Geschichte des katholischen Frauen-Vereins in Steyr

16 Die Festfeier bestand in einer gemeinschaftlichen Messe in der St. Michaels¬ kirche, bei welcher sämmtliche anwesende Mitglieder die heil. Kommunion empfin¬ gen. Das nachmittägige Fest, dessen Feier der hochwürdige Herr Dechant Arminger durch seine Anwesenheit erhöhte, und zu welchem Feste 150 Mitglieder erschienen waren, ward mit dem üblichen Vereinsgebete eröfnet, worauf der geistliche Leiter des Vereines in summarischer Kürze die Thätigkeit des Vereines seit seinem 25jährigen Bestande ziffermäßig nachwies. Der Verein verwendete z. B. aus den Jahresbeiträgen der Mitglieder 9199 fl. ö. W. Bargeld und 6000 Obligationen für wahrhaft bedürftige Arme von Steyr, welche er mit 15.190 Laib Brod, 434½ Metzen Mehl. 80 Klafter und 9.914 Bürdl Holz, 738 Paar Schuhe u. s. w. unterstützte, der persönlichen Liebesopfer an Krankenlagern u. s. w. nicht zu gedenken.) Im Jahre 1862 übernahm der Frauenverein auch die vom hochw. Herrn Kooperator Jakob Wiesinger gegründete Schutzanstalt verwahrloster Mädchen und sorgte theils durch die Gaben der eigentlichen Mitglieder des Vereines, theils durch Heran¬ ziehung anderer edler Wohlthäter von Steyr und Umgebung, daß gedachte Anstalt zum Heile vieler armer Kinder bis zum heutigen Tage existirt und unter Gottes Beistand sichtlich gedeiht. — Nachdem der Leiter des Vereines allen Mitgliedern für alle Opfer an Zeit, Mühe und Geld im Namen der Armen und Schutkinder seinen wärmsten Dank ausgesprochen und dem Vereine ein zweites segenvolles 25jähriges Jubelfest anwünschte, ergriff der hochwürdige Vorstadtpfarrer, Herr Dürnberger, ehemaliger verdienstvoller Leiter des Frauen¬ vereines, das Wort, um in einer längeren, sehr lieben Ansprache, in dessen Inhalt einzugehen zu weit führen würde, unter dem schön gewählten Bilde eines „Vergißmeinnicht“ die verschiedenen Pflichten des Frauenvereines vorzu¬ führen und die Vereinsmitglieder namentlich darauf hinzuweisen, daß in allen guten Werken und edlen Handlungen der christlichen Charitas, Gottes Ehre und des Nächsten Wohl im Auge zu halten sei. — Hochw. Herr Bürgerschul=Katechet Joh. Karstötter, auch ein früherer verdienstvoller Leiter des Frauenvereines spornte in einer ungemein launigen und originellen, mit zahlreichen Vonmots gewürzten Rede die Vereinsglieder an, in der Uebung jegliches Guten nicht zu ermüden, sondern im Gegentheil auch Andere durch gutes Beispiel in Wort und That zur Ausübung werkthätiger Nächstenliebe hinzureißen. Ein liebes Muttergotteslied „Salve Regina, gesungen von den jugendlichen Stimmen der zum Frauenvereine gehörigen Schutzkinder, die (23 an der Zahl unter der Aufsicht ihrer Erzieherinnen, der ehrw. Kreuzschwestern, im Festlokale erschienen waren, erhöhte die Feier des lieblichen Festes. Das übliche Schlu߬ gebet, sowie ein Gebet für die im Herrn entschlafenen zwei geistlichen Leiter, zwei Vorsteherinnen und alle anderen zahlreichen verstorbenen Mitglieder des Vereines beendete die so ansprechende Jubelfeier Möge der Vergelter alles Guten in seiner Erbarmung dem katholischen Frauenverein von Steyr, dessen Vorsteherin gegenwärtig Frau Franziska Reder ist, noch viele Jahre eines glücklichen und segensvollen Bestandes schenken!" *) Dieser ziffermäßige Nachweis war blos bis Ende 1873 berechnet.

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