30 Jahre Vorwärts Steyr

Rückblick auf die Geschichte des „Vorwärts“ a) Die prähistorische Zeit Es war freilich nicht immer so, daß begeisterungsfreudige Menschenmengen die Fußballplätze umsäumten; nein, im Gegenteil! Da waren zuerst eine Unmenge von Schwierigkeiten zu überwinden, die von den Behörden, von vielen spießbürgerlich Gesinnten, dem jung aufstrebenden Sport in den Weg geworfen wurden. Daß der Fußball heute eine derartige Rolle im Sportleben der Völker einnehmen kann, ist nur einer verhältnismäßig kleinen Anzahl damals junger Idealisten zu danken. Und darum soll diese Festschrift nicht mit der Gründung des Klubs, also vor dreißig Jahren beginnen, sondern sie soll das Aufleben des Fußballsportes in unserer Heimatstadt von Anfang an schildern. Und so ersteht vor unserem inneren Auge noch einmal das behäbige, gemütliche Leben um die Jahrhundertwende, als auch die Eisenbahn noch nicht allzu fest auf den Schienen stand, sondern mehr noch in ihren Kinderschuhen steckte; als es noch keine Automobile gab, die heute den kleinsten Amateurfußballern in irgendeiner Nebengasse so gern über den heißgeliebten Lederball rollen und als durch die Lüfte fast nur Spatzen und Schwalben flogen; an Flugzeuge oder gar Fußbälle war ja damals überhaupt noch nicht zu denken. Im Sommer 1900 — also genau vor 50 Jahren —■ kickten einige begeisterte Buben so recht und schlecht zum ersten Mal in der alten Eisenstadt Steyr mit dem einzigen Ball, der weit und breit zu finden war. Es war am heutigen ,,Amateur-Platz“, auf einer holperigen Wiese, wo man sich mit dieser aufgeblasenen Rarität, der noch dazu recht oft die Luft ausging, vergnügte. Es war kein gewöhnlicher Ball, dieser erste! Kaufmann Becker aus Linz hatte ihn eigens für seinen Sohn aus dem Mutterlande des Fußballs, aus England mitgebracht, als er von einer Geschäftsreise nach London zurückkehrte. So spielten also Becker jun. und dessen Freunde munter darauf los, ohne jede Regel und ohne überhaupt zu wissen, ob sie Handball, Fußball oder Rugby spielen wollten; demgemäß war auch ihr einziger Erfolg häufig genug ein häusliches Donnerwetter wegen der zerfetzten Schuhe und Kleidung. — Auf Bitten seines Sohnes fuhr Herr Becker schließlich nach Wien, um bei den damaligen „Criketern“ Spielregeln und sonstiges zu erfahren und zu sehen. Daraufhin begannen unsere ruhmreichen Vorgänger regelrechte Spiele mit Torstangen, Linien und Schiedsrichtern und bald begannen auch schon Zuschauer, ungeheure Menschenmengen — zu 20 bis 30 Köpfen, ihr erstes Interesse zu zeigen. Mit der Zeit legten die Spieler ihre Kleidungsstücke, die ihnen beim raschen Lauf hinderlich waren, ab und die kräftigen Männerbeine — nackt bis hinauf zu den Sporthosen — verursachten anfangs bei einigen alten Jungfern, die aber nichtsdestotrotz nicht wegschauten, empörte Herzkrämpfe. — So wurde der „Fußballplatz“ erstmalig in das Stadtgespräch mit einbezogen! Nebenbei wurde von diesem „ersten“ Klub noch Leicht- und Schwer- ahtletik betrieben, Speerwerfen, Steinstoßen, Laufen und Ringen. Die ersten „Elf“ Inhaber jener oben erwähnten „kräftigen Männerwaden“ sollen an dieser Stelle ehrend genannt werden; es waren dies die Jungen: Becker, R e i s i n17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2