1963), die Pfarrkirche Oberbaumgarten von Gsteu (1965), die Glanzinger Pfarrkirche von Lackner (1969) oder die Salvatorkirche von Spalt (1979). In späteren Jahren hat Heinz Tesar mit seiner Christuskirche in der Wiener Donaucity (2000) für internationales Aufsehen gesorgt. Er ist ein Meister der Belichtung: Durch viele kleine Öffnungen kommt das Licht und gibt dem Raum eine eigene Atmosphäre. Von ihm stammt auch eine der bedeutendsten evangelischen Kirchen der letzten Jahre in Klosterneuburg (1995). Bei meiner Rückkehr nach Linz (1958) war hier eine der schönsten Kirchen von Rudolf Schwarz im Bau: St. Theresia. Der hohe, über einem elliptischen Grundriss errichtete Bau hat den Charakter einer Kathedrale. Auch in den folgenden Jahren sind in Oberösterreich neben Steyr-Ennsleite einige bedeutende Kirchen entstanden. Es sei nur an die Kirchen von Roland Rainer in Puchenau (1976) und Leonding (1979) erinnert. Das setzt sich bis heute fort. Während in Deutschland Kirchen verkauft oder abgerissen werden, sind in der Diözese Linz auch in den letzten Jahren beachtliche Bauten entstanden: die Kirche in der ehemaligen Tuchfabrik in Linz-Auwiesen (Schremmer/Jell, 1999), St. Franziskus in Steyr Resthof (Riepl/Riepl, 2001) oder St. Franziskus in Wels-Laahen von Luger/Maul, 2004. St. Franziskus – Wels Laahen (Luger/Maul, 2003/2004) St. Franziskus – Steyr-Resthof (Riepl/Riepl, 2000/2001) Christuskirche Wien Donaucity (Heinz Tesar, 1999/2000)

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